Herzkatheter
Da habe ich heutemorgen mein Liebes ins Krankenhaus begleitet. Ich mochte und konnte es doch nicht so alleine fahren lassen, auch wenn der Weg zum Klinikum kein Problem darstellt. Nein, ich konnte da einfach nicht zu Hause zurückbleiben, das Liebe geht den Weg nach „Canossa“, weil man doch nun auch wissen will, was die Ursache des einen und anderen Symptoms sein könnte.
Selbst habe ich diese Untersuchung an mir schon einmal mitgemacht – man geht ja mit Vertrauen hin, ahnt nicht, welche Gefahren in dem Prozess stecken, da helfen keine Belehrungen, die man da vorgelegt bekommt, sie lesen und verstehen soll, nicht schlauer als zuvor. Auch, wenn das Liebe eben diese Untersuchung schon einmal vor Jahren mitgemacht hatte, also wusste, was das bedeutet, besorgt sind wir Beide. Was kommt dabei raus, was wird dann geschehen, damit – sind wir doch auch schon einige Dekaden älter als damals – wir doch weiterhin so frohe Tage zusammen verleben können.
Das Handy war die Verbindung, wir nutzten es, gab es uns Beiden das Gefühl, hier wie da nicht alleine, nicht allein gelassen zu sein. Und sehr bald kam die Nachricht, dass man mit dem Herz-Katheter keine Befunde feststellen konnte, dass das Herz normal gesund sei und auch das, was es vor langer Zeit als Stützen erhalten hatte. Erleichterung! Wirkliche Erleichterung? Nichts gefunden? Was heißt das im Gesamtbefund?
Noch steht das CT aus, das wird in einer Woche gemacht. Die bange Frage: „Und wenn man auch da nichts findet?“ Mädel! Lasse die Sache erst einmal rankommen! Vertraue doch den Ärzten, auf die Du bisher gebaut hast! Du hast unter ihnen doch einen Freund, der vielleicht Dein Schwiegersohn geworden wäre, wenn … Du sagtest, dass du von ihm an allen Wartenden vorbei geholt wurdest. Du bist nicht bloß Patient. Und er wird dein Krankenblatt nicht so beiseite legen, wie er es vielleicht normalerweise tun würde.
Und das gibt mir so den Willen, weiter ganz an Deiner Seite zu stehen, du hast keinen Grund, zu glauben, dass ich vielleicht von dir ginge, wenn du nicht mehr so mobil, so lebendig, so fröhlich sein kannst, wie ich dich liebe und verehre.
Ich bin von der Klinik, nachdem ich dich „eingeliefert“ habe, mit der Tram zum Alex gefahren, der kam mir ohne dich an meiner Seite wieder so triste vor. Ich nahm die S-Bahn bis Friedrichstraße, stapfte hinunter zur Süd-Nord und fuhr bis Bornholmer, um da die Bahn zum Plänterwald zu nehmen. Die Fahrerei macht überhaupt keinen Spaß – du weißt doch, wie gerne wir Beide durch die Stadt, durch unser Berlin, wandern.
Ich habe es nach deinen Anrufen aus dem Klinikum einfach nicht mehr zu Hause ausgehalten, fragte nach, ob ich zu dir kommen sollte. Ich sollte, aber eben auch die Karten mitbringen, Canasta. So lange dauert die Fahrt gar nicht einmal. Fast eineinhalb Stunden haben wir gekartelt – es tut mir so leid: anfangs schlugst du mich, doch am Ende musste ich mich schämen, weil ich doch mehr Punkte eingesammelt hatte. Ich musste dich da lassen, morgen darfst du erst heim – zu mir!
Schlafe gut, ohne mich, der dein Schnarchen im Schlaf so gut überhören kann – ob deine Zimmergenossin das auch so gut kann? Morgen hole ich dich so ab, wie du es magst: Landsberger Allee oder erst am Plänterwald – das Handy wird’s schon richten. Gute Nacht.
ortwin
Selbst habe ich diese Untersuchung an mir schon einmal mitgemacht – man geht ja mit Vertrauen hin, ahnt nicht, welche Gefahren in dem Prozess stecken, da helfen keine Belehrungen, die man da vorgelegt bekommt, sie lesen und verstehen soll, nicht schlauer als zuvor. Auch, wenn das Liebe eben diese Untersuchung schon einmal vor Jahren mitgemacht hatte, also wusste, was das bedeutet, besorgt sind wir Beide. Was kommt dabei raus, was wird dann geschehen, damit – sind wir doch auch schon einige Dekaden älter als damals – wir doch weiterhin so frohe Tage zusammen verleben können.
Das Handy war die Verbindung, wir nutzten es, gab es uns Beiden das Gefühl, hier wie da nicht alleine, nicht allein gelassen zu sein. Und sehr bald kam die Nachricht, dass man mit dem Herz-Katheter keine Befunde feststellen konnte, dass das Herz normal gesund sei und auch das, was es vor langer Zeit als Stützen erhalten hatte. Erleichterung! Wirkliche Erleichterung? Nichts gefunden? Was heißt das im Gesamtbefund?
