Wie entstehen Dialekte


Wie entstehen Dialekte ?
Komme ich dem auf die Spur, wie so die Unterschiede zwischen Amtssprache und Gesprochenem entstehen?

Wir wurden zu Hause beim Sprechen auf das Hochdeutsch getrimmt. Wenn der Alte Herr – damals war er noch ein junger Mann – bei Tische oder im direkten Gespräch unseren Redefluß unterbrach und herrisch abfragte, wie das heißt, dann probierte man es eben so lange bis es richtig zwischen den Lippen hervortrat.

»ha ick« = „habe ich“, »ham wa« = „haben wir“, »Mutta, kiek ma runter. Orje will nich jlobn, dett de schielst« = von Zille oder so geschnitzt = „Mutter, gucke mal herunter. Georg will nicht glauben, daß du schielst“.

Der Berliner kann „mir“ und „mich“ nicht verwechseln: richtig im Dialekt gesprochen = „ma“, kurz oder lang gezogen.

Wo spricht man es so: »komm bei mich« = „ komme zu mir“ ?

Oder das Erlebnis im Rheinischen: »Botteramm mit Marmelade« = „Butterbrot mit Marmelade“.
Das kannten wir „Aussiedler“ nun garnicht. Entweder ein „Butterbrot“ oder ein „Marmeladenbrot“, aber nicht doppelten Aufschnitt. Das ist zu teuer – wir waren bei der Landung am Rhein immerhin sechs junge Mäuler, die es noch ohne Kindergeld zu stopfen galt.

Ich bin durch viele Landstriche gekommen, teils durchradelt, teils auch erwohnt. Fahre mal den Mittelrhein hinauf, so von Bonn bis Bingen. So alle zwanzig Kilometer klingt das „Verzell“ anders, ein Soundwechsel unterstreicht das Ganze.

Gib dir keine Mühe. Das, was du im Buddelkasten und auf dem Schulhof angenommen hast, bleibt fester haften als das, was Mutter und Vater dir original eingetrichtert haben. Wenn man es auch nicht direkt heraus hört, beim Telefonieren merkst man es, hört man dem Anderen aufmerksam zu. Nur – die Frauen passen sich an, an Ehegesponst, an Nachbarschaft, an das, was im Umfeld gequakt wird.

Ist das Berlinische kein Dialekt, so eckt man doch leicht damit an. Und ich krame weiter in dem Gehörten. Da ist mein Spatz Jahrzehnte in Berlin, die Kinder haben die Pflastersprache aufgesogen, aber dem Spatz habe ich sofort das „Niederschlesische“ angehört, das kommt daher, daß wir in Niedersachsen mit Flüchtlingen aus Schlesien zusammen wohnten. Und gerade erzählte mir der Spatz, daß man sie da im Theater am Dialekt identifizierte: „Zittau – Görlitz“.

Man kann Dialekte und Umgangssprache pflegen, sie sauber halten von Anglizismen, sie verschönern unser Land.

Schau dem Volk auf’s Maul.

ortwin


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Kommentare (1)

ortwin Von woanders her:

Feierabend.de wollina schreibt am 28.04.2010:
"komm bei mich!", sagt der westfale, wenn ich recht informiert bin, lieber wolfdieterich!
der berliner jargon war lange zeit sehr verpönt.
nun bin ich der meinung, dass man ihn pflegen sollte, damit er nicht ausstirbt. ick mach' et jedenfalls janz jerne.
lg angela


Feierabend.de Seventyseven schreibt am 28.04.2010:
Ick habe ma eenen »Langenscheidt« zujeleecht:
»Lilliput Berlinerisch«
Nu kann ick allet in Hochdeutsch vaklickan, damit se ma alle ooch richtich vastehn tun.
LG Dieter

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