Wir sollten doch mal wieder …
„Wir sollten doch mal wieder ein Theater besuchen“.
Schnell mal ins Internet geschaut. Auf zum Alex in Stadtmitte und nach günstigen Karten im Residenztheater gefragt. Und wir fanden etwas, was so ganz in unsere Zeit und Rolle passt:
»blütenträume« „flirtkurs 55+“ von Lutz Hübner.
Eine Stunde hatten wir noch Zeit bis zum Einlass. So fuhren wir ein Stück mit dem Bus und stiegen kurz vor dem Ziel, Knesebeckstraße Ecke Hardenbergstraße in Charlottenburg aus. Noch Zeit zum Kaffeetrinken (Laufen macht durstig) im Gegenüber. Wir hatten Balkon links bekommen.
Im Programmheft finden wir u.a. von Eric Butterworth die Weisheit:
»Das mittlere Alter ist nicht der Anfang vom Ende sondern das Ende vom Anfang«
Oder Friedrich Hebbel meinte:
»Man altert nur von 25 bis 30. Was sich bis dahin erhält, wird sich wohl auf immer erhalten«
Oder Albert Einstein wusste:
»Am Anfang gehören alle Gedanken der Liebe. Später gehört dann alle Liebe den Gedanken«
Oder Coco Chanel schwörte:
»Alter schützt vor Liebe nicht, aber Liebe vor dem Altern«
Und was wir nun erlebten, fing schon damit an, dass die Bühne quadratisch weiß bezogen über den abgedeckten Orchestergraben hinaus in den Saal ragte. Die abgebauten Sitzreihen standen nun in dem Bereich, wo sonst das Theater Platz hatte. Also nahmen da Besucher Platz – und die Schauspieler mussten in dem Stück sich sowohl nach vorne als auch nach hinten posieren. Patsch.
Was wurde uns geboten? Richtig gehender Alltag 55plus! Acht Stühle, weiß, acht nein neun Schauspieler wetzten aufgeregt in dem Karree herum – ängstlich schaute man auf die hohe Vase mit den Kunstblumen, wer sie wohl in dem Wirbeln erwischen würde. Ein Kursus wurde abgehalten, wie sich Menschlein in unserem Alter, 55+, verhalten könnten und sollten. Da passte eine Mitvierzigerin nun gar nicht hinein. Und jeder war mit Erwartungen und Vorstellungen zum Kursus gekommen.
Konflikte, Konflikte. Typisch gespickt mit alltäglichen Vorurteilen, man ahnte sie schon und prompt wurden sie auch vorgespielt. Der Neunte, der Kursleiter verzweifelte immer und immer wieder, nahm er seine mitgebrachte Wasserflasche einige Male im Abgang mit, versuchte es erneut und kam wieder nicht zum Erfolg. So ging das bis zur obligatorisch eingebauten Pause. Bühnen-Umbau.
Wir wechselten etwas mehr zur Bühne hin, damit man alles besser verstehen konnte, denn die Stimmen der hervorragend agierenden Schauspieler durften ja nicht immerzu schreien, sie hatten da Wortgefechte – wer kennt das nicht aus eigener Erfahrung?! So fing der zweite Teil prompt mit dem Beseitigen der von den Bühnenarbeitern stehen gelassenen Leiter. Und von allen vier Ecken oder von der Seite trudelten die Acht von vorhin so nach und nach wieder ein. Paarweise Dialoge zwischen den sich nach und nach zu Paaren verbindenden Kursus-Teilnehmer. Einfach fantastisch. Bier-Kästen gesellten sich zu den acht Stühlen, aus Wasser wurde Sekt oder Schnaps. Tanzmusik vom Band. Eine tolle Fete wuchs heran. Ein Schauspieler spielte zur Klampfe. Diese Mimik dazu. Ja der Frohsinn zwischen Humor und Tragik, das Ganze so menschlich, herzlich. Man konnte sich fast zu Hause fühlen – alles doch irgendwie auch durchgemacht.
Ein gelungener Abend. Klar, dass wir zu Hause alles noch einmal durchkauten, uns noch einmal über den Stoff amüsierten. Bis zum nächsten Mal!
Und noch was: Die Uraufführung des Stückes war am 24.November 2010 - eben der Tag, an dem ich das Domizil in Ingolstadt geräumt hatte, mit meinem Smart auf der A9 gen Berlin fuhr, wegen einer Bombenentschärfung bei Leipzig von der Autobahn herunter musste, aber schließlich um 20 Uhr in Berlin ankam, in meinem neuen Zuhause herzlich empfangen wurde, der Umzugswagen war gerade mit dem Ausladen fertig geworden. So bin ich eben auch zu Hause angekommen, nach 65 Jahren im westdeutschen "Ausland".
ortwin
Schnell mal ins Internet geschaut. Auf zum Alex in Stadtmitte und nach günstigen Karten im Residenztheater gefragt. Und wir fanden etwas, was so ganz in unsere Zeit und Rolle passt:
»blütenträume« „flirtkurs 55+“ von Lutz Hübner.
