Dem Sturm entkommen
Ich wollte einkaufen! Nicht daß ich über´s WE verhungert wäre, aber meine Seele brauchte Futter... Taler! Pfefferminztaler! Dick mit Schokolade umhüllt und aus dem Kühlschrank...!! Kinnes nee... Wie sie im Mund schmelzen... Nun bin ich aber ja zurzeit ziemlich gehandicapt (milde Querschnittslähmung) und es ist schon jedesmal eine große Herausforderung, rauszugehen. Aber....was vor meiner Erkrankung des Abends das Gläschen Rotwein war, waren nun dieTaler! Denn der Rote will sich nicht mit den kleinen bunten Dingern, die es in der Apotheke gibt. Nach der abendlichen Fuhre bin ich eh´ schon torkelig, wozu also braucht frau den Rotwein dann noch...?
Ich mich also wetterfest angezogen und mit der Arthritisstütze (die hat man mir im April dieses Jahres nach der Versteifung meines linken Handgelenks verpaßt) raus, um mein „Flivatüt“ (E-Mobil) aus dem Fahrradhaus, welches bei uns ganz hinten im Garten steht, zu holen. Immer an der Wand lang und aufpassen, daß ich nicht auf den vermoosten Gehwegplatten ausrutsche. Es ging aber alles gut. Die Stütze an der Stange des Flivatüs geklettet und mit Schwung und bester Laune los... „Schwung“ heißt in diesem Fall 6 kmh... Fast schien ja auch die Sonne...
Weit vor mir nahmen zwei Damen flotten Schrittes den Radweg ein. Immerhin schon nach ca. 700 Metern überholte ich sie! Nicht ohne freundlich zu grüßen und zu betonen, daß ich ja ein bißchen schneller sei... Aber nur ´nen Ticken... Wir lachten alle herzlich, dazu war ja während des Überholmanövers genug Zeit. An der nächsten Ampel hatten sie mich fast wieder eingeholt. So, weiter zum Markt mit dem blauen A, der zurzeit in einem Zelt untergebracht ist, weil der eigentliche Markt umgebaut wird. Denn dort gibt es die begehrten Taler. Das Flivatüt sauber und gerade, nah am Zelt eingeparkt, die Stütze abgebastelt und einen Wagen aus der Reihe gezogen, humpelte ich in das Zelt hinein.
Als erstes die Taler, die auch noch im Angebot waren, Da mußte ich ja zuschlagen... 5! Packungen landeten in meinem Einkaufswagen. Ach, ein paar Kekse können auch nicht schaden, kommt ja mal öfter jemand auf einem Kaffee ´reingeschneit. Dann lockten mich noch Schokokeksriegel an (könnte ja sein, daß man Pfefferminz mal über hat... gell?). So, nun schnell an den Süßigkeiten vorbei, nicht daß...
Ich schlenderte also weiter, ließ mir richtig Zeit und kam dann irgendwann an der Kasse an. Dort fiel mir ein, daß ich auch noch Klopapier brauchte... Ich bat die Dame vor mir, meinen Wagen mitzuziehen und das machte sie auch freundlicherweise. Ich hökerte (ich war auch schon ziemlich kaputt) also zum Klopapier-Regal und wieder zur Kasse. Als ich meine Einkäufe auf das Band gelegt hatte, kamen mir leise Zweifel, ob ich das alles wohl mitbekäme auf meinem Gefährt... Ich sinnierte noch so vor mich hin, als es mit einem Male schepperte und knallte und man fast dachte, Putin habe was angezettelt... So knallte es! Ihr könnt euch denken, daß es ein Unwetter war. Ich zahlte und verließ den Markt, der zwischenzeitlich geschlossen werden sollte.
