Tanz des Windes
Die Straße lag still und verlassen, nur der Wind war ihr ständiger Begleiter. Er strich durch die Bäume, spielte mit den letzten Herbstblättern und flüsterte Melodien, die niemand außer ihm kannte. Für Marie war der Wind kein bloßes Wetterphänomen; er war ein Wesen voller Leben und Launen.
An jenem Abend stand sie am Fenster ihres kleinen Dachgeschosszimmers. Der Wind hatte sich erhoben, wuchs zu einem wilden Sturm heran und rief sie wie ein alter Freund. Sie konnte dem Drang nicht widerstehen, ihre Jacke überzuwerfen und hinauszugehen.
Kaum hatte sie die Tür geöffnet, ergriff der Wind ihre Haare, zog an ihrer Kapuze und schien sie spielerisch auffordern zu wollen, ihm zu folgen. Marie lachte leise, trat auf die Straße hinaus und ließ sich von ihm treiben. Er war überall um sie herum, sanft und doch bestimmt. Die Laternen schwankten leicht, und die Blätter wirbelten in einem Tanz, den nur der Wind dirigieren konnte.
Mit jedem Schritt fühlte sie sich freier, als würden ihre Sorgen sich auflösen und mit dem Wind davonfliegen. Sie schloss die Augen, hob die Arme und spürte, wie der Wind sie umschloss. Es war, als würde er ihr Geheimnisse zuflüstern, Geschichten von fernen Orten, von Meeren, Bergen und unendlicher Freiheit.
Plötzlich war es, als hätte der Wind eine besondere Botschaft für sie. Er lenkte sie zum alten Park am Ende der Straße, wo eine mächtige Kastanie stand. Ihre Äste bogen sich unter seinem Druck, doch sie blieb standhaft, tief verwurzelt. Marie berührte die raue Rinde des Baumes und verstand. Der Wind wollte ihr zeigen, dass Freiheit und Verwurzelung keine Gegensätze waren, sondern sich ergänzen konnten.
Als sie nach Hause zurückkehrte, fühlte sie sich leicht und zugleich geerdet. Der Wind begleitete sie bis zur Tür und ließ noch einmal sanft ihre Haare flattern, bevor er weiterzog, um an einem anderen Ort seine Geschichten zu erzählen. Doch für Marie würde er immer ein Freund bleiben, ein Bote der Freiheit und der Verbundenheit.
Kommentare (2)
doep56
@Syrdal,
vielen Dank für diese poetischen Zeilen, die wie Balsam für die Seele wirken. Der Gedanke, den Wind als Träger unserer Sorgen und Bringer neuer Lebensfreude zu sehen, ist inspirierend und berührend. Es ist ein wahrer Schatz, solche Worte lesen und in sich aufnehmen zu dürfen. Dankeschön! 🌬️✨
Wirf in den Wind all deine Sorgen,
er greift sie, nimmt sie mit sich fort
und dir ersteht ein heller Morgen
am altvertrauten Lebensort,
nichts wird dich künftig noch bedrücken,
der Wind bläst alles rasch hinweg,
Lebensfreude wird dich beglücken,
dies sei fortan dein Privileg.
...das wünscht dir
Syrdal