Die Theresienwiese war schuld daran


Vor vielen Jahren schnuerte ein junger Schotte sein Raenzlein und begab sich auf Reisen. Er wollte sehen, wie die Menschen jenseits der Insel auf dem Festland lebten.
Sein Weg fuehrte ihn durch Frankreich ins Elsass. In Muelhausen sass er mit einigen anderen Trampern am Flussufer. Sie liessen ihre Fuesse ins Wasser baumeln und erzaehlten von ihren Erlebnissen. Ein junger Belgier schwaermte von der Theresienwiese in Muenchen, mit ihrem besonderen Flair.
Also, auf nach Bavaria und hin zur Theresienwiese.

Zur gleichen Zeit hing auf der deutschen Seite des Rheines in einer Familie der Haussegen sehr schief.
Dort hatte sich ein junger Mann vorgenommen, wenn er sein Abitur schaffen wuerde, wollte er zur Theresienwiese trampen. Er bestand sein Abitur und es konnte losgehen. Ploetzlich kam seine juengere Schwester auf die Idee, mit ihm zu trampen. Von Mama und Papa kam ein klares NEIN. Aber Trotzkoepfchen motzte so lange rum, bis Papa sagte: “Ok, aber nicht trampen”. Er kaufte zwei Tickets Muenchen hin und zurueck und der Bruder versprach hoch und heilig, auf sein Schwesterchen aufzupassen.

Die Theresienwiese war ein voller Erfolg. Diese Atmosphaere, das Ungezwungene, alles nahm man locker und was gab es alles zu hoeren und zu sehen. Der junge Schotte, der sich zu ihnen gesellte, hatte es Schwesterlein angetan, wenn er in seinem lustigen Deutsch/Englisch von seinen Abenteuern in Frankreich erzaehlte.
Und….bei ihrer Rueckreise war der Schotte “mit im Gepaeck”.
Bald war Hochzeit, denn anscheinend hatte der Bruder doch nicht so gut auf seine Schwester aufgepasst.
Das Leben nahm seinen Lauf. Zuerst kamen zwei Buben, dann eine alte Ente. Keine quakende, sondern der fahrbare Untersatz, ein schon in die Jahre gekommener Kleinwagen.
Nun wollte man endlich die Familie in Schottland besuchen und zwar im Winter. Die beiden Buben sollten bei Oma und Opa in Schottland bleiben und die jungen Leute wollten weiter nordwaerts in die schottischen Highlands zum Skilaufen.
Da kommt ihre Oma, inzwischen ja schon Uroma, 82 Jahre alt, auf die Idee, sie moechte mitfahren.
Oma, was willst du da. Du sprichst kein Wort Englisch und nur die Kleinen koennen mit dir deutsch reden.
Kein Wort Englisch ?!? Ich kann noch viel von der Besatzung vom ersten Weltkrieg. Das war typisch Oma!
Nun musste noch ein Dach-Gepaecktraeger fuer das Gepaeck gekauft werden. Und bald ging’s los, auf nach Schottland.

Der Urlaub war fuer alle ein voller Erfolg. Uroma strahlte wie ein Schneekoenig auf der Rueckreise. Langeweile kam bei der langen Fahrt keine auf. Sie hatte soviel zu erzaehlen. Ihre Erlebnisse mit der schottischen Familie, die lustige Verstaendigung untereinander, die vielen Eindruecke vom Landleben. So ganz anders war’s dort wie im Rheinland.

Einige Jahre spaeter kam nochmals Nachwuchs in der jungen Familie an, wie auf Bestellung ein Maedchen. Wir sahen sie zum letzten Mal bei ihrer Kommunion. Dann sind wir nach Australien gezogen.