Im Vorraum guckte ich zu, wie es stürmte und regnete. Ich machte mir Sorgen! Wie sollte ich nach Hause kommen...?? Ein Mann im Anzug, der zum Laden gehörte, fragte, ob er mir nicht lieber ein Taxi rufen solle, nachdem er hörte, wie ich nach Hause wollte... Ich verneinte und eine Dame, die gerade ihren Schirm aufspannte, guckte mich an, als sei ich geistig eingeschränkt. Als der Regen kurz mal abebbte, bat ich einen weiteren Kunden, mir die Tür aufzuhalten, was er auch tat. Ich hatte ja gottlob eine Packung Klopapier, welche ich aufgerissen und ein gutes Stück abgerollt hatte, um damit den Sitz abzuwischen. Der freundliche Kunde hielt immer noch die Tür auf und ich fuhr hinein, verstaute mit Sinn und Verstand meine Einkäufe in dem Rucksack, der über dem Sitz hängt und der Tasche, die ich immer zwischen meinen Füßen platziere und siehe da... alles war verstaut!. Nur das Klopapier.... Ich schob es kurzerhand unter den Sitz.
Dann setzte ich mich gemütlich auf mein Flivatüt und wartete... So nach einer halben Stunde sah ich Licht am Horizont, es hörte auf zu regnen und zu stürmen und ich bat einen Kunden, der gerade das Schild las, worauf stand, das der Markt geschlossen sei, mir die Tür aufzuhalten, damit ich raus könne...
Tja, dann bin ich – um von nur noch ein paar zaghaften Regentropfen getroffen worden zu sein – nach Hause gelangt, immer mit einem prüfenden Griff zum Klopapier, es konnte nämlich ins rutschen kommen. Die Sachen ausgepackt, (dabei muß ich höllisch aufpassen, nicht über die Eingangsstufe zu fallen), das Flivatüt wieder eingeparkt im Fahrradhaus und noch mal - immer an der Wand lang - ´rein in mein warmes, gemütliches Zuhause.
Wenig später gab „Zeynep“ so richtig Gas und ich war froh, dem Sturmtief gerade noch so entkommen zu sein. Fast war es ein richtiges Abenteuer.. und das eigentlich nur wegen meiner Seele...
Ich wünsche allen Lesern einen gemütlichen Sonntag!
Kommentare (13)
@margit Ich habe diese Nachricht nicht verstanden. Wer ist gemeint?
Habe ich etwas falsch gemacht?
Lieber @chiemsee-wok ,
nein, Du hast keinen Fehler gemacht. Mein Kommentar war an Mary-Lou99 gerichtet und diente der Erklärung, dass ich in meiner Funktion als Administrator die Verlinkung des gesamten Beitrags zu einer anderen Webseite gelöscht habe.
Die Benachrichtigung an Dich bedeutet nur, dass in einem Blog, den Du kommentiert hast, ein neuer Kommentar geschrieben wurde.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag,
Margit
@margit Alter, aber immer wieder richtiger Spruch "Wer lesen kann ist absolut im Vorteil" 😢 Steht ja oben drüber "Hallo Mary-Lou". 😉
Sehr schön geschrieben, ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. 😊 was bleibt drückt das hier aus. 😓
Hallo Maria!
Fühlte mich gerade beim Lesen Deiner Einkaufsgeschichte, als ob mir das so hätte geschehen können ...
Nur fahre ich momentan noch kein Fliwatüt, fahre noch, gut vor jeglichem Wetter gescbützt, mit meinem "grünen Laubfrosch"-Pkw einkaufen. Aber wie lange ich das noch mit meinen Holzstöcken (Füßen) kann oder darf, lass ich mal offen ...
Doch so mitten auf dem Land, 5 km ins Dorf oder gleich weit entfernt in die andere Richtung in die Stadt erlaube ich mir noch, bis jemand das Kärtchen (den Lappen) wegnimmt. Dann dürfte wohl ein solches Gefährt wie Deines für mich auch anstehen. Mich friert jetzt schon, wenn ich daran denke, ich hätte bei den kühlen Temperaturen der vergangenen Tage und den zugigen Feldern 'raus gemusst ...
Die drei Meter fuffzig vom Pkw zur Haustür mit der Enkaufstasche sind schon schwer und dann den richtigen Schlüssel so in die tauben Finger zu bekommen, dass ich damit auch aufschließen kann, ist jedesmal ein spannendes Spielchen.
