Die Grenzen des Wachstums


Es war in den 70er Jahren, als ich vom Club of Rome hörte, für den
Prof. Jay Forrester vom MIT einen ersten Bericht mit der von ihm
entwickelten Systemdynamik erstellte. Forrester hatte mit Hilfe
dieser Methodik schon für 'Städtische Dynamik' und 'Industrielle
Dynamik' Untersuchungen erstellt. Die 'Welt Dynamik' war eine logische
Folge.

Im Anschluß vertiefte das Ehepaar Meadows durch umfangreichere
Studien das durch Forrester gelegte Fundament. Meadows wurde vor ein
paar Jahren anläßlich eines Forums von Radio Vorarlberg gefragt, wie
er die ökologische Lage der Welt heute beurteile, wo sich doch vieles
verbessert hätte. Seine Antwort: Er habe das Gefühl in einem rasenden
Auto mit zunehmender Geschwindigkeit auf eine Wand zuzurasen.

Die vom Club of Rome in Auftrag gegebene Untersuchung führte zu dem
großen Projekt Global 2000 - Bericht an den Präsidenten (der USA).
Diese fulminante Studie wurde in deutsch als Dünndruckversion vom Verlag
Zweitausendeins veröffentlicht.

Die wissenschaftlich exakten Arbeiten wurden in der Folge von interessierten
Kreisen niedergemacht und zerredet. Die Politik im allgemeinen und industrielle
Interessenverbände diffamierten diejenigen, die es wagten, sich
zu den Ergebnissen der Studien zu bekennen. Ein Vorgang der nicht
einmalig ist. Bei der Nutzung der Nuklearenergie z.B. war es genauso.

Und dabei ist die Grundaussage der Studien ganz einfach zu verstehen:
In einer begrenzten Welt ist ein unbegrenztes Wachstum auf Dauer
unmöglich. Daß wir Ressourcen (Kohle, Erdöl, etc.), die in der Natur über
Jahrmillionen angesammelt wurden, nicht einfach innerhalb von
wenigen Jahrzehnten (seit der Industrialisierung) vergeuden dürfen,
müßte eigentlich Jedermensch verständlich sein.

Ganz prägnant ist der unsinnige weitere Ausbau der Nutzung der Nuklearenergie,
obwohl bekannt ist, daß das Ausgangsmaterial (Uran) in 70 Jahren erschöpft
sein wird. Abgesehen von der von Anfang an nicht gelösten Endlagerung der
ausgebrannten Brennelemente und den trotz der "sicheren Technologie" tatsächlich
stattgefundenen Groß-Katastrophen von Philipsburg, Tschernobyl und Fukushima.

In der Schule hatte ich gelernt, daß es 3 Milliarden Menschen auf der Erde
gäbe. Heute (50 Jahre später) sind es lt. Wikipedia bereits 7,2. Zur Zeit der
Antike (Sokrates, Buddha, Lao Tse, Zaratustra) waren es weniger als 50 Millionen,
zur Zeit des Untergangs der Maya-Kultur (ca. 800 u.Ztr.) waren es 250 Millionen.
Um 1500 u.Ztr. waren es bereits 500 Millionen.

Auf einem meiner Tagebücher hatte ich einen Aufkleber vom Ahriman-Verlag
"Fünf Milliarden sind vier zu viel" angebracht. Zynisch? Nein, wenn ich an
die Folgen dieser ungebremsten Ausbreitung denke: Alle unsere Mitmenschen
wollen / sollen einen Wohlstand erreichten (wer verdient daran?) wie wir in
Europa ....

Auf Basis der Erkenntnisse der Systemdynamik erarbeitete Frederik Vester hier
in Deutschland Beratungen für die nachhaltige Weiterentwicklung von Ballungsgebieten.
Vor kurzem entdeckte ich das von ihm erfundene Umweltsimulationsspiel Ökolopoly - ein
kybernetisches Umweltspiel (Ravensburger) als Restbestände bei einschlägigen Anbietern
im Internet. Das ist die intelligente Alternative zum Monopoly.

Mir tun die künftigen Generationen leid, die mit dem Abfall, den Schulden,
dem aus den Fugen geratenen sozialen Systemen, den Folgen des Aufhebens von
Grenzen, der Ausbreitung des religiösen Fundamentalismus (trotz des
allgemein zur Verfügung stehenden Wissens aus der "Aufklärung"), der
unreflektierten Wachstumsideologie, den Einlagerungen von Chemikalien
in der Nahrungskette, den Folgen der Genmanipulation und weiteren Entgleisungen
zurechtkommen müssen.

Ich bin zutiefst dankbar, daß ich hier in Mitteleuropa in einem einigermaßen
geordneten Land leben kann und mich (hoffentlich) diese Folgen nicht mehr
beeinträchtingen werden.

Erinnerungen von
GreyEagle

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