Ich sah die Bilder von den Eröffnungsspielen, sah den Einmarsch und das Entzünden des Olympischen Feuers.

Eigentlich jedes Mal so ergreifend, so spannend.

Unsere Mutter sollte das 1928 in Amsterdam miterleben – nur: sie mußte zu Hause, in Berlin mit einer Grippe das Bett hüten.

1936: Ich war gerade fünf Jahre alt geworden. Unsere Mutter zog mit uns damals drei Kindern von Schöneweide hinaus zur Chaussee durch die Wuhlheide, eines lag noch im Kinderwagen, war gerade getauft worden. Da standen wir, hatten jedes ein Olympia-Fähnchen – nicht aus Papier wie die mit dem Hakenkreuz – durften sie schwenken, standen am Straßenrand, als dann ein weiß gekleideter Läufer mit der Fackel vorbei lief. Da liefen und fuhren noch viele hinter ihm her.

Wir gingen mit der Mutter nach Hause. Sie erzählte uns ihre Olympia-Geschichte, sie zeigte uns Bilder vom SC Charlottenburg während ihres Trainings mit ihrem persönlichen Coach.

Eine gewisse Traurigkeit konnte man auch noch nach den acht Jahren spüren.

Von ihrem Sportlichen hat keines ihrer sieben Kinder etwas zur Entfaltung gebracht, außer eben unsere jüngste Schwester, die doch vieles sehr sportlich, wenn auch nicht olympisch angeht.

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Kommentare (2)

ortwin 1936: schon drei Jahre der Reglementierung, der Verführung. Wie kam es? Bis 1914 spielte ein Ordnung das Leben, die Jugend hatte ihre Zirkel (Wandervogel, Pfadfinder usw.) Der 1.Weltkrieg zerstörte, wie kein anderer Krieg, der Jugend ihr Erleben, Bestehen, es gab keine erstrebenswerten Ziele mehr. Hunger und TB (auch mein Vater hatte es in Berlin erwischt). Die Eltern wußten ebenso wenig Bescheid, wie es weitergehen sollte im Tagesgeschehen - und die Jugend? "Berlin Alexanderplatz", "Der Kampf der Tertia", lies Kästner, versetze Dich in diese Zeit zurück. Und dann frage, was mit einem Rest von jungen Menschen heute ist, die kein erstrebenswertes oder animierendes Vorbild haben, herumlungern und dann solchen braunen oder superroten Vorbetern (verkorkste Figuren) nach laufen - rechne auch die "Drücker" dazu.
Wir müssen aufpassen - es nicht den Anderen überlaasen, eine Wiederholung der Zeiten von 1914 bis 1949 zu erhalten. Die Glotze ist kein Lehrmittel.
LG
Dieter /ortwin
tilli Lieber Ortwin !
Mit großen Gefühl hast du den Olympia Geist deiner Mutter beschrieben,
Ja, der Krieg hat viele Talente zu Nichte gemacht.
Die Jugend von damals, was mußte sie schweres erleben.
Und heute wollen wieder so viele Anhänger der Nazis,diesen
Usinn ins Leben erwecken. Hoffentlich wird man kein zweites Mal
so was erleben.
Ich grüße dich herzlich
Tilli

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