Die Reiselust ist in der Familie geblieben. Es ist ein Jahr her, da ging unser Telefon. Anruf aus Deutschland.
“Unsere Tochter arbeitet fuer 3 Monate in einer neuseelaendischen Firma. Als Extra-Bonus bekommt sie einen Urlaub an der queenslaender Kueste bezahlt, von Cairns bis Brisbane im Wohnmobil, einschl. 3 Tage Fraser Island und ein Surfkurs an der Sunshine-Coast. Mit dabei ist ihr Freund. Wenn es sich irgendwie machen laesst, wollen sie euch auf die Schnelle ‘Hallo’ sagen.”
Wir dachten, ob sie wohl kommen ??? Sie kamen !!!
Per Handy nahmen sie Kontakt mit uns auf und an einem Spaetnachmittag fuhr ihr Camper auf unser Grundstueck und die Kleine von damals stieg aus. Das erste, was ich sagte, war, WOW siehst du gut aus. Aus der Stippvivite wurde eine Uebernachtung.
Sie bekamen unser Schlafzimmer mit Ensuite und eigenem Balkon, nicht das kleine Gaestezimmer. Am Fruehstueckstisch sagten sie, es waere eine Wohltat gewesen, sich mal wieder richtig im Bett recken und strecken zu koennen.
Leider mussten sie am Nachmittag weiter zum 3taegigen Surfkursus. Den konnten sie nicht verschieben, denn die Zeit wurde knapp. Sie mussten rechtzeitig den Flieger in Brisbane nach Dubai erreichen. Denn in Dubai wollten sie sich mit ihrem Vater und ihrem Bruder treffen, die dort geschaeftlich zu tun hatten.

Frueher waren ihre Eltern gut 20 Std. mit dem Auto unterwegs, um die Verwandtschaft in Schottland zu besuchen.
Heute fliegt die Tochter mit dem Flugzeug in 22. Std. nach Neuseeland.

So ‘klein’ ist manchmal unsere grosse Welt.


koala



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Kommentare (7)

koala Ich musste schmunzeln, als ich Deine Worte las
"Wo die Liebe hinfaellt".
Da spricht jemand aus Erfahrung!
Wir sind frueher viel 'overseas', wie sie es hier nennen, geflogen. Immer wieder waren alleinfliegende Kinder im Flugzeug, die Verwandte in Europa besucht hatten.
Auch unsere Enkel besuchten uns zum ersten Mal alleine, als sie 10 und 11 Jhre alt waren. Aber mit Flugbegleitung, wie sich das nennt, ist das alles heute kein Problem und eine sichere Sache.
Es gruesst Dich herzlich
Anita
Komet danke für diese schöne Geschichte, die Du wieder sehr spannend erzählt hast.
Es gibt heute keine Grenzen mehr in der weiten Welt.
Wo die Liebe hinfällt.

Liebe Grüße sendet Dir Ruth.
Traute Durch das Chaos von Neuer Waschmaschine und neuem Bett, hätte ich
beinahe Deine schöne Erinnerung verpasst!
Sie ist auf so nette Weise,spannend erzählt, und zeigt wie klein
und rund unsere Mutter Erde geworden ist.
Wie das das Kennenlernen und einander näher kommen und Verstehen fördert.
Die Technik hat viele Möglichkeiten vervielfacht.
Nutzen wir sie, damit wir einander nicht fremd werden.
Danke für die Verknüpfungs-geschichte von Völkerfreundschaft und Liebe.
So kann es weitergehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
koala Vielen Dank fuer Deinen Kommentar.
Fuer Schottland bist Du ja Experte.
Die Geschichten von Dir haben mich gedanklich in dieses Land gefuehrt.
Ein lieber Gruss vom Korallenmeer an den Vater Rhein und hin zu Dir
Anita
koala Ja, man moechte, wenn man noch koennte.
Heute erfreuen wir uns an 'Es war einmal'
und frischen unsere Erinnerungen auf.
Es gruesst von Australia nach Austria
koala

ladybird

mit Spannung und Freude habe ich Deine wahrhaftige Geschichte gelesen, Dein Zeitvergleich war interessant, die ganze Schilderung lebte und als Belohnung und Applaus ein ganz frischer Gruß aus den Highlands "Queen´s view",herzlichst Deine Renate

ehemaligesMitglied62 ... da fühlt man sich in seine Jugend zurückversetzt, möchte
sofort den Trekkingrucksack packen, in die Wanderschuhe schlüpfen
und losziehen in die weite Welt.
Herzliche Grüsse nach Qld Ulfhild

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