Japanreise 2009 Teil I


Teil I | Teil II | Teil III | Teil IV | Teil V | Teil VI | Teil VII | Teil VIII | Teil IX

Die Themen-Videochats habe ich benutzt, um unsere Reise von 2009 jetzt in 2021 noch einmal zu erzählen und dadurch auch mich erneut zu erinnern:

 

 
Vorgeschichte:

Mein Mann erhielt im Dezember 2008 eine Einladung zu Vorträgen in Japan Ende Mai bis Anfang Juni 2009. Da während dieser Zeit auch Schulferien waren, konnte ich ihn begleiten.

Der Termin stand schon früh fest, so dass ich Zeit hatte, mich über einige wichtige kulturelle Unterschiede zu informieren. Sicherlich haben wir uns trotzdem einige Male daneben benommen, aber die schlimmsten Fehler blieben uns und unseren Gastgebern vielleicht erspart.

Auch versuchte ich, etwas Japanisch zu lernen, um nicht ganz wort-, sprach- und hilflos dazustehen. Dabei machte ich dann die Erfahrung, dass Japanisch lernen leichter gedacht als getan ist. Im Japanischen gibt es drei verschiedene Schriften, Hiragana als Silbenschrift, Katagana für Fremdwörter und dann noch über 2000 Kanji-Zeichen, die aus dem Chinesischen stammen und ganze Worte bezeichnen. Für mich, die ich an die lateinische Grammatikstruktur gewöhnt bin, bedeutete auch die Grammatik völliges Neuland.

Wer hat schon einmal daran gedacht, dass man auch Adjektive in die Vergangenheit setzen kann oder dass man, je nachdem, was man zählen will, verschiedene Zahlwörter verwendet? Außerdem wird auch in der Sprache die Achtung gegenüber dem Gesprächspartner dadurch ausgedrückt, dass man von sich selbst in anderen Vokabeln spricht als von seinem Gegenüber. Im Deutschen gibt es das auch in Ansätzen, so spreche ich z. B. von meinem Mann, aber von Ihrem Gatten oder Ihrem Gemahl. Im Japanischen gibt es zwei Worte für Lehrer, je nachdem ob jemand sagt, dass er selbst Lehrer ist oder ein anderer.

Ebenso gibt es den Unterschied bei Verben, etwa so: allgemein essen, bei einem anderen speisen und bei sich selbst etwa (fr)essen. Leider kam ich über die allerersten Anfänge nicht hinaus. Die Menschen in Japan sind ausgesprochen höflich, und so erhielt ich für meine japanischen Sprechversuche immer großes Lob. Meine Neugierde auf die Sprache ist geweckt und ich habe eine spannende Aufgabe für die Zukunft.

Wir hatten das Glück, dass sich der einladende japanische Kollege meines Mannes nicht nur um die Hotelbuchungen gekümmert, sondern auch zwischen den Vorträgen von Karl in Tokio und Niigata einen Ausflug in die alte Kaiserstadt Kyoto für uns eingeplant hatte. So blieb für mich nur die Aufgabe der Flugbuchung und der restlichen Organisation wie Geldwechsel, Beantragung eines japanischen Bahnpasses und Kofferpacken.

Sonntag, 24. Mai
Die Reise

Früh morgens begann die Reise mit der Fahrt nach Stuttgart zum Flughafen. Der erste Flieger brachte uns nach Amsterdam, von wo aus unser Flugzeug nach Tokio startete. Die Mitreisenden waren vor allem Japaner, von denen viele als Schutz vor Erkältungskrankheiten oder um niemanden mit der eigenen Erkältung an zu stecken, Atemmasken trugen. Im Flugzeug wurden japanische Speisen serviert und mir kam zugute, dass ich schon vorher geübt hatte, wie man mit Stäbchen isst. Der Flug verlief ruhig und wir landeten pünktlich am 25.5. auf dem Flugplatz Narita bei Tokio.

Montag, 25. Mai, unser erster Tag in Japan
Unser erster Versuch, die Passkontrolle zu überwinden scheiterte an den Schutzmaßnahmen gegen die Schweinegrippe. Nach dem Ausfüllen eines Formulars, in dem unser Gesundheitszustand erfragt wurde, schafften wir es beim zweiten Versuch problemlos nach Japan einzureisen. Da wir nur Handgepäck dabei hatten, konnten wir ohne Wartezeiten an der Gepäckausgabe gleich weiter. Um uns nicht zu verlieren, liehen wir uns als erstes zwei Handys und um diese nicht zu verlieren, schlossen wir auch gleich noch eine Versicherung dazu ab. Dank unseren Bahnpässen brauchten wir keine Fahrkarten zu lösen, holten uns aber eine Platzreservierung, und wollten mit dem nächsten Shinkansen, bis vor einiger Zeit noch der schnellste Zug der Welt, nach Tokio fahren. Da alle Angaben auch in unserer Schrift zu lesen waren, hatten wir keine Probleme, das richtige Gleis zu finden und warteten auf den Narita-Expresszug. Völlig ungewohnt und sehr angenehm war im Vergleich zu unseren Bahnhöfen die Sauberkeit. An jedem Gleis standen mehrere Angestellte, die an ihrer Uniform und ihren weißen Handschuhen zu erkennen waren. Nach Einfahrt des Zuges ließen wir wie es sich gehört zuerst alle aussteigen und wollten dann selbst einsteigen, wurden jedoch höflich daran gehindert: „Please wait, the train will first be cleaned.“ Tatsächlich erschien eine Putzkolonne mit Atemmaske und Handschuhen und reinigte in Blitzesschnelle den gesamten Zug: aller Abfall wurde entfernt, die Armlehnen und Tischklappen abgerieben, die Kopflehnen mit frischen Papierservietten belegt – und dann erst durften wir einsteigen.

