Heimsuche

Heimsuche
Nun „wandere“ ich schon fast zwei Jahre lang mit meiner lieben Freundin Irene durch Berlin und die Mark – immer so für drei bis vier Wochen am Stück und dann nach einer Pause von neun bis zwölf Wochen.
Von den Eltern habe ich, als sie noch in Bonn in der Endenicher Allee residierten, Bücher über Berlin und die Mark Brandenburg bekommen, alte, weniger alte und solche die in der Zeit der Teilung verlegt waren.
Haben die Eltern gewußt, gespürt, daß auch ich das Heimweh nach Berlin und zur Mark hatte ? Und hat auch meine Große Schwester etwas von dem Heimweh ?

Zu schade, daß durch die Umsiedlung nach Bonn Berlin ein ferner Ort geworden ist, eigentlich, weil nicht so einfach erreichbar für uns, nicht zur Tagesordnung gehörte. Zu spät. Zu spät von den Großeltern und den Eltern weit mehr Details aus ihrem Leben in und um Berlin zu erfahren. Wo und wie haben sie da gelebt und erlebt ?
Nehme ich zu den in Briefen und Dokumenten zu findenden Daten Vaters genealogischen Aufzeichnungen, die ich in den achtziger Jahren schon einmal in einen Computer geschrieben und dann ausgedruckt habe, dann bleiben auch noch so Bruchstücke von Erzählungen in der Erinnerung.

Und mit dieser Sammlung versuche ich das Ganze aufzuzeichnen. Mit Irene besuche ich die Orte, wozu es Ansatzpunkte gibt. Natürlich sind diese heute nicht mehr so, wie sie seinerzeit waren.

Fangen wir gleich mal mit Vaters Geburtsort an. Geboren am 22.Oktober 1905 in Rixdorf bei Berlin.

1905, neun Jahre vor dem Ersten Weltkrieg, eine noch normale Zeit im Zweiten Reich Deutscher Nation – 1871 wurde nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich der Preußische König im Spiegelsaal von Versailles zum Kaiser proklamiert. Das besiegte Frankreich mußte reichliche Reparationszahlungen an das Deutsche Reich leisten. Und von diesem Zugewinn bekam auch Berlin so einiges ab.

Da also die Frage: hat die Familie in Rixdorf gewohnt ? Noch war Rixdorf nicht in Berlin integriert und verkehrsmäßig war da auch nicht so eine schnelle Verbindung gegeben, wie sie heute besteht.

Wo ist Rixdorf heute zu finden ? Berlin hat sich ausgebreitet. In den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts schnappte Berlin sich viele Orte und faßte sie unter Groß-Berlin zusammen. Rixdorf – es gibt es noch als kleinen untergeordneten Ortsteil in Berlin-Neukölln.
In der Ahnenliste finde ich, daß Vaters Großvater 1906 in Berlin-Karlshorst gestorben war. War das da Wohnort oder ? Da die Eltern mit Vaters Vater, also dem Großvater väterlicherseits, 1929 in Berlin Niederschöneweide Wohnung bezogen, nehme ich an, daß Britz vielleicht nur Vaters Geburtsort war. Denn irgendwie gibt es auch Erwähnungen, daß man in Charlottenburg gewohnt hatte, als Vater noch Schüler war. Unser Großvater, der 1936 mit uns von Oberschöneweide mit nach Eichwalde ausgezogen war, starb im Januar 1940 im Krankenhaus in Berlin-Oberschöneweide.

Zu schade, daß uns der Vater dazu nichts aufgezeichnet hinterlassen hat. Oder ???

Mit Irene bin ich durch Rixdorf gepirscht, Hauptziel war die Historische Schmiede. Da, wo diese steht, hat es noch viele alte Bausubstanz, wie so auch noch in Buckow und Köpenick zu finden. Und eben sagt mir Irene, daß es da noch einen Meilenstein/Wegweiser gibt, auf dem die Ortsnamen Britz und Buckow zu lesen sind.
18. März 2010