Kater Moritz: Mir stinkt's
Viel Neues gab es die letzte Zeit nicht zu berichten, weshalb ich mich nicht zu Wort gemeldet habe, um euch nicht zu langweilen.
Solange meine Menschen mich gut umsorgen, sich für mein leibliches wie seelisches Wohl mit dem gebotenen Eifer engagieren, stelle ich keine unvernünftig hohen Ansprüche und nehme die Dinge mit der Gelassenheit eines Weisen hin. Meinen Wahlspruch „Nichts im Übermaß“ habe ich sinnvoll erweitert durch den Zusatz „... aber von allem reichlich“ und befleißige mich, stets durch genussvolles Schnurren den Grad meiner Zufriedenheit anzuzeigen.
Meine Menschen haben so ihre Eigenheiten, die ich ihnen großzügig nachsehe, wie z.B. dass sie sich um eine Horde komischer, wegen ihrer harten Schale ungenießbarer Lebewesen kümmern, die sich sommers im Garten aufhalten und die sie jetzt im Keller in großen Kisten mit Laub und Erde bei den Vorräten neben den Kartoffeln und dem Weinregal aufbewahren. Deshalb dachte ich zuerst, sie hätten einen Weg gefunden, die Schalen doch zu knacken. Wie ich inzwischen beim aufmerksamen Lauschen erfahren habe, geht es dabei jedoch nicht um Vorratshaltung, sondern um so etwas wie „Winterschlaf der Schildkröten“. Und damit wären wir bereits medias in res, wie der Lateiner zu sagen pflegt. Winterschlaf, das käme mir doch nie in den Sinn, obwohl ich die Kälte nicht liebe. Monatelang ein Leben ohne Mahlzeiten zu fristen, wie dekadent ist das denn? Aber jetzt seid ihr sicher geneigt zu erfahren, warum es mir stinkt? Dazu lasst mich etwas weiter ausholen.
Bei meinen Streifzügen durch den nächtlichen Garten treffe ich immer wieder auf ungepflegte struppige Gesellen, mit denen ich bisher nur äußerst unangenehme Bekanntschaft gemacht habe. Beim vorsichtigen Erkunden, ob sie sich vielleicht zum Spielen eignen oder meinen Speisezettel bereichern könnten, verwandeln sich diese Kobolde urplötzlich in Kugeln, die mit spitzen Nägeln rundum besetzt sind. Inzwischen lasse ich diese Monster links liegen, da ich deren Bosheit kenne, und hole mir keine blutige Nase mehr.
Und jetzt – ihr werdet es euch nicht vorstellen können, lebt ein solches Ungeheuer in meinem Haus. Das tut es nicht etwa heimlich, sondern mit Wissen und Duldung meiner Menschen. Sogar eine eigene große Kiste haben sie dafür gekauft. Mein Missfallen der Situation, das ich deutlich zum Ausdruck zu bringen weiß, kümmert die beiden nicht und ich muss mir anhören „was ist der putzig“, er hat nur 200 Gramm, das ist zu wenig für den Winterschlaf draußen“, „guck mal, es schmeckt ihm“ und vieles dergleichen mehr. Inzwischen hat der „Putzig“ sein Gewicht schon verdoppelt, was auch kein Wunder ist bei dem, was ihm alles an Scheußlichkeiten als Leckerbissen vorgelegt wird: Getrocknete Würmer und Heuschrecken und ähnliches Getier, Fertigfutter das widerlich stinkt sowie Trauben und Apfelstückchen. Das gönne ich ihm auch neidlos, aber dass ihm auch von meinem Katerfutter und Rührei serviert werden, das geht entschieden zu weit! Ihr solltet einmal hören, wie laut so ein kleiner Wicht schmatzen kann. Und statt sich mit einem anständigen Schnurren wie es sich gehört zu bedanken, faucht er meine Menschen auch noch an, wenn sie sich ihm nähern. Doch wie heißt es so treffend, Undank ist der Welt Lohn.
Ich leide jedes Mal Höllenqualen, wenn meine Gesellschafterin nach „Putzig“ greift und die grässliche Stachelkugel ihr die bloßen Hände zu zerstechen droht. Sie scheint damit jedoch keine Probleme zu haben und zögert nicht, ihn auf die Waage zu legen, um dann begeistert die neue Gewichtstandsmeldung zu verkünden.
Was geht mir das Getue um diesen Eindringling auf die Nerven! Das einzig Gute an der ganzen Sache ist nur, dass er wenigstens den Tag in seinem Karton-Häuschen versteckt verbringt, das er sich mit Zeitungsschnitzeln und Laub wohnlich eingerichtet hat.
Aber das Beste, ich meine das Schlimmste kommt noch: dieser Igel stinkt mir gewaltig!, und das nicht nur im übertragenen, sondern im wortwörtlichen Sinn. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufdringlich unangenehm! Benimm oder Etikette kennt er auch keineswegs, er könnte doch zumindest seine Hinterlassenschaften vergraben. Aber diese Art von gutem Benehmen ist wohl unserem edlen Katzen-Katergeschlecht vorbehalten.
Lasst es euch gut gehen und hütet euch vor solch übler Gesellschaft.
Euer Moritz
P.S.: Meine Blogbeiträge
P.P.S: Ich, Moritz, im Diskussionsforum
Kommentare (3)
Ach, ist diese Geschichte köstlich. So richtig nett, um den Tag zu beginnen.
So ein Putzig lief vor einigen Tagen durch unseren Garten, wahrscheinlich noch auf der Suche nach einem Winterversteck.
Danke für diese nette Tiergeschichte.
Andrea muscari
Ach du armer Moritz , ich habe Lupa deine Geschichte erzählt, ich lass Lupa mal selbst erzählen, hallo lieber Moritz, Wuff ,ich kenne diese Kugeln auch, mußte ich mir auch meine Hunde-Nase zerpicken lassen, ich jaulte ganz laut und pschroed kam wie immer mit Vollgas angerannt und erklärte mir, daß es nur ein Igel sei, mein Welpenherzchen klopfte so laut ich konnte es in meinen Ohren hören. Habe Geduld lieber Moritz, gleich kommt der Frühling. Du bist bei wahren Tierfreunde angekommen, geniesse dein kleines vier Pfoten Leben und lasse dich mit deinem Igelchen verwöhnen.
Lieber Moritz, eine Frage, bist du ein Hund oder eine Katzi ?
Katzis, sind nicht gerade meine grosse Liebe, egal sollte es so sein ich mag dich trotzdem.
Lupa, auch genannt Lupinchen aus Belgien.