Die blauen Dragoner, sie reiten
Mit klingendem Spiel durch das Tor,
Fanfaren sie begleiten
Hell zu den Hügeln empor.

Die wiehernden Rosse, sie stampfen,
Die Birken, die wiegen sich lind,
Die Fähnlein auf den Lanzen
Flattern im Morgenwind.

Morgen, da müssen sie reiten,
Mein Liebster wird bei ihnen sein.
Morgen in alle Weiten
Morgen, da bin ich allein.

Die blauen Dragoner, sie reiten
Mit klingendem Spiel durch das Tor,
Fanfaren sie begleiten
Hell zu den Hügeln empor.


Die Kinder haben sich gewundert über den Wunsch ihrer Mutter, dieses Lied und ein anderes ihr beim Abschied mitzugeben.

Was wolltest du uns damit sagen? Jetzt, da deine Stimme, deine Schmerzen und auch Freude zu Ende gegangen sind? Mir selbst hast du es nicht mehr sagen können – du warst zu schwach, mit mir zu telefonieren. Und vielleicht waren deine Versuche, es zu wollen, fehlgeschlagen, weil ich nicht erreichbar war – wie so oft. Ich bin so froh, dass die Kinder dich noch hinüber begleiten durftet.

Was wolltest du uns damit sagen? Als wir da im Lechfeld gelandet waren, du und ich dort unsere Arbeit, unseren Dienst verrichteten, waren es Soldaten, in blauer Luftwaffen-Uniform oder auch im Drillich, die von dir das Essen bekamen, morgens, mittags, abends. Du warst in der Küche beschäftigt, während ich draußen im „Konrad“ mit der Elektronik kämpfte.

Hattest du Frühdienst, musstest du in aller Herrgottsfrühe zu den Kolleginnen in das euch abholende Auto klettern, während die Kinder noch gut eine Runde schlafen konnten. Hattest du Spätdienst, kamst du heim, wenn die Kinder ins Bett mussten. Und sie lauerten doch immer auf dich.

Kann es sein, dass du damit alle die riefst, die dich da kennen gelernt hatten?

Oder hast du mich ganz persönlich ansprechen wollen? Ich war gegangen – in Uniform. Ich habe euch alleine gelassen. So, wie es früher auch geschah, wenn die Mannen „weiterreiten“ mussten, selten „nach Hause“ kamen.

Fragen wir nicht mehr nach dem Wieso und dem Warum. Die Wortgefechte zu wiederholen, eine neuerliche Auflage zum Abrechnen: sie bringen uns nichts mehr. Du weißt noch nicht, wo man mich eines Tages verscharrt. Ich aber weiß, wo du ruhst, wohin ich immer gehen kann, wann immer ich an den Ort komme, wo du ruhst, wo auch eines unsere Kinder immer wieder nach dir schauen kann.

Du kannst mir nicht mehr ins Wort fallen. Dennoch höre ich noch immer deine helle Stimme. Ich habe dich immer geliebt – deshalb auch das Auseinandergehen. Gott stehe dir bei – jetzt, wo du ihm so nahe sein darfst.

Die blauen Dragoner, sie reiten
Mit klingendem Spiel durch das Tor,
Fanfaren sie begleiten
Hell zu den Hügeln empor.

ortwin

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Kommentare (1)

Traute

Nun hast Du bei mir eine Altmädchenträne hervorgezwungen. Aber sie ist es mir Wert. Mit Scheidung und Trennung kenne auch ich mich aus. Ich wollte es wäre anders geworden, gleich am Anfang als noch all die Liebe und die Zukunftshoffnung groß war. Es ist ja die Art, wie uns das Leben zwang zum Überleben zu Arbeiten. Auch ich war in der "rollenden Woche"alle Tage und Nächte sind für die Arbeit da auch am Feiertag wird Dienst gemacht. Und zwar mit voller Aufmerksamkeit, denn davon hingen Menschenleben ab. Dann noch der Haushalt, die Kinder, der Mann und die Weiterbildung. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn das ein Pärchen durchgehalten hätte, in Liebe. So war die Zeit und so mussten wir sie erleben.Es hat weh getan, aber auch reifer werden lassen. Mit freundlichen Grüßen, Traute, die weiß wovon Du schreibt, sie kennt das. Traute2012(Traute)  Das Schicksal webt mit an unserem Leben in Form der Verhältnisse, die wir vorfinden.L.G.


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