Bevor die Freude kam
Gestern feierte ein Land mit seinen Nachbarn das große Erlebnis von vor zwanzig Jahren „Die Mauer ist offen“, den Neunten November 1989.
Ich kann mich nicht so recht erinnern an den Tag, was ich gedacht hatte. Nein, im Büro gab es zwei Damen, die die Zeichnungen der Wohnungen der VW-Siedlungen in Wolfsburg von Blaupausen in den Computer zeichneten, zwei Damen von „Drüben“, die hier im Westen neu angefangen hatten. Eine kam über Prag aus dem Vogtland, die Andere kam aus Leipzig. Beide aus dem Fach Bautechnik. Sie waren verdammt fleißig und korrekt in der Arbeit, eine Freude, ihnen über die Schulter zu sehen. Sie waren vor dem besagten Tag schon angekommen. Auch ihre Männer hatten Arbeit gefunden. Wohnung und Auto waren auch schon da.
Wir hörten und sahen das Unfaßbare. Wir setzten zumindest Hoffnungen, daß nun alles „vernünftig“ würde.
Was wußte ich sonst so von „drüben“ ?! Wenig, sehr wenig, und das trotz meines immer vorhandenen Heimwehs nach Berlin, Ostberlin, Mark Brandenburg. Fünfundzwanzig Jahre war ein Besuch der „Zone“ nicht drin, war ich doch „Bürger in Uniform“. Inzwischen war meine Zeit beim „Bund“ zu Ende gegangen. Ich konnte also in die „Zone“ reisen.
1986. Die Frau meines Vetters in Stolberg und auch die Schulfreundin meiner großen Schwester waren unabhängig voneinander mir behilflich, in die DDR einzureisen und mich auch frei zu bewegen.
Ich fuhr also für 16 Tage, brachte 400 DM an Devisen ein, fuhr mit meinem Auto durch ein Land, das eben nicht mehr zu Deutschland gezählt wurde. Über die Reise hatte ich einen kleinen Bericht verfaßt, den ich heute beim Kramen im Keller wiederfand. Ich war baff dessen, was ich damals, also vor 23 Jahren an Gedanken zu Papier gebracht hatte.
Meine damalige „Polemik“ endete in dem Absatz „Fazit“:
»16 Tage x 25 DM Zwangsumtausch sind draufgegangen für ca. 3000 km durch die DDR. Ich habe vieles gesehen und gelernt, noch mehr auf unser Wirtschaftssystem stolz zu sein. Ich habe manches konservative Dogma in Frage gestellt. Ich zweifele mehr denn je den Sozialismus als einzig richtig für uns an. Ich weiß nicht, wie der östliche Teil Deutschlands frei von sowjetischem Einfluß und der westliche Teil von den Vetos der Amerikaner, Briten und Franzosen erlöst werden kann, damit mit vielen Kompromissen auf beiden Seiten wieder „ein einig Volk von Brüdern“ entstehen kann. Keiner soll den anderen zwingen wollen. In der DDR sind viele ganz zufrieden, sie möchten eben nur mündig werden: dahin fahren zu dürfen, wohin sie wollen, den Job zu wählen oder das zu studieren, was sie wollen. Ob sie es dann tun, ist völlig nebensächlich.
Ich wünsche mir, die nächste Reise nach Mitteldeutschland so frei gestalten zu können, wie es in West-Europa oder Nord-Amerika möglich ist: täglich neu planen an Vorgefundenem, solange der eigene Geldbeutel dazu gefüllt ist. Keine Zwänge, keine Mängellisten, kein Ausgebeutetwerden.«
Wieviel hat sich verändert?! Damals hat niemand geahnt, daß es je eine Wiedervereinigung geben wird. Eher war dieser Wunsch und die Absicht dazu abgeschrieben. Nach dem gestrigen Feiern wieder ran ans Werk – es bleibt auch nach zwanzig Jahren der Gemeinsamkeit noch viel für uns Alle zu tun.
Ich kann mich nicht so recht erinnern an den Tag, was ich gedacht hatte. Nein, im Büro gab es zwei Damen, die die Zeichnungen der Wohnungen der VW-Siedlungen in Wolfsburg von Blaupausen in den Computer zeichneten, zwei Damen von „Drüben“, die hier im Westen neu angefangen hatten. Eine kam über Prag aus dem Vogtland, die Andere kam aus Leipzig. Beide aus dem Fach Bautechnik. Sie waren verdammt fleißig und korrekt in der Arbeit, eine Freude, ihnen über die Schulter zu sehen. Sie waren vor dem besagten Tag schon angekommen. Auch ihre Männer hatten Arbeit gefunden. Wohnung und Auto waren auch schon da.
Wir hörten und sahen das Unfaßbare. Wir setzten zumindest Hoffnungen, daß nun alles „vernünftig“ würde.
Was wußte ich sonst so von „drüben“ ?! Wenig, sehr wenig, und das trotz meines immer vorhandenen Heimwehs nach Berlin, Ostberlin, Mark Brandenburg. Fünfundzwanzig Jahre war ein Besuch der „Zone“ nicht drin, war ich doch „Bürger in Uniform“. Inzwischen war meine Zeit beim „Bund“ zu Ende gegangen. Ich konnte also in die „Zone“ reisen.
1986. Die Frau meines Vetters in Stolberg und auch die Schulfreundin meiner großen Schwester waren unabhängig voneinander mir behilflich, in die DDR einzureisen und mich auch frei zu bewegen.
Ich fuhr also für 16 Tage, brachte 400 DM an Devisen ein, fuhr mit meinem Auto durch ein Land, das eben nicht mehr zu Deutschland gezählt wurde. Über die Reise hatte ich einen kleinen Bericht verfaßt, den ich heute beim Kramen im Keller wiederfand. Ich war baff dessen, was ich damals, also vor 23 Jahren an Gedanken zu Papier gebracht hatte.
Meine damalige „Polemik“ endete in dem Absatz „Fazit“:
»16 Tage x 25 DM Zwangsumtausch sind draufgegangen für ca. 3000 km durch die DDR. Ich habe vieles gesehen und gelernt, noch mehr auf unser Wirtschaftssystem stolz zu sein. Ich habe manches konservative Dogma in Frage gestellt. Ich zweifele mehr denn je den Sozialismus als einzig richtig für uns an. Ich weiß nicht, wie der östliche Teil Deutschlands frei von sowjetischem Einfluß und der westliche Teil von den Vetos der Amerikaner, Briten und Franzosen erlöst werden kann, damit mit vielen Kompromissen auf beiden Seiten wieder „ein einig Volk von Brüdern“ entstehen kann. Keiner soll den anderen zwingen wollen. In der DDR sind viele ganz zufrieden, sie möchten eben nur mündig werden: dahin fahren zu dürfen, wohin sie wollen, den Job zu wählen oder das zu studieren, was sie wollen. Ob sie es dann tun, ist völlig nebensächlich.
Ich wünsche mir, die nächste Reise nach Mitteldeutschland so frei gestalten zu können, wie es in West-Europa oder Nord-Amerika möglich ist: täglich neu planen an Vorgefundenem, solange der eigene Geldbeutel dazu gefüllt ist. Keine Zwänge, keine Mängellisten, kein Ausgebeutetwerden.«
Wieviel hat sich verändert?! Damals hat niemand geahnt, daß es je eine Wiedervereinigung geben wird. Eher war dieser Wunsch und die Absicht dazu abgeschrieben. Nach dem gestrigen Feiern wieder ran ans Werk – es bleibt auch nach zwanzig Jahren der Gemeinsamkeit noch viel für uns Alle zu tun.
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