Rückblick zum Treffen in der Pfalz (6)
Wie bereits am Ende des letzten Beitrags erwähnt, holte uns Barbara Thomas, die Museumsleiterin Rheinzaberns, an der Gartentür von Peter Hamburgs Garten ab und führte uns zum nahegelegenen Eingang des Kindergartens, wo die „Römischen Brennöfen“ untergebracht sind.
Gerade an dieser Stelle führte die ehemalige Haupthandelsroute der Römer nördlich der Alpen von Mainz nach Basel vorbei: die zentrale Nord-Süd-Achse des römischen Straßensystems.
Schon 40 n. Chr. waren Fachleute aus den Reihen des Militärs, die sich mit dem Bau von Brennöfen und der Herstellung von Ziegeln und Gebrauchskeramik auskannten, von den beiden Legionen in Mainz weiter südlich an die Tonlagerstätten der Südpfalz (die schon im Altertum bekannt waren) beordert worden.
Zwischen 150 und 270 n. Chr. entstand in Rheinzabern die größte Keramikproduktion nördlich der Alpen. Im Jahr 200 n. Chr. war Tabernae (Röm. Name für Rheinzabern) auf rund 5000 Einwohner angewachsen (wie etwa heutige Einwohnerzahl). Laut Barbara Thomas waren ganze Straßenzüge entstanden. In den langgestreckten Hinterhöfen wurden Schlämmbecken, Töpferscheiben und Brennöfen betrieben. Etwa 150 Öfen haben Archäologen bei Ausgrabungen und Prospektionen mit Magnetometer bislang entdeckt.
Die einzigen sichtbaren Spuren davon sind die Sockel der beiden Brennöfen im Kindergarten Rheinzaberns, die wir bei unserer ersten Führung am späten Nachmittag unter Führung von Barbara Thomas besichtigen durften.
Seite an Seite die beiden Brennöfen:
- links hinten der Ziegelofen zur Herstellung von Dachziegeln ...
- rechts vorne der Terra-Sigillata-Ofen zur Herstellung von Gebrauchsmaterialien wie Töpfe, Teller, Tassen, Krüge ...
In der Mitte ein Nachbau des Röhrensystems, mit dessen Hilfe das Brenngut auch gestapelt wurde (Mehr dazu konnten wir später im Terra-Sigillata-Museum in Rheinzabern erfahren.)
An den beiden freigelegten Exemplaren kann man die unterschiedliche Bauweise von Öfen für Ziegel und Terra Sigillata gut ablesen:
- Bei Ziegelöfen wurde die heiße Luft des Feuers direkt mitsamt dem Qualm, der fliegenden Asche und Abgase durch das Brenngut geleitet.
- Terra Sigillata aber muss oxidierend brennen, also mit Sauerstoffzufuhr – ohne sie entsteht ihr historischer Vorläufer Terra Nigra. (Ausstellungsstücke hierzu sind im Terra-Sigillata-Museum in Rheinzabern als Leihgabe des Historischen Museums in Speyer ausgestellt.) Im Ofen wurde die heiße Luft eines Feuers durch ein Doppel-Röhrensystem geleitet. Es war so ausgeklügelt, dass es auch als Stellage für Töpfe, Schalen, Vasen , Teller und Becher diente. (sh Foto oben – oder ein Nachbau im Terra-Sigillata-Museum in Rheinzabern)
Das Foto links (Fotos von einer Führung im Mai 2024 am Tag der Offenen Museen) macht deutlich, dass man nicht ganz an die Öfen heran kann. Ein Schild weist darauf hin: Nicht berühren. Vor dem Zerfall schützt auch eine gewisse Raumtemperatur.
Beim Rundgang kann man an beiden Brennöfen gut das Röhrensystem erkennen. Genauso wie das rechte Foto einen Einblick in das Innere des Terra-Sigillata-Ofens gewährt, so auch auf der gegenüberliegenden Seite in das Innere eines Ziegel-Brennofens.
Wie im Beitrag schon öfters erwähnt, kann man im Terra-Sigillata-Museum in Rheinzabern mehr erfahren. Deshalb war unser nächstes Ziel an diesem Tag das etwa 400 m entfernte Museum. Mehr dazu im nächsten Beitrag.
Kommentare (5)
@barbarakary Vielen Dank für deinen Beitrag -
Genau wie du habe ich die Geschichte meiner Heimat (ab 1943) miterlebt: Ziegelei in Jockgrim, Gründung der Verbandsgemeinde, Ausgrabungen und Aufbau des Museums ... Dennoch muss ich manches nachlesen, erkunden. Doch "Geschichte der Heimat" ist unheimlich spannend und muss für unsere Nachkommen erhalten bleiben.
Der Heimatverein der Gemeinde Hatzenbühl übrigens spielte letztes Wochenende 3 Episoden von früher: Schlachten, Büscheln, 70. Geburtstag in den 50er Jahren - auch mit Filmen ... ein sehr rühriger Verein, der die Geschichte der Heimat in vielen Aktionen festhält.
Alles Gute wünscht dir und deiner Familie Helga
@schwabika Vielen Dank! Dann sollte ich doch mal wieder die Hatzenbühler Seite aufrufen! Es gab doch auch einmal eine Chronik....
Auch Dir alles Gute - barbarakary
Liebe schwabika,
ich bin nur eine "Mitleserin" Eures Treffens, bzw.Deiner Reportage des Treffens...Du hast alles derart ausführlich erklärt und geschildert mit den guten Fotos, dass ich ich meinen könnte, dabei gewesen zu sein....
dafür "verdienst " Du ein Lob
mit Freude, Dank und lieben Gruß aus dem Rheinland
herzlichst ladybird-Renate
@ladybird Hallo Renate, vielen Dank für deinen Kommentar. Geschichte in Rheinzabern ist sehr lebendig. Vielleicht hörst du den Namen Rheinzabern auch in anderen Museen, denn überall (weltweit) trifft man auf Spuren (vor allem durch Ludowici).
Liebe Grüße aus der Pfalz
Helga
Vielen Dank, liebe Schwabika, für all die schönen Rückblicke auf das Treffen in der Pfalz! Du hast Dir viel Arbeit damit gemacht! Interessant war für mich besonders die Entstehungszeit des Rathauses in Jockgrim, wohnte ich doch damals in Hatzenbühl. Allerdings wusste ich nicht mehr, was alles wann in der Umgebung entstand! Es freut mich auch, dass unsere frühere Metzgerei immer noch gute Waren liefert!
Was nützt es, wenn eine Gegend eine Reise wert ist, aber dann die entsprechenden Lokalitäten fehlen! Da kann man sich auch fragen, was fehlte zuerst....
Liebe Grüße - barbarakary