meine Rumänienreise

Autor: ehemaliges Mitglied



Zum Andenken an meine Mutter
( Elisabeth Koffent, geb. Kost
geboren in Malkotsch/Dobrutscha,
heute Malcoci )


Es war immer ein großer Wunsch meiner Mutter, noch einmal in ihrer alten Heimat Rumänien, ihren Geburtsort Malkotsch ( Malcoci ) zu besuchen.
Doch leider war es ihr nicht vergönnt. Durch mehrere Operationen und Krebserkrankungen war sie zu schwach, um eine solche Strapatze auf sich zu nehmen. Ich hatte leider zu ihren Lebzeiten auch nie die Gelegenheit, eine Reise dorthin anzutreten, um ihr wenigsten davon zu erzählen bzw. Bilder aus der ehemaligen Heimat zu zeigen.

Im Rahmen einer Abenteuer-Busreise über Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Rumänien machten wir ein paar Tage im Oktober 2014 Urlaub in
Tulcea ( Rumänien ).
Von dort war es nur ca. 30 km bis nach Malcoci. So plante ich also einen Ausflug am Montag, den 13.10.2014.

Zuerst frühstückten Peter und ich in aller Ruhe im Hotelrestaurant. Wie fast jeden Tag, waren wir so ziemlich die einzigen Hotelgäste, zumindest Deutsche.
Ich war schon ziemlich aufgeregt, den geburts- und Wohnort meiner Mutter zu sehen. Dann ging es endlich um 09.30 Uhr los. Peter hat an der Rezeption ein Taxi bestellt mit möglichst einem deutschsprechenden Fahrer, aber zu mindestens einem, der englisch kann.
Dann kam das Taxi, pünktlich, mit einer Fahrerin. Und sie kam nicht mit einem
rumänischem Dacia, sondern mit einem VW.
Deutsch sprach sie leider nicht, aber ein wenig Englisch, na wenigstens etwas.
Ich war schon etwas länger raus aus der englischen Sprache, also musste Peter bei der Verständigung ran. Aber es ging ganz gut und wurde immer besser, fand ich. Sie fuhr gut, war sympathisch und liebte ihr deutsches Auto, ihr Baby sagte sie. Wir fuhren 25 Km über Land und bezahlten 5,- Euro, unglaublich, und verabredeten uns beim Aussteigen zu 12.00 Uhr um zurückgebracht zu werden.
So, nun stand ich endlich im Heimatort meiner Mutter!

Zuerst gehen wir in die Kirchenruine, vor die uns die Taxifahrerin gefahren hat.

Nur noch die Außenmauern standen noch, drinnen ist alles leer und überall wächst die Natur. Die Vorderfront war noch gut erhalten und gab einen Eindruck, wie die Kirche mal als Gesamtheit ausgesehen hat.

Anschließend wollten wir zum Gemeindeamt, jedoch die Administration hatte geschlossen, es ist Montag, und einen Hinweis auf die Lage des Grundstückes hilft mir nicht so richtig weiter …

Vor einem Magazin, sprich Dorfkonsum, tranken 3 Männer Kaffee.
Wir gehen daran vorbei und sprechen einen alten Mann auf der Dorfstraße an, der aber nichts versteht. Wir werden schon von den 3 Männern am Konsum beobachtet, Dorf eben.
Ein ca. 40 Jahre alter Mann kommt auf uns zu, er spricht ein wenig englisch und der Stein kommt ins Rollen. Wir machen ihm klar dass wir das Grundstück meiner Familie suchen und deswegen extra aus Deutschland angereist sind. Er kennt diesen Namen nicht, nimmt sei Handy und telefoniert. Dann übergibt er mir das Telefon, ich unterhalte mich dann mit dem Mann am anderen Ende der Leitung auf Deutsch. .
Ein PKW hält neben uns und der Fahrer packt erst einmal mitten auf der Straße seinen kleinen Kompressor aus um seinen Vorderreifen aufzupumpen, der war nämlich platt. "Gregori" unterhält sich mit ihm und wir sollen in das Auto einsteigen. Der für uns Fremde fährt uns zum Grundstück am Ende des Dorfes.


