Ja, wo laufen sie denn …
Gestern waren mein Spatz und ich draußen auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow. Eigentlich doch nichts für Spatz, doch uneigentlich machte sie schon deshalb die eineinhalbstündige Anreise mit, weil man da vielleicht auch wieder die jetzt endlich sichtbaren Farben des Goldenen Oktobers einfangen könnte.
Wenn wir gewusst hätten, dass man von den Bus-Haltestellen immerhin noch zwei Kilometer tippeln muss – und addiert man schließlich das Durchwandern des Areals und den Rückweg dazu – dann wären wir doch mit unserem Smarty gefahren, hätten die Anreise wohl auch in nur einer halben Stunde bewältigt. Wir Beide zeigten einander nicht die sich einschleichende Abneigung zu dieser Lauferei.
Was ist jetzt da los auf
dem ehemaligen Flugplatz der Reichsluftwaffe unter Hermann Göring,
dem Berliner Start- und Landeplatz der Britischen Royal Air Force (besonders 1947/48 Luftbrücke),
und jetzt dem zum Luftwaffen-Museum der Bundeswehr avancierten Gelände?
Als wir da von einer der Bus-Haltestellen (BVG-Linie 135) los marschierten, fanden wir ein Wohngelände vor, das (seit der Wende) noch so verdammt jung war: Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Schulen, alles so neu – und mal los: da wird noch immer Baugelände zum Wohnen angeboten.
Von Ferne zeigen sich zwei Türme, die jeder einen „Bubbel“, einen Radom tragen, in dem sich Radargeräte für den Flugbetrieb versteck(t)en. Das war schon mal etwas, was mein Interesse vertärkte, habe ich als Wessy bei der Bundeswehr ein Vierteljahrhundert lang mit Radar zu tun gehabt. Und dahinter noch einiges weiter weg strahlten die Radome vom Teufelsberg herüber.
Als wir uns dem Zaun des Flugplatz-Geländes näherten, sahen wir erst einmal Düsenjäger verschiedenster Couleur, Alter und Herkunft. Ausrangierte Vögel, nicht wenige, in Reih und Glied. Doch meine Blicke hefteten sich an einen großen Parabolschirm – ich wusste, wozu diese filigrane und mächtige Antenne gehört: „Würzburg Riese“. Ein Wiedersehen!
Es war Krieg. Nach jedem Fliegeralarm konnten wir morgens auf den Straßen Aluminium-Streifen finden. Das waren sogenannte „Düppel“, die die feindlichen Bomber beim Anflug auf ihr Bombenziel abwarfen, um von deutschen Radargeräten nicht sicher erfasst zu werden, sie machten sich auf den Bildschirmen der Luftverteidigung blind, so lange die bündelweise abgeworfenen Streifen zu Boden schwebten.
Da hatte das deutsche Flugabwehr-Personal ganz schön zu tun, dass ihre Funkmessgeräte (= Radar), wie hier das „Würzburg Riese“, durch diesen Vorhang noch etwas zur Flugabwehr und an die Jagdflugzeuge melden konnten.
So ein Würzburg Riese stand damals neben der Ruine des durch Brandstiftung zerstörten Reichstag-Gebäudes. Wir Pimpfe kannten von den besuchten Flakstellungen her nur Horchgeräte, Scheinwerfer und das so bekannte Geschütz „Achtkommaacht“ (Kaliber 8,8cm). Wir konnten uns die Technik dieses „Horchgerätes“ nicht erklären. Erst fünfzehn Jahre später sah ich im Unterricht in Lehrfilmen der Reichsluftwaffe die deutschen „Radar“-Geräte aus dem 2.Weltkrieg wieder.
Noch andere Radargeräte sind da in Gatow ausgestellt, ob westlicher oder östlicher Herkunft. Und eine Menge Düsen- und Propeller-Flugzeuge, auch Hubschrauber, die einmal im Einsatz bei den verschiedensten Luftstreitkräften waren. Auch da hin und wieder ein Erinnern an die Flugzeuge, die z.B. im Lechfeld bei Augsburg ihren Krach bei Start und Landung machten. Wir erblickten da die F-104, die mit einem „Booster“ im Lechfeld versuchsweise gestartet worden war, dabei von der gewaltigen, den Start unterstützenden Booster-Schubkraft aber so verzogen wurde, dass die Maschine nicht mehr für den Einsatz brauchbar war – Künstler-Pech! Ich erinnere mich an dieses am Boden miterlebte Manöver.
