Keiner hat dich gefragt
Wir haben so vieles auf dem Weg mit dir erlebt, erlernt, so vieles von dir auf den unbekannten Weg mitbekommen, wir haben nicht gefragt, wie du das gemacht hast, wie du die Lösungen gesucht und gefunden hast, wir haben aber immer gewusst, dass du es für uns getan hast, du, die du uns als Mutter vorlebtest, die uns beschützte, die uns tröstend über den Kopf strichst, die für uns auch Fürsprache bei Vater eintrug. Wir glaubten, dass das so sein müsste, fragten kaum oder nicht danach.
Fast möchte ich sagen, dass deine Liebe und Fürsorge so stark war, dass wir glaubten, dass es nur so und nicht anders sein konnte, wir eben nicht hinterfragten. Vielleicht ein Manko im Werden und Wachsen. Die Liebe, die du unserem Vater angedeihen ließt, war zugleich dein Steuerelement im Zusammenhalt der Familie hindurch die sechs Jahre Krieg, die folgenden Jahre des Wartens auf eine Wohnung und Vaters Neuanfang nach dreiundzwanzig Jahren, und die Jahre mit dem Starten deiner/eurer Kinder nach und nach hinaus in ihr eigenverantwortliches Leben.
Du verbargst manches Dilemma der Kinder vor dem Vater. Du tröstetest ihn und uns. Wo hast du jemals ein Ohr für das, was du in dich hinein nahmst, gefunden? Und hast du wahre Antwort abgegeben? Hättest du etwas in deiner Haltung geändert?
Keiner, liebe Mutter, hat dich gefragt – du wärst doch weiter mit deiner Diplomatie ganz für dich geblieben, hast ja immer nur Fröhlichkeit, auch in schweren Tagen, von dir gegeben. Wie traurig für Sehende, dein Älterwerden miterleben zu müssen und nur zu wissen, dass du dein selbst gesetztes Ziel wohl doch nicht erreichen solltest, einhundert Jahre leben zu dürfen, zu erreichen. Dein Motor schaffte es nur auf achtundneunzig.
Du hast uns deine und Vaters Briefe hinterlassen. So kann man vieles nachlesen, was euch Beide bewegte, belastete und erfreute, wenn ein Zusammensein nicht möglich war. Der Leser kann nur staunen. Aber zugleich hat er das Gefühl: Mutters Hand streicht dir über den Kopf, ist doch noch da.
Ist es schlimm, wenn wir dich nicht gefragt haben?
Fast möchte ich sagen, dass deine Liebe und Fürsorge so stark war, dass wir glaubten, dass es nur so und nicht anders sein konnte, wir eben nicht hinterfragten. Vielleicht ein Manko im Werden und Wachsen. Die Liebe, die du unserem Vater angedeihen ließt, war zugleich dein Steuerelement im Zusammenhalt der Familie hindurch die sechs Jahre Krieg, die folgenden Jahre des Wartens auf eine Wohnung und Vaters Neuanfang nach dreiundzwanzig Jahren, und die Jahre mit dem Starten deiner/eurer Kinder nach und nach hinaus in ihr eigenverantwortliches Leben.
Du verbargst manches Dilemma der Kinder vor dem Vater. Du tröstetest ihn und uns. Wo hast du jemals ein Ohr für das, was du in dich hinein nahmst, gefunden? Und hast du wahre Antwort abgegeben? Hättest du etwas in deiner Haltung geändert?
Keiner, liebe Mutter, hat dich gefragt – du wärst doch weiter mit deiner Diplomatie ganz für dich geblieben, hast ja immer nur Fröhlichkeit, auch in schweren Tagen, von dir gegeben. Wie traurig für Sehende, dein Älterwerden miterleben zu müssen und nur zu wissen, dass du dein selbst gesetztes Ziel wohl doch nicht erreichen solltest, einhundert Jahre leben zu dürfen, zu erreichen. Dein Motor schaffte es nur auf achtundneunzig.
Du hast uns deine und Vaters Briefe hinterlassen. So kann man vieles nachlesen, was euch Beide bewegte, belastete und erfreute, wenn ein Zusammensein nicht möglich war. Der Leser kann nur staunen. Aber zugleich hat er das Gefühl: Mutters Hand streicht dir über den Kopf, ist doch noch da.
Ist es schlimm, wenn wir dich nicht gefragt haben?
ortwin
Kommentare (4)
tilli †
Lieber Ortwin - immer schöner sind deine geschriebene Erinnerungen. Ich hatte ja die Möglichkeit schon viele deine Blogs von deiner Kindheit und deiner Mutter zu lesen. Diese Erinnerung geht ins Herz. Ich danke dir.
Henryk hat ja geschrieben "so von der Mutter zu schreiben , das kann bloß ein Sohn der seine Mutter sehr geliebt hat". Das ist so só schön.
Jeder Mensch hat Erinnerungen an seine Kindheit, manchmal sind es auch traurige. Nicht jeder kann sie so beschreiben.
Viele Grüße Tilli
Henryk hat ja geschrieben "so von der Mutter zu schreiben , das kann bloß ein Sohn der seine Mutter sehr geliebt hat". Das ist so só schön.
Jeder Mensch hat Erinnerungen an seine Kindheit, manchmal sind es auch traurige. Nicht jeder kann sie so beschreiben.
Viele Grüße Tilli
ehemaliges Mitglied
..das kann nur dieser Sohn schreiben,der die Mutter sehr geliebt hat....Juni(henryk)
Henryk
Henryk
Traute
Das geht mir durch und durch. Was für eine Mutter Du so lange haben durftest!
Wenn ich auf das Bild sehe, das erste, es spricht Bände, der Brief, sicher von einem ihrer Kinder ist wichtiger als all die Geschenke...
Meine Mutter durfte nur 60 Jahre weniger leben. Ich denke wie Du, heute noch an sie und bin so glücklich zwei Bilder von einer West-Tante bekommen zu haben. Vorher wusste ich nur noch im Traum, wie sie aussah, wenn ich aufwachte war kein Bild mehr da.
So sollte man seine Eltern achten und ehren, wie Du es machst.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
Wenn ich auf das Bild sehe, das erste, es spricht Bände, der Brief, sicher von einem ihrer Kinder ist wichtiger als all die Geschenke...
Meine Mutter durfte nur 60 Jahre weniger leben. Ich denke wie Du, heute noch an sie und bin so glücklich zwei Bilder von einer West-Tante bekommen zu haben. Vorher wusste ich nur noch im Traum, wie sie aussah, wenn ich aufwachte war kein Bild mehr da.
So sollte man seine Eltern achten und ehren, wie Du es machst.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
es schlägt, wenn es gebrochen ist..ist es zu spät.
Als Kind nimmt man alles als selbstverständlich an und
Du mußt nicht traurig sein, daß Du "Nicht gefragt hast"!
Deine Mutter hat es aus Liebe zu Dir getan und Du hast die Wurzeln ihrer Liebe immer noch in Dir.
Sie wird in Deinen Gedanken immer leben und hat Dir
viel wichtige Werte für das Leben hinterlassen.
Behalte diese schöne Erinnerung immer.
hrzlich Monika