Der Name "Gregori" ist nebenbei gesagt, erfunden, da wir uns nicht einmal nach seinem Namen erkundigt haben in der Aufregung. Wir haben herausgefunden, dass er auf Urlaub in seinem Heimatdorf ist und als Radlader-Fahrer auf Baustellen in Deutschland arbeitet. Deutsch spricht er aber wiederum nicht.
die Schule, unterhalb des Kirchenplatzes früher und heute
( die besuchte auch schon meine Mutter )

Gesagt, getan. Mit Vollspeed über die sandige Dorfstraße. Wollte wohl zeigen was für ein toller Fahrer er ist.
Dann stehen wir vor dem Haus wo meine Großeltern, Oma Magdalena und Opa Franz, und meine Mutter gelebt haben, es handelt sich sogar um 3 Grundstücke die Ihnen damals gehörten.


Jetzt alles aus deutscher Sicht baufällig, aber sie müssen wohl damit leben, denn es gibt nur wenige schöne Häuser im Dorf.
Wenn hier jemand ein schönes, exklusives Haus besitzt, arbeitet immer mindestens ein Familienmitglied in Deutschland und das Geld für die Renovierung Ihrer Häuser verwenden. Vor einem Haus steht sogar ein Passat mit deutschem Kennzeichen. Etwa 5 bis 6 Personen aus dem Dorf arbeiten übrigens in Deutschland. Wir erklären dem Hausbesitzer kurz den Grund unseres Besuches. Er begleitet uns dann auch den Weg zurück zum Dorfmittelpunkt, dem Magazin Universal. Das heißt, wir gehen zu Fuß und er kommt mit dem Auto nach .Er zeigt uns spontan ein neu erbautes Haus, Flachbau, für die er auch die Schlüssel hat. Ganz stolz präsentiert er uns die Räumlichkeiten des Hauses und betont immer wieder, alles aus Deutschland. Material, Möbel und Heizung. Obwohl das Wohnzimmer, sagte ich ihm, stammt aus Schweden, eindeutig IKEA.

Wir versprechen, das wir uns das mit dem Hauskauf noch überlegen und verabschieden uns bei dem freundlichen Hausverkäufer.
Dann geht’s mit Gregori zurück zum "Magazin für alles". Kaffee trinken in einer der angrenzenden Räumlichkeit, einer Dorfdisco mit Billard Tisch und Tischtennisplatte.

Geld für die Anstrengungen und für den Kaffee will Gregori nicht haben, unter keinen Umständen, er wehrt sich richtig, na dann eben nicht. Denn das Telefonat mit dem deutsch sprechenden Rumänen ging nach Deutschland, wie sich später herausstellte, aber
Gregori hat eine Flatrate meinte er.


Wir verabschieden und bedanken uns bei ihm und gehen langsam zurück zum Taxitreffpunkt.

Während der Wartezeit schauen wir uns noch die Gedenksteine an, die von deutschen Siedlern und deren Nachfahren aufgestellt wurden. Ab dem Jahre 2016 soll von ehemaligen deutschen Bewohnern, deren Nachfahren, von Spendengeldern und Fördermitteln des Staates, die ehemalige katholische Kirche ( Taufkirche meiner Mutter ) wieder aufgebaut werden.

Plötzlich überall Leute die uns beobachten und freundlich grüßen. Der Dorffunk funktioniert also tadellos. Das Taxi kommt 20 Minuten früher, man beachte, rumänische Pünktlichkeit heißt eigentlich 15 Minuten später, aber die Lady ist auf Zack mit Ihrem VW.
Sie sagt, sie hätte einen deutschen Freund der in Köln wohnt, sie sehen sich aber selten. Das sie gar kein deutsch spricht und versteht ist schon komisch.
Reden die denn nicht wenn sie sich sehen? Wahrscheinlich nicht, wozu auch.
Zurück zum Hotel, was essen und der Nachmittag zur individuellen Gestaltung.


Somit war wieder ein Punkt von meiner sogenannten "Löffelliste" erfüllt!



kaepten

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