Ein Wintertag

Was passiert eigentlich bei mir im Winter?
Ich halte ein wenig Winterschlaf, also vor morgens 8.00Uhr verlasse ich nicht
mein warmes Bett. Vorsichtig, mit ganz kleinen Augen, die wollen nämlich noch nicht richtig die Welt entdecken, gehe ich ans Fenster.
Leider sehen sie keinen Schnee, ist das gut für mich oder nicht?
Der nächste Blick ist der zum Thermometer, das zeigt Minus 6an.
Es hört sich für mich nicht nur kalt an, es sagt mir, meine Nase wird heute rot und der Frost wird sie beißen und meine Finger brauchen Handschuhe.
Es schüttelt mich bei dem Gedanken, aber es ist Winter sagt meine innere Stimme, auch ohne Schnee, stelle ich fest. Ja, ja, aber wo ist die weiße Pracht,
die einfach zu dieser Jahreszeit gehört? Frau Holle hat uns vergessen und nur in den Bergen die Betten ausgeschüttelt, aber da wohne ich nicht.
Vor meinem Fenster hat es nur leicht gekrümelt, die Sonne hat alles schon wieder verschwinden lassen. Doch bei uns auf dem Balkon ist was los, sämtliches Vogelvolk hat sich eingefunden. Der Chef ist allerdings die Amsel, sie verteidigt den frischgeschnittenen Apfel im Balkonkasten. Wehe es kommt jemand und will auch dort naschen. Sie läßt noch nicht mal ein Familienmitglied an ihr Futter. Wagt es doch eine andere Amsel, beginnen kleine Kämpfe und
der Eindringling muß erfolglos aufgeben. Das sieht bei Krähen, die am Straßenrand rumflitzen, anders aus. Ich glaube sie lieben das Familienleben.
Wir füttern sie gern mit Walnüssen, die wir im Herbst gesammelt haben. Es ist eine Delikatesse für diese intelligenten und scheuen Tiere.
Sofort versammeln sie sich am Futterplatz und alle dürfen sich etwas holen.
Sie nehmen vorsichtig die Nuß in den Schnabel fliegen weg und verstecken
ihren Fund, man weiß ja nie, wann die nächste so plötzlich gefunden wird.
Ich nenne es einfach gesunden Egoismus, aber den hat ja schließlich jeder, auch
du und ich. Na gut, jetzt aber wieder zu meinem Problem, wo finde ich Schnee?
So richtig schön soll es aussehen, alles versinkt in der weißen Pracht und
rund rum an den Zweigen haben sich herrliche Eiskristalle gebildet.
Sofort fällt mir das Märchen von der „Schneekönigin“ ein, die in einem Eispalast lebt. Der Märchendichter aus dem kalten Dänemark hat es für uns aufgeschrieben. Natürlich denke ich auch an das Märchen „Frau Holle“ von Jacob Grimm, der eine gemütliche alte Dame die Betten ausschütteln läßt, damit es schön weiß wird überall.
Die Schneeflocken geraten dabei in einen richtigen Streit, wenn sie so durcheinander wirbeln. Jede Flocke möchte die erste sein, sich den schönsten Platz auf den eingeschneiten Pflanzen und Bäumen aussuchen. Die letzten Flocken landen natürlich auf den meist harten Waldwegen, holen sich dabei blaue Flecke und Beulen. Sie sind nicht glücklich darüber.
Erschrocken darüber, sind meine märchenhaften Gedanken verschwunden,
doch eigentlich ist die Schneedecke auf den Waldwegen etwas Tolles.
Die Skifahrer brauchen dieses kühle Weiß um durch den Wald zu wandern.
Der Wintersport braucht den Schnee und da gefallen mir besonders die Biathleten. In diesem Jahr gefallen sie mir sehr gut, denn ich lasse keine
Übertragung der Wettkämpfe aus.
Ich muß in den Wald oder in die Berge fahren um die weiße Pracht bewundern zu können. Hier kann ich die Schneeflocken bewundern und stelle fest,
jede ist ein absolutes wunderschönes Unikat, die Natur ist ein wahrer Meister.
Wer diese Landschaft erleben und bewundern will, findet sie in diesem Jahr, das
ist sicher, auch wenn der Schnee nicht immer vor der Haustür liegt.

Zum Trost genieße ich jetzt einen Glühwein und freue mich auf den nächsten
Wintertag.

Winterliche Grüße
Eure velo79