Ich freu mich schon auf wärmere Tage, in denen der "Kamin-Durchzug" zwischen Haus und Garagen eine zu genießende Erfrischung bringt!
Alltagsgeschichten vieler Senioren???
💕 😁 👍 😇 💕 😁 👍 😇
@nnamttor44
Hallo nnamttor44,
lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ja, es ist nicht so einfach mit dem einkaufen auf dem Lande. Ich lebe ja in einer Kleinstadt und dort doch noch ziemlich zentral, so daß es noch geht mit den Wegen dahin. Aber im Winter ist es halt trotzdem ungemütlich. Ich hatte eine OP, Nerven waren so eingeklemmt, daß ich mich jetzt mit einer "milden Querschnittslähmung" herumsschlagen darf. Nicht soooo leicht, den Alltag damit zu bestreiten...
Herzlich Maria
@Mary-Lou99
Las gerade Deine zweite Geschichte. Bin also offensichtlich nicht die einzige, die wegen Wirbelgleiten und einer Wirbelkanal-Stenose operiert werden musste, um nicht im Rollstuhl zu landen. Wirbelgleiten und Kanalspinal-Stenose klemmen immer die Nerven, vor allem die Ischias-Nerven ein!! Und die zeigen jetzt trotz Taubheit in den Füßen gerne mal im hinteren Oberschenkel Bewegung störende Krämpfe 😨
Offensichtlich war das Wissen meines Neurochirurgen nicht ausreichend, denn sonst hätte er wissen können - müssen?? - dass zur Versteifung der gesamten Lendenwirbel auch der unterste - S1, gehört wohl eher zum Steißbein - mit eingeschlossen sein musste. Daher: OP eins Mitte April 2019, OP zwei Mitte November 2019. Keine weitere Betreuung, da erst mal drei Monate OP-Erholung wichtig waren. Aber: Mitte Februar 2020 gab es bereits die Pandemie und keine Ergotherapie-Studios, die noch arbeiteten ...
Ende August war die sportliche Wiederaufarbeitung immer noch nicht möglich. Dafür erhielt ich dann meine Krebsdiagnose mit allen scharfen Geschützen, die dem Krebs den Garaus machten - aber auch mein gesamtes Nervenkostüm angriffen. Ergebnis: Füße und Hände fast ganz taub, ständig kribbelnd, abends durch Wassereinlagerungen fette Füße, nachts Brandgefühle in den Fingern, der Spaziergang mit dem Rollator fällt ebenfalls zu gebückt aus, was zunehmend schmerzt ... Und damit hören die neu hinzugekommenen Beschwerden - Nebenwirkungen? - nicht auf.
Durfte nun fesststellen, dass es keine Krankengymnastik mehr gibt. Funktionstraining ist nicht möglich, weil ich kaum auf die Matte komme und wenn ich es doch geschafft hätte, ist das wieder aufstehen ein Problem!!
Aber was ist das alles gegen die schlimmen Geschehen im Putin-Krieg?!!
Uschi
@nnamttor44
Ach Uschi, du bist aber auch gebeutelt. Das tut mir aufrichtig leid, denn ich weiß, was es heißt, immer Schmerzen zu haben. Meine Hand kribbelt auch ständig, morvgens bin ich irgendwie spastisch (oder wie man das nennen mag...) und es dauert, bis ich mich eingelaufen habe...Ich habe auch noch eine chronische Schmerzerkrankung... manchmall ist es einfach zu viel, aber wie du schon schreibst, was is t das gegen einen Krieg...
@Mary-Lou99
Hallo Maria!
Ich weiß nicht, wer mir meinen trotz allem vorhandenen Optimismus mitgegeben hat. Das Leben, meine Gene oder das Schicksal??
Mein Mittel gegen das nur langsame In-Gang-kommen morgens ist halt: länger schlafen (ich muss ja niemanden mehr versorgen), beim Frühstück die Zeitung lesen - die hereinzuholen, dafür zwing ich mich dann schon mal, die fünf Minuten draußen möglichst aufgerichtet zu gehen, die alte Zeitung zu entsorgen und die neue aus dem Briefkasten an der Straße herein zu holen.
