Eine bedenkenswerte Idee



Ich möchte allgemein in den Zeiten klammer Chorkassen und in der besonderen Situation, wo man erwägt, die Eintrittspreise der gelieferten musikalischen Qualität anzupassen (oder war das umgekehrt!?), eine interessante Idee wieder ins Gespräch bringen.
Eine Idee, die natürlich schon andere hatten und gewinnbringend vermarkteten, wie letzthin das ZdF oder vor knapp 200 Jahren Victor Hugo, der sich dafür bezahlen ließ, dass er bestimmte Markenprodukte in seinen Romanen erwähnte.
Ich übersetze mal ein Beispiel: “M. Picoli hatte seinen seidenen Hausmantel übergeworfen, trat an die gut bestückte Hausbar, befeuchtete in Vorfreude die Lippen und öffnete einen Chateau la Graviere Gran Cru, 1831, Depot Lafayette, 86,50 Franc.

Die Idee ist bedenkenswert!
Muss ja nicht so plump sein (obwohl es dem derzeitigen Volksniveau entgegenkommt) wie z.B.:
„Vom Lidl hoch, da komm ich her,
ich bring euch vier Weihnachtslichter.“
Daran anschließend könnte man (natürlich gegen ein angemessenes Honorar) noch ausgewählte Weihnachtssonderangebote musikalisch zu Gehör bringen.

Aber ich meine, ein diskreter Hinweis sollte es auch tun, z.B.:
„Und hör ich das Lidl,
dann schwebt vor mir bald
meiner teuren Mutter
liebliche Gestalt.“

Oder diskret und volkstümlich:
„Morgen kommt der Neckermann,
kommt mit seinen Gaben
Bunte Lichter, Silberzier,
Kind und Krippe, Schaf und Stier,
Zottelbär und Panthertier
möchte ich gerne haben.“

Oder etwas lyrischer aus den Liebesliedern von Ricarda Huch:
„Wo hast Du Aldi Schönheit hergenommen?
Du liebes Angesicht! Du Wohlgestalt!“

Wie gesagt, man muss da sehr diskret vorgehen, sonst geht es einem so wie einem bekannten rheingauer Männerchor, der heimlich nach Absprache mit einem Discounter die Texte seines Liedgutes an die Sonderangebote anpasste. Die Chormitglieder erhielten dafür sogar Chorkleidung in der Art eines Spiritual- oder Gospelchors, extra maßgefertigt wegen der breiten Resonanzkörper der älteren Herren, also nicht einfach Hemden aus dem Sonderprogramm für kuschelige Winternächte.
Beim feierlichen Abgang nach dem Weihnachtskonzert war diese bis dahin geheim gehaltene Sponsoring-Liaison allerdings nicht mehr zu übersehen.
Auf den breiten Rücken der davon schreitenden Herren las man:
“Knabbersachen nur von Aldi!“

castellanos


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