Japanreise 2009 Teil II (Tag 1 in Tokio)
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Nach zwei oder drei Minuten Bustransfer wurden wir bereits an unserem Sakura Prince Tower Hotel erwartet und in die Empfangshalle geleitet. Um unser Gepäck kümmerte sich eine freundliche Hotelangestellte. Zum Stichwort Freundlichkeit: Diese begleitete uns durch unsere gesamte Japanreise. Überall und in jeder Situation waren die Japaner uns gegenüber freundlich und hilfsbereit.
Bei klassischer Musik saßen wir in der Lounge, wählten zwischen Tee, Kaffee und Fruchtsäften aus und füllten mit Unterstützung unsere Anmeldung aus. Danach geleitete uns ein Page mit unserem Gepäck in den neunten Stock zu unserem Zimmer und erklärte uns die Funktionsweise der Klimaanlage. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass wir allen Komfort vorfanden, zog er sich zurück. Ich konnte Karl gerade noch davon abhalten, wie aus den USA gewöhnt, ein Trinkgeld zu geben. Dies ist in Japan absolut unüblich – laut Reiseführer wie auch tatsächlich im japanischen Alltag.
Jetzt waren wir, müde nach einer von Zuhause bis zum Hotelzimmer etwa 23 Stunden dauernder Reise, tatsächlich angekommen. Die Uhr in unserem Zimmer zeigte 11 Uhr 30 vormittag. Karl verschwand im Bad, um sich danach verabredungsgemäß telefonisch im Institut bei seinem Kollegen zu melden. Eine knappe Stunde später wurde er in der Lobby zum Arbeiten ins Institut, welches 1 Stunde U-Bahnfahrt entfernt war, abgeholt. Unterdessen hatte ich Zeit, mich auszuruhen und genauer umzusehen. Im Badezimmer fand ich neben der Dusche eine Badewanne mit Whirl-Pool-Funktion und alle Badezimmerutensilien, die man vielleicht einmal brauchen könnte, einen kuscheligen Bademantel, außerdem im Schrank frische Hausschuhe.
Mit Skepsis näherte ich mich im Nebenraum der Toilette, über deren Funktionsweise ich schon in meinem Japanisch-Buch einiges gelesen hatte. Zuerst fiel mir an der Wand das Telefon auf, mit dem ich im Notfall Hilfe herbeirufen konnte. Jetzt muss ich mich entschuldigen, weil ich über das stille Örtchen berichte – es hatte aber einen solchen Komfort, dass das Niveau meines Berichts darunter sicher nicht leidet. Der Sitz ist angenehm erwärmt, rechterhand befindet sich eine Armlehne mit Armaturenbrett. Wer es nicht eilig hat, kann vorher noch die Anleitung an der Rückwand studieren, die in Zeichensprache und auf Japanisch alle möglichen Fragen klärt. Ansonsten ist der Benutzer darauf angewiesen, mittels Versuch und Irrtum sich überraschen zu lassen. Der erste orangefarbene Knopf trägt das japanische Schriftzeichen für Stopp und ist als letzter zu benutzen. Zwei weitere Knöpfe tragen Zeichen für unterschiedliche Nutzung. Beide Male wird man von einer Dusche mit verschieden starkem warmen Wasserstrahl überrascht. An anderer Stelle lässt sich die gewünschte Temperatur programmieren. An einigen Washletts, so der korrekte Name, gibt es zusätzlich noch einen Knopf mit Notenzeichen. Wer hier nun Musik erwartet, sitzt falsch. Die Spülung setzt mit Getöse ein, glaubt man zuerst, aber es handelt sich nur um das Geräusch der Spülung. Was das soll? Niemand in Japan möchte seine Mitmenschen belästigen und so wurde häufig, um gewisse Geräusche zu übertönen, zuerst die Spülung betätigt, was zu einem hohen Wasserverbrauch führte. Dieser Knopf wäre sicher bei uns grün markiert, da er einfach nur dem Umweltschutz und der Wasserersparnis dient. Bevor man sich wieder erhebt, sollte man nicht vergessen, den Stopp-Knopf zu drücken, um eine weitergehende Dusche zu vermeiden und um von einem warmen Luftzug trocken gefönt zu werden.
Die Zeit bis zum Abendessen nutzte ich, um eine Runde zu schlafen und dann die Aussicht auf die umliegenden (Hoch-)Häuser zu genießen. Dazu kochte ich mir einen Kaffee. In japanischen Hotels gibt es ein Gerät zum Wasserkochen. Filterkaffe wie eine Flasche Mineralwasser stehen kostenlos zur Verfügung.