Eine Stunde hatten wir noch Zeit bis zum Einlass. So fuhren wir ein Stück mit dem Bus und stiegen kurz vor dem Ziel, Knesebeckstraße Ecke Hardenbergstraße in Charlottenburg aus. Noch Zeit zum Kaffeetrinken (Laufen macht durstig) im Gegenüber. Wir hatten Balkon links bekommen.
Im Programmheft finden wir u.a. von Eric Butterworth die Weisheit:
»Das mittlere Alter ist nicht der Anfang vom Ende sondern das Ende vom Anfang«
Oder Friedrich Hebbel meinte:
»Man altert nur von 25 bis 30. Was sich bis dahin erhält, wird sich wohl auf immer erhalten«
Oder Albert Einstein wusste:
»Am Anfang gehören alle Gedanken der Liebe. Später gehört dann alle Liebe den Gedanken«
Oder Coco Chanel schwörte:
»Alter schützt vor Liebe nicht, aber Liebe vor dem Altern«
Und was wir nun erlebten, fing schon damit an, dass die Bühne quadratisch weiß bezogen über den abgedeckten Orchestergraben hinaus in den Saal ragte. Die abgebauten Sitzreihen standen nun in dem Bereich, wo sonst das Theater Platz hatte. Also nahmen da Besucher Platz – und die Schauspieler mussten in dem Stück sich sowohl nach vorne als auch nach hinten posieren. Patsch.
Was wurde uns geboten? Richtig gehender Alltag 55plus! Acht Stühle, weiß, acht nein neun Schauspieler wetzten aufgeregt in dem Karree herum – ängstlich schaute man auf die hohe Vase mit den Kunstblumen, wer sie wohl in dem Wirbeln erwischen würde. Ein Kursus wurde abgehalten, wie sich Menschlein in unserem Alter, 55+, verhalten könnten und sollten. Da passte eine Mitvierzigerin nun gar nicht hinein. Und jeder war mit Erwartungen und Vorstellungen zum Kursus gekommen.
Konflikte, Konflikte. Typisch gespickt mit alltäglichen Vorurteilen, man ahnte sie schon und prompt wurden sie auch vorgespielt. Der Neunte, der Kursleiter verzweifelte immer und immer wieder, nahm er seine mitgebrachte Wasserflasche einige Male im Abgang mit, versuchte es erneut und kam wieder nicht zum Erfolg. So ging das bis zur obligatorisch eingebauten Pause. Bühnen-Umbau.
Wir wechselten etwas mehr zur Bühne hin, damit man alles besser verstehen konnte, denn die Stimmen der hervorragend agierenden Schauspieler durften ja nicht immerzu schreien, sie hatten da Wortgefechte – wer kennt das nicht aus eigener Erfahrung?! So fing der zweite Teil prompt mit dem Beseitigen der von den Bühnenarbeitern stehen gelassenen Leiter. Und von allen vier Ecken oder von der Seite trudelten die Acht von vorhin so nach und nach wieder ein. Paarweise Dialoge zwischen den sich nach und nach zu Paaren verbindenden Kursus-Teilnehmer. Einfach fantastisch. Bier-Kästen gesellten sich zu den acht Stühlen, aus Wasser wurde Sekt oder Schnaps. Tanzmusik vom Band. Eine tolle Fete wuchs heran. Ein Schauspieler spielte zur Klampfe. Diese Mimik dazu. Ja der Frohsinn zwischen Humor und Tragik, das Ganze so menschlich, herzlich. Man konnte sich fast zu Hause fühlen – alles doch irgendwie auch durchgemacht.
Ein gelungener Abend. Klar, dass wir zu Hause alles noch einmal durchkauten, uns noch einmal über den Stoff amüsierten. Bis zum nächsten Mal!
Und noch was: Die Uraufführung des Stückes war am 24.November 2010 - eben der Tag, an dem ich das Domizil in Ingolstadt geräumt hatte, mit meinem Smart auf der A9 gen Berlin fuhr, wegen einer Bombenentschärfung bei Leipzig von der Autobahn herunter musste, aber schließlich um 20 Uhr in Berlin ankam, in meinem neuen Zuhause herzlich empfangen wurde, der Umzugswagen war gerade mit dem Ausladen fertig geworden. So bin ich eben auch zu Hause angekommen, nach 65 Jahren im westdeutschen "Ausland".
ortwin
Wer ins Theater geht, kann häufig was erleben, die kleinen
Boulevardstücke sind oft entspannend, eine besondere Mischung.
Meine "Butterfly-Oper" neulich war leider reichlich verfremdet,
dererlei Experimenten begegne ich leicht mißtrauisch, die
Handlung war gewöhnungsbedürftig. Das hat mir dann doch ein wenig
die Stimmung vergällt.
Ortwin, wie schön, daß Ihr reichlich Vergnügen hattet.