Und als so nach und nach eine Hundertvier nach der anderen verloren ging, war es manches Mal auch ein Zittern mit der Nachbarfamilie – er flog so einen „Witwen-Vogel“ – ob wieder alles gut ginge. Und wir zitterten im Dienst mit am Bildschirm, wenn unsere „Operators“ am Bildschirm nervös wurden.
Was war das für eine Aufregung, als zwei F-84 aus Lechfeld (oder waren die von Memmingen oder Neuburg) sich über die „ADIZ“ nach Osten verflogen hatten! Ihnen blieb nichts anderes übrig, als in Berlin notzulanden – die Vögel kamen dann umgespritzt wieder zurück in den Westen (ich weiß nicht mehr, ob in Kisten oder wie).
Spatz hat doch ganz schöne Fotos mitgebracht. Ihm/ihr tat es gut, die Farben und Kennzeichen der DDR-Luftflotte zwischen den „Ossies“ und „Wessies“ wieder zu sehen, so, wie es mir gut tat, dass jetzt diese „Wiedervereinigung“ dauerhaft dokumentiert ist. Ein schöner, wenn auch für die Beine so strapazierender Spaziergang durch den Herbst. Wieder eine Gefühlsecke zwischen Ost und West in einander verflochten.
ortwin
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Aus Wikipedia:
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RADOM: Eine Radarkuppel ist eine geschlossene Schutzhülle, die Antennen für Messungen (z. B. Radarantennen) oder für Datenübertragungen (z. B. Richtfunkantennen) vor äußeren mechanischen Einflüssen wie Wind oder Regen schützt. Sie wird auch als Radom (im Engl. Radome) bezeichnet, ein Kofferwort aus dem Englischen radar dome für „Radarkuppel“.
***
Der Würzburg-Riese war ein deutsches Funkmessgerät (FuMG 65) – eine Radar-Anlage, die im Zweiten Weltkrieg das Eindringen alliierter Bomber und Jäger in den von Deutschland kontrollierten Luftraum wirksam melden sollte. Es handelte sich um eine vergrößerte Version des FuMG 62 Würzburg. Der Würzburg-Riese wurde unter anderem auf den Leittürmen der Flaktürme in Deutschland stationiert.
***
Der Name „Düppel” ist ein militärischer Eigenname, der dadurch entstand, dass dieses Mittel von der deutschen Luftwaffe in der Nähe von Berlin-Düppel getestet wurde. Die Kriegsgegner des Zweiten Weltkriegs hatten Düppel etwa gleichzeitig entwickelt. Bei der britischen Royal Air Force hatten sie den Tarnnamen window, in den USA werden sie chaff (Spreu) genannt. Zunächst wagte es jedoch keine der Kriegsparteien, sie einzusetzen, um dem Gegner das Geheimnis nicht zu verraten
***
ADIZ ist die englische Abkürzung für Air Defense Identification Zone, eine Flugüberwachungszone.
"ADIZ" war u.a. eine Flugüberwachungszone, die bis zur Wende 1989 entlang der Innerdeutschen Zonengrenze zwischen BRD und DDR und durch den Bayrischen Wald bis zur Grenze Österreichs verlief.
Die ADIZ hatte den Rang einer Flugverbotszone und wurde zu Beginn des Kalten Krieges von der NATO eingerichtet, um überraschenden Einflügen von Militärflugzeugen aus dem Ostblock vorzubeugen.
Mit der Deutschen Einheit wurde die ADIZ-Zone aufgelassen; im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit entstanden auch am Boden neue Verkehrsverbindungen zwischen Ost- und Westdeutschland.