Mit konban wa (Guten Abend) und o hisashi buridesu (lange nicht gesehen) konnte ich Karl und seinen japanischen Kollegen, der anlässlich einer Vortragsreise in Deutschland vor einigen Jahren unser Gast war, begrüßen, als sie mich zum Abendessen abholten.
Nach einem kurzen Spaziergang durch die Gartenanlage des Hotels in ein anderes Hochhausgebäude des Hotelkomplexes erreichten wir ein kleines Restaurant, das auf Tempura spezialisiert war. Jedem wurde sofort ein feuchtes, heißes Gästetuch (oshibori) zum Reinigen der Hände und eine Tasse grüner Tee (ocha) serviert. Tempura bezeichnet die Zubereitung der Speisen: Fisch, Garnelen, Pilze und verschiedene Gemüsesorten werden mit einem Teigmantel aus Weizenmehl, Ei und Eiswasser versehen und in heißem Öl schnell ausgebacken. Dazu werden Reis, Sojasoße, Salat, japanische Mixed Pickles, kleine Stücke von rohem Fisch (sashimi) und Suppe gereicht. Man sitzt an einer Theke, hinter welcher der Koch steht und die einzelnen Stücke nacheinander in den Teig taucht, frisch frittiert und dann der Reihe nach serviert. Vor Beginn der Mahlzeit erkundigte sich der Koch – wie auch in anderen Restaurants, in denen wir gegessen haben -, ob wir auf irgendwelche Speisen allergisch reagieren und zeigte uns die Platte mit dem Fisch und Garnelen mit der Frage, ob etwas dabei sei, das wir nicht mögen. Wir verneinten beides und ließen uns überraschen. Die Überraschung war gelungen, wir genossen ein ausgezeichnetes und abwechslungsreiches Mahl. Nicht verschweigen will ich, dass mir durchaus einige Gänge etwas suspekt vorkamen, so die kleinen roten Garnelen mit den langen Spinnenbeinen, die Wirbelsäule eines kleinen Fisches, die mich an eine Schlange erinnerte und natürlich die rohen Fischstücke. Ich hatte mir aber vorgenommen, alles zu essen, was auf den Tisch kommt – und war froh darüber, dass ich auch alles probiert habe, denn es schmeckte rundum sehr gut. Nicht ganz einfach war für uns bei kleineren oder länglichen Stückchen das Essen mit Stäbchen (o-hashi). Karl hatte im Voraus nicht geübt, schaffte es letztendlich aber doch, satt zu werden. Man kann mit den Stäbchen natürlich auch vieles falsch machen und sich tüchtig blamieren, so darf man sie nicht senkrecht in den Reis stecken oder gar Essen mit ihnen weitergeben. Beides erinnert an Beerdigungsrituale. Wer mehr über „Tischsünden“ wissen will, kann sich unter http://www.embjapan.de/essen-und-trinken/mit-stabchen-essen.html informieren, dort werden alle -bashis (Fehler) aufgezählt.
Karl und ich machten nach dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang durch den beleuchteten Hotelgarten, unseren ersten original japanischen Garten. Die Bilder geben leider nur einen unzureichenden Eindruck von der perfekten Gestaltung, den Teichen mit den Kois, den Pflanzen, den kleinen Tempeln und Schreinen, sowie den verschlungenen Wegen, die immer neue Ausblicke boten.
Das war unser erster Tag in Japan, es folgen noch 8.
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Kommentare (3)
wir selbst waren von dem Luxus (angenehm) überrascht. Hätten wir die Reise selber geplant, hätten wir wohl andere Hotels gewählt. So aber konnten wir uns doppelt freuen, über die jeweils sehr gelungene Lage der Hotels wie über ihre Qualität. Der Dank geht voll an unsere Gastgeber.
Jacaré
Ich selber bin mehrfach nach und in Japan gereist und habe dabei auch sehr sehr gute Erfahrungen machen können. Die Menschen sind freundlich und tun wirklich alles, um einem den Aufenthalt so angenehm wie irgend möglich zu machen. Es gibt wunderschöne Landschaften und viele Tempel, Schreine und andere heilige Stätten, die man besuchen sollte. Es ist gut, nach so einer Reise einen Bericht zusammen zu stellen und die Erfahrungen anderen zugängig zu machen. So wie ihr das gemacht habt. Die Erfahrungen können allerdings auch ganz anders aussehen, wenn man auf eigene Faust durchs Land reist. Aber, wie ich gelesen habe, hattet ihr euch sehr gut vorbereitet, so dass es keinen wirklichen Kulturschock für euch gab.
Vielen Dank, dass ich euern Bericht lesen konnte.
Jacaré.