Termine vor 9:30 Uhr nehme ich nicht mehr an. Wobei - wenn ich zum Doc muss, wäre ein früherer Termin für ihn vielleicht etwas aufschlussreich 😵 😏 ??
Obwohl ich weiß, dass auch die HWS in allen Etagen kaputt ist (festgestellt vor 35 Jahren an Arthrose in den Händen), werde ich - so lange ich es ertragen kann - diese meine Mörperpartie keinem chirurgischen Bastler mehr zum Spiel anbieten. Drinnen herumgepfuscht ist nie wieder wie neu!! Und wie sich nach einer s. g. Reparatur das operierte Gebiet zeigt, ahnt man vorher nicht wirklich.
Also Kopf hoch, Rücken gerade (wenn's mal geht) und das vom Leben genießen, was man zuvor vielleicht übersehen hat ...
💕lichen Gruß von Uschi
@nnamttor44
Moinmoin Uschi,
du handhabst es ähnlich wie ich.
Morgens länger schlafen, keine frühen Termine (nur in Ausnahmefällen, z.B. KG und Ergo, zurzeit noch zu Hause) Das Anziehen und Waschen oder duschen ist schon richtig Arbeit. Dann die Ration Tabletten auspulen, (gleich für abends mit...) Dann Kaffee (essen mag ich neuerdings morgens nichts), möglichst gerade gehen und den linken Fuß heben und nach außen zwingen, PC anwerfen (ich mische in einer Fotogruppe mit) Dann ist schon fast Mittag. Überlegen, was ich essen will. Die Zubereitung geht auch nur unter Mühen, (wenn Besuch kommt, muß er manchmal ei paar Kartoffeln schälen, weil ich es mit meinen zwei kaputten Händen nicht kann oder mal eben den Mülll zur Tonne bringen...
Eine Haushaltshilfe (steht mir zu wg. Pflegegrad) kommt allle 14 Tage, putzt Fenster und Ecken, die ich nicht kann, bügelt, etc. ...
Bei schönem Wetter die Straße rauf und runter, zwischendurch TV, wenn´s nicht mehr geht und ich gezwungen werde, mich auszuruhen...
Ja, Freunde und Bekannnte wundern sich auch, woher ich den Optimismus und den immer noch vorhandenen Humor nehme. Aber ohne läge ich schon in der Kiste oder wäre in Depressionen verfallen...
So, nun noch´n Kaffee...
Herzlichst Maria
@Mary-Lou99
Hätte nie gedacht, dass sich mein Alter mal so zeigen würde, hatte immer meine weibliche mütterliche Seite vor Augen ... Die waren noch bis 90 recht "aufgeräumt". Aber ob ich da tatsächlich ihre "Wehwehchen" sehen konnte? Vermutlich nicht!
Akzeptanz besteht bei mir noch nicht. Aber ehe ich mir Medis einwerfe, die mir zwar die gewünschte Hilfe gegen die "Kleinigkeitsbeschwerden" geben, dafür aber als Nebenwirkungen andere Eigenheiten hervorzaubern, die ich 25 Jahre an meiner psychisch kranken Schwiegermutter beachten durfte (ein Pflegefall in der geschlossenen Psychiatrie!), selbst nie in meiner Familie beobachten konnte, verzichte ich lieber darauf und ertrage die hinderlichen "Nicht-mehr-Fertigkeiten" weiterhin.
Was denken sich die Pharma-Firmen eigentlich, wenn sie solche Medis auf den Markt bringen?! Hab das Mittel zum Entsorgen der Apotheke zurückgegeben und die Praxis von meinem Tun und Entsetzen unterrichtet.
Ich bleib mir lieber treu!! bestimmt
Uschi
Hallo Mary-Lou99,
bei uns im Seniorentreff ist Werbung in den Blogs wie in den Foren nicht erwünscht. Als neues Mitglied ist Dir das sicher entgangen. Ich habe Deinen Werbelink gelöscht.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude im Seniorentreff,
Margit, Admin