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Wenn wir gewusst hätten, dass man von den Bus-Haltestellen immerhin noch zwei Kilometer tippeln muss – und addiert man schließlich das Durchwandern des Areals und den Rückweg dazu – dann wären wir doch mit unserem Smarty gefahren, hätten die Anreise wohl auch in nur einer halben Stunde bewältigt. Wir Beide zeigten einander nicht die sich einschleichende Abneigung zu dieser Lauferei.
Was ist jetzt da los auf
dem ehemaligen Flugplatz der Reichsluftwaffe unter Hermann Göring,
dem Berliner Start- und Landeplatz der Britischen Royal Air Force (besonders 1947/48 Luftbrücke),
und jetzt dem zum Luftwaffen-Museum der Bundeswehr avancierten Gelände?
Als wir da von einer der Bus-Haltestellen (BVG-Linie 135) los marschierten, fanden wir ein Wohngelände vor, das (seit der Wende) noch so verdammt jung war: Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Schulen, alles so neu – und mal los: da wird noch immer Baugelände zum Wohnen angeboten.
Von Ferne zeigen sich zwei Türme, die jeder einen „Bubbel“, einen Radom tragen, in dem sich Radargeräte für den Flugbetrieb versteck(t)en. Das war schon mal etwas, was mein Interesse vertärkte, habe ich als Wessy bei der Bundeswehr ein Vierteljahrhundert lang mit Radar zu tun gehabt. Und dahinter noch einiges weiter weg strahlten die Radome vom Teufelsberg herüber.
Als wir uns dem Zaun des Flugplatz-Geländes näherten, sahen wir erst einmal Düsenjäger verschiedenster Couleur, Alter und Herkunft. Ausrangierte Vögel, nicht wenige, in Reih und Glied. Doch meine Blicke hefteten sich an einen großen Parabolschirm – ich wusste, wozu diese filigrane und mächtige Antenne gehört: „Würzburg Riese“. Ein Wiedersehen!
Es war Krieg. Nach jedem Fliegeralarm konnten wir morgens auf den Straßen Aluminium-Streifen finden. Das waren sogenannte „Düppel“, die die feindlichen Bomber beim Anflug auf ihr Bombenziel abwarfen, um von deutschen Radargeräten nicht sicher erfasst zu werden, sie machten sich auf den Bildschirmen der Luftverteidigung blind, so lange die bündelweise abgeworfenen Streifen zu Boden schwebten.
Da hatte das deutsche Flugabwehr-Personal ganz schön zu tun, dass ihre Funkmessgeräte (= Radar), wie hier das „Würzburg Riese“, durch diesen Vorhang noch etwas zur Flugabwehr und an die Jagdflugzeuge melden konnten.
So ein Würzburg Riese stand damals neben der Ruine des durch Brandstiftung zerstörten Reichstag-Gebäudes. Wir Pimpfe kannten von den besuchten Flakstellungen her nur Horchgeräte, Scheinwerfer und das so bekannte Geschütz „Achtkommaacht“ (Kaliber 8,8cm). Wir konnten uns die Technik dieses „Horchgerätes“ nicht erklären. Erst fünfzehn Jahre später sah ich im Unterricht in Lehrfilmen der Reichsluftwaffe die deutschen „Radar“-Geräte aus dem 2.Weltkrieg wieder.
Noch andere Radargeräte sind da in Gatow ausgestellt, ob westlicher oder östlicher Herkunft. Und eine Menge Düsen- und Propeller-Flugzeuge, auch Hubschrauber, die einmal im Einsatz bei den verschiedensten Luftstreitkräften waren. Auch da hin und wieder ein Erinnern an die Flugzeuge, die z.B. im Lechfeld bei Augsburg ihren Krach bei Start und Landung machten. Wir erblickten da die F-104, die mit einem „Booster“ im Lechfeld versuchsweise gestartet worden war, dabei von der gewaltigen, den Start unterstützenden Booster-Schubkraft aber so verzogen wurde, dass die Maschine nicht mehr für den Einsatz brauchbar war – Künstler-Pech! Ich erinnere mich an dieses am Boden miterlebte Manöver.