Noch steht das CT aus, das wird in einer Woche gemacht. Die bange Frage: „Und wenn man auch da nichts findet?“ Mädel! Lasse die Sache erst einmal rankommen! Vertraue doch den Ärzten, auf die Du bisher gebaut hast! Du hast unter ihnen doch einen Freund, der vielleicht Dein Schwiegersohn geworden wäre, wenn … Du sagtest, dass du von ihm an allen Wartenden vorbei geholt wurdest. Du bist nicht bloß Patient. Und er wird dein Krankenblatt nicht so beiseite legen, wie er es vielleicht normalerweise tun würde.
Und das gibt mir so den Willen, weiter ganz an Deiner Seite zu stehen, du hast keinen Grund, zu glauben, dass ich vielleicht von dir ginge, wenn du nicht mehr so mobil, so lebendig, so fröhlich sein kannst, wie ich dich liebe und verehre.
Ich bin von der Klinik, nachdem ich dich „eingeliefert“ habe, mit der Tram zum Alex gefahren, der kam mir ohne dich an meiner Seite wieder so triste vor. Ich nahm die S-Bahn bis Friedrichstraße, stapfte hinunter zur Süd-Nord und fuhr bis Bornholmer, um da die Bahn zum Plänterwald zu nehmen. Die Fahrerei macht überhaupt keinen Spaß – du weißt doch, wie gerne wir Beide durch die Stadt, durch unser Berlin, wandern.
Ich habe es nach deinen Anrufen aus dem Klinikum einfach nicht mehr zu Hause ausgehalten, fragte nach, ob ich zu dir kommen sollte. Ich sollte, aber eben auch die Karten mitbringen, Canasta. So lange dauert die Fahrt gar nicht einmal. Fast eineinhalb Stunden haben wir gekartelt – es tut mir so leid: anfangs schlugst du mich, doch am Ende musste ich mich schämen, weil ich doch mehr Punkte eingesammelt hatte. Ich musste dich da lassen, morgen darfst du erst heim – zu mir!
Schlafe gut, ohne mich, der dein Schnarchen im Schlaf so gut überhören kann – ob deine Zimmergenossin das auch so gut kann? Morgen hole ich dich so ab, wie du es magst: Landsberger Allee oder erst am Plänterwald – das Handy wird’s schon richten. Gute Nacht.
ortwin
Kommentare (8)
Gillian
Lieber Ortwin, ich hab es es mit meinem Mann (76) auch gerade hinter mir.
Du beschreibst ganz wunderbar, wie man sich als liebender, aber doch so hilfloser Angehöriger dabei fühlt.
Bei meinem Liebsten wurde was gefunden und er soll demnächst einen Herzschrittmacher bekommen. Wie ich von allen Seiten höre, soll das millionenfach problemlos funktionieren. Ich will es nur allzu gerne glauben und hoffe weiter auf noch einige Jahre gemeinsames Leben.
Auch Dir und Deiner Frau alles alles Gute!
Gisela
Du beschreibst ganz wunderbar, wie man sich als liebender, aber doch so hilfloser Angehöriger dabei fühlt.
Bei meinem Liebsten wurde was gefunden und er soll demnächst einen Herzschrittmacher bekommen. Wie ich von allen Seiten höre, soll das millionenfach problemlos funktionieren. Ich will es nur allzu gerne glauben und hoffe weiter auf noch einige Jahre gemeinsames Leben.
Auch Dir und Deiner Frau alles alles Gute!
Gisela
ortwin
Mein Liebes sollte doch gleich bei der Entlassung hinüber zu dem Kardiologen, dem befreundeten Arzt, gehen. Das haben wir nicht gemacht. Zuhause - bei mir residierten wir gerade - ergab die telefonische Rückmeldung beim Arzt, dass man auf "uns" schon warte.
Also sind wir Beide - was sollte ich da zu Hause abwarten?! - wieder los, eine halbe Stunde später waren wir da. Das Wartezimmer war voll, na dann wollen wir geduldig warten. Und da kam dann auch unmittelbar der Aufruf, erst einmal zum Blutabzapfen (wenn du glaubst, mit einmal "gezapft" wären alle Daten erfasst: Pustekuchen). Und nach einer relativ kurzen Wartepause hin zum Doktor: "Darf er mitkommen?" Ich durfte mit hinein, eine herzliche Begrüßung, mich mit einschließend. Und dann wurde fachpalavert - ein Arzt, der alles anspricht, kein einzelnes AusderNaseziehen. Er hatte sich schon am Tag zuvor das Ergebnis rübergeholt - also kein Lapidarfall.