Die folgenden Bilder sind aus dem Zugfenster bei etwa 250-300 km/h aufgenommen.




Bauordnungen gibt es in Tokio keine.

Ankunft in Tokio

Unser Ziel war die Shinagawa-Station in Tokio. Nach Verlassen des Zuges folgten wir dem Strom der Mitreisenden Richtung Rolltreppen und lernten relativ schnell, bevor sich ein größerer Stau gebildet hatte, dass wir nicht nebeneinander, sondern hintereinander auf der linken Seite der Rolltreppe stehen mussten, um eiligeren Reisenden das Überholen zu ermöglichen. Zuerst kamen wir uns etwas orientierungslos vor in den riesigen Hallen mit den vielen Wegweisern und sehr vielen Menschen, die im Gegensatz zu uns zielstrebig ihren Weg zu der U-Bahn, den anderen Bahnsteigen oder zu den verschiedenartigsten Geschäften verfolgten. Das Schild „exit“ half uns dann auch, den Ausgang zu finden und richtig glücklich war ich, als wir auch den Hinweis zu unserem Hotel, das in der direkten Bahnhofsnähe war, lesen konnten. Nach Überqueren einer vierspurigen Hauptstraße waren es nur noch wenige Schritte zum Sakura Prince Hotel, für das wir unsere Reservierung aus dem Internet ausgedruckt hatten.

Froh angekommen zu sein betraten wir die Hotelhalle und sahen drei Japaner in dunklen Anzügen, die sich gleichzeitig tief, sehr tief und lang, sehr lang vor uns verbeugten. Erfreut über den überaus höflichen Empfang wollte ich schon nach unserem Zimmer fragen, als ich gerade noch rechtzeitig feststellte, dass die Verbeugungen nicht uns, sondern einem Japaner galten, der hinter uns die Halle betreten hatte. Beinahe hätte ich doch das Begrüßungsritual gestört.

Es stellte sich dann heraus, dass wir in einem anderen Gebäude des riesigen Hotelkomplexes unser Zimmer hatten und wir wurden mit dem Hotel-Bustransfer zu unserem "Sakura Tower" gefahren.



























Teil I | Teil II | Teil III | Teil IV | Teil V | Teil VI | Teil VII | Teil VIII | Teil IX

Anzeige

Kommentare (9)

Lorena

Hallo Margit!

Auch nach vielen Jahren ist so ein persönlicher Reisebericht Japan etwas Besonderes.
Genau deshalb, weil ich so eine Reise schon mal machen wollte, alles geplant war und dann kurz vor Antritt meine Mutter schwer erkrankte und sich nicht mehr erholte, 2 Monate später verstarb. 
Leider wurde dann diese Reise nicht mehr nachgeholt. 

Ich habe jetzt erst das 1.  Kapitel gelesen und werde nun alle lesen - so toll hast Du es beschrieben als wäre man dabei gewesen. 

Vielen Dank, Gruß Lorena 

shujin Erinnere mich gern an meine Reise und habe ähnliches erlebt -da ich gute Freunde dort Osake habe gruss hujin
marianne ich freue mich auf die Fortsetzung.
(Ich erinnere mich noch, wie Karl schrieb, er wolle kein Japanisch lernen..aber du machtest das!!)
[i] Eher selten bin ich bei den Blogs und freue mich darum umso mehr, deinen Bericht gefunden zu haben......danke!

Viele Grüße von Marianne
Britt lass dir keinen Stress machen. Ich bin auch gespannt, die Fortsetzung deines Berichtes zu lesen, aber er wird immer aktuell sein. Denn wer von uns reist schon nach Tokio? Wer kann so anschaulich berichten? Lass dir Zeit - danke und Gruß von Britt
margit Ich bedanke mich für die freundlichen Kommentare! Dies motiviert mich auf jeden Fall den Bericht zu vervollständigen. Leider hat mich aber der Schulalltag wieder im Griff. Bitte gebt mir etwas Zeit. Erst muss ich meine Klassenarbeiten korrigieren.
libelle ein spannender Begin Deiner Beschreibung Eurer Reise, Margit.
Auch ich freue mich darauf zu erfahren, welche Erfahrungen Ihr dort gemacht habt.
Ich habe vor einigen Tage den Fuji ins Forum gestellt, den wohl schönsten Berg überhaupt. Leider habe ich ihn nie gesehen und das Bild ist nur ein Ahnung...
Gruß
libelle
senhora ein sehr interessanter Bericht, nun bin ich gespannt auf die nächsten Folgen der Reisebeschreibung.
(und natürlich auf die Bilder)

Senhora
ehemaliges Mitglied ich schließe mich hl an und warte gern auf die Fortsetzung.
Es ist spannend zu lesen! Danke!
hl Ein vielversprechender und anschaulicher Beginn deines Reiseberichtes, Margit.

Ich freu mich auf Fortsetzung.

Herzlichen Gruß
hl

Anzeige