Und als so nach und nach eine Hundertvier nach der anderen verloren ging, war es manches Mal auch ein Zittern mit der Nachbarfamilie – er flog so einen „Witwen-Vogel“ – ob wieder alles gut ginge. Und wir zitterten im Dienst mit am Bildschirm, wenn unsere „Operators“ am Bildschirm nervös wurden.
Was war das für eine Aufregung, als zwei F-84 aus Lechfeld (oder waren die von Memmingen oder Neuburg) sich über die „ADIZ“ nach Osten verflogen hatten! Ihnen blieb nichts anderes übrig, als in Berlin notzulanden – die Vögel kamen dann umgespritzt wieder zurück in den Westen (ich weiß nicht mehr, ob in Kisten oder wie).
Spatz hat doch ganz schöne Fotos mitgebracht. Ihm/ihr tat es gut, die Farben und Kennzeichen der DDR-Luftflotte zwischen den „Ossies“ und „Wessies“ wieder zu sehen, so, wie es mir gut tat, dass jetzt diese „Wiedervereinigung“ dauerhaft dokumentiert ist. Ein schöner, wenn auch für die Beine so strapazierender Spaziergang durch den Herbst. Wieder eine Gefühlsecke zwischen Ost und West in einander verflochten.
ortwin
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Aus Wikipedia:
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RADOM: Eine Radarkuppel ist eine geschlossene Schutzhülle, die Antennen für Messungen (z. B. Radarantennen) oder für Datenübertragungen (z. B. Richtfunkantennen) vor äußeren mechanischen Einflüssen wie Wind oder Regen schützt. Sie wird auch als Radom (im Engl. Radome) bezeichnet, ein Kofferwort aus dem Englischen radar dome für „Radarkuppel“.
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Der Würzburg-Riese war ein deutsches Funkmessgerät (FuMG 65) – eine Radar-Anlage, die im Zweiten Weltkrieg das Eindringen alliierter Bomber und Jäger in den von Deutschland kontrollierten Luftraum wirksam melden sollte. Es handelte sich um eine vergrößerte Version des FuMG 62 Würzburg. Der Würzburg-Riese wurde unter anderem auf den Leittürmen der Flaktürme in Deutschland stationiert.
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Der Name „Düppel” ist ein militärischer Eigenname, der dadurch entstand, dass dieses Mittel von der deutschen Luftwaffe in der Nähe von Berlin-Düppel getestet wurde. Die Kriegsgegner des Zweiten Weltkriegs hatten Düppel etwa gleichzeitig entwickelt. Bei der britischen Royal Air Force hatten sie den Tarnnamen window, in den USA werden sie chaff (Spreu) genannt. Zunächst wagte es jedoch keine der Kriegsparteien, sie einzusetzen, um dem Gegner das Geheimnis nicht zu verraten
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ADIZ ist die englische Abkürzung für Air Defense Identification Zone, eine Flugüberwachungszone.
"ADIZ" war u.a. eine Flugüberwachungszone, die bis zur Wende 1989 entlang der Innerdeutschen Zonengrenze zwischen BRD und DDR und durch den Bayrischen Wald bis zur Grenze Österreichs verlief.
Die ADIZ hatte den Rang einer Flugverbotszone und wurde zu Beginn des Kalten Krieges von der NATO eingerichtet, um überraschenden Einflügen von Militärflugzeugen aus dem Ostblock vorzubeugen.
Mit der Deutschen Einheit wurde die ADIZ-Zone aufgelassen; im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit entstanden auch am Boden neue Verkehrsverbindungen zwischen Ost- und Westdeutschland.
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Ich erlebe alle deine Reisen mit deinen Spatz.
Was für eine Kraft ihr noch beide habt.Also Hut ab.Ich kann bloß 50 Schritte machen, mit Schmerzen dazu.
Ich beneide Euch und freue mich für Euch.
Was ihr beide in der letzten Zeit schon für Reisen gemacht habt.Also ich nehme an ihnen teil und so komme ich in der virtuellen Welt mit meiner Sehnsucht nach Reisen doch zu staunen.
Die Welt ist so schön, wenn man noch jemanden an seiner Seite hat, ist sie noch tausend mal schöner,
Ich wünsche Euch weitere Reisen.
Grüße Tilli