Nun müssen wir weitersehen, dass wir rausfinden, warum das Herz mit der Lunge nicht genügend koaliert. Kein Grund zur Beunruhigung. Aber es ärgert einen schon, wenn man total kaputt ist beim Treppensteigen (z.B. von Ostkreuz-tief nach Ostkreuz-hoch, der gigantischen Baustelle), oder dass man nicht mehr die 13 km/h - radlergeschwindigkeit schafft - Mädel, du wirst einundsiebzig! "Und du bist achtzig und haust mir ab!"
Ich habe dich heutenachmittag zu Deinem Zuhause gefahren - was soll ich wieder zu mir zurückfahren?! Es wird wieder ein schöner Abend werden. Morgen ist Morgen, mit dem Aufwachen wird entschieden, was wir nun wirklich mit dem neuen Tag anfangen werden.
ortwin
Also sind wir Beide - was sollte ich da zu Hause abwarten?! - wieder los, eine halbe Stunde später waren wir da. Das Wartezimmer war voll, na dann wollen wir geduldig warten. Und da kam dann auch unmittelbar der Aufruf, erst einmal zum Blutabzapfen (wenn du glaubst, mit einmal "gezapft" wären alle Daten erfasst: Pustekuchen). Und nach einer relativ kurzen Wartepause hin zum Doktor: "Darf er mitkommen?" Ich durfte mit hinein, eine herzliche Begrüßung, mich mit einschließend. Und dann wurde fachpalavert - ein Arzt, der alles anspricht, kein einzelnes AusderNaseziehen. Er hatte sich schon am Tag zuvor das Ergebnis rübergeholt - also kein Lapidarfall.
Nun müssen wir weitersehen, dass wir rausfinden, warum das Herz mit der Lunge nicht genügend koaliert. Kein Grund zur Beunruhigung. Aber es ärgert einen schon, wenn man total kaputt ist beim Treppensteigen (z.B. von Ostkreuz-tief nach Ostkreuz-hoch, der gigantischen Baustelle), oder dass man nicht mehr die 13 km/h - radlergeschwindigkeit schafft - Mädel, du wirst einundsiebzig! "Und du bist achtzig und haust mir ab!"
Ich habe dich heutenachmittag zu Deinem Zuhause gefahren - was soll ich wieder zu mir zurückfahren?! Es wird wieder ein schöner Abend werden. Morgen ist Morgen, mit dem Aufwachen wird entschieden, was wir nun wirklich mit dem neuen Tag anfangen werden.
ortwin
finchen
reck die Nase in den Wind und laß Dir die Angst aus den Haaren wehen. Alle drücken die Daumen noch dazu, und alles wird gut.
Mit vielen Genesungswünschen und viele schöne gemeinsame Jahre.
Dein Moni-Finchen
Mit vielen Genesungswünschen und viele schöne gemeinsame Jahre.
Dein Moni-Finchen
nixe44
Hallo Ortwin,
schön Deine Liebeserklärung zu Deinem Mädchen, davon kann die jüngere Generation viel
lernen.
Ich lese gern in Deinem Blog, weil Deine Geschichten so lebensnah sind.
Man spürt beim Lesen Deine Begeisterung und Anteilnahme am täglichen Leben.
Auch weckt Berlin in mir viele positive Erinnerungen, auch wenn es nur im Ostteil war.
Ich wünsche Dir und Deinem Mädchen noch viele schöne Jahre.
Liebe Grüße
Monika
schön Deine Liebeserklärung zu Deinem Mädchen, davon kann die jüngere Generation viel
lernen.
Ich lese gern in Deinem Blog, weil Deine Geschichten so lebensnah sind.
Man spürt beim Lesen Deine Begeisterung und Anteilnahme am täglichen Leben.
Auch weckt Berlin in mir viele positive Erinnerungen, auch wenn es nur im Ostteil war.
Ich wünsche Dir und Deinem Mädchen noch viele schöne Jahre.
Liebe Grüße
Monika
Traute
Ich konnte Dein Herz sehen, Du bist all der Liebe wert, die Du Deinem Mädchen gibst und den Trost in ihren bangen Stunden.
Ganz herzliche Genesungswünsche, für Deine Partnerin, damit es Dir dann auch wieder wohler geht.
Mit freundlichen Grüßen,
TrauteTraute(Traute)
Ganz herzliche Genesungswünsche, für Deine Partnerin, damit es Dir dann auch wieder wohler geht.
Mit freundlichen Grüßen,
TrauteTraute(Traute)
sissismam
eine schönere liebeserklärung habe ich selten gelesen.
wunsche deiner frau und dir noch viele schöne gesunde jahre.
lg
wunsche deiner frau und dir noch viele schöne gesunde jahre.
lg
noch viele schöne und reisfreudige Jahre zusammen erlebt!Genießt einfach jede Stunde
zusammen,dann kann kommen was will ! Zu zweit schafft man alles,wenn man nur zusammen hält!Aber das weißt du ja auch selbst! Viel viel Glück Euch beiden!
Man kann deine Frau beneiden für so einen liebvollen Partner den sie an der Seite hat!
Alles Gute! berta