Auf der Straße nach Norden mit der Sonne als Ziel - Etappe 10 / 19. Juni 2023 Kautokeino - Tana Bru


Auf der Straße nach Norden mit der Sonne als Ziel - Etappe 10 / 19. Juni 2023 Kautokeino - Tana Bru

10. Etappe (19.Juni 2023)  Kautokeino - Tana Bru (Breitengrad 70.20 N)
 
 
Wir brechen auf und machen noch in Kautokeino halt an einem Lebensmittelgeschäft - REMA 1000, eine Lebensmittelkette in ganz Norwegen, vergleichbar mit ICA in Schweden oder mit Edeka oder Rewe in Deutschland. Eigentlich wollten wir gestern einkaufen, aber wir wussten nicht, dass in Norwegen solche Geschäfte sonntags geschlossen sind. In Schweden ist auch sonntags so gut wie alles geöffnet, auch Baumärkte, Bekleidungsketten u. u. u. - eben alles.
 

 
Auf den Straßen kann man immer wieder Kunstwerke entdecken, wie hier dieser riesige bemalte Stein. Und der Skooter wartet auf den nächsten Schnee.
 
  

 
In Karasjok haben wir 25 Minuten geladen und im Restaurant nebenan Lapskaus gegessen. Ein solches Essen ziehen wir einem Hamburger oder einer Pizza immer vor.
 
Norwegischer und deutscher Lapskaus haben nur den gleichen Namen, ansonsten unterscheidet er sich in den Zutaten vom deutschen Lapskaus. Er hat aber gut geschmeckt.



Es sind 25°C, für mich viel zu warm.
Wir haben ein für mich besonderes Erlebnis. Eine Gruppe junger Männer mit heftigen BMW-Motorrädern steht an einer Tankstelle, ca 6 . Das ist noch nichts besonderes. Aber plötzlich geht einer von ihnen etwas abseits an eine Mauer, rollt einen kleinen Teppich aus, kniet sich nieder und betet zu Allah, wir schauen näher hin und erkennen, die Männer kommen aus Katar. Sie wollen ans Nordkap.

















Wir schauen uns noch etwas im Kulturpark der Samen in dem kleinen Ort an und fahren dann weiter. Wir haben noch 180 km vor uns durch eine fantastische Landschaft. Und obwohl wir uns jetzt auf der E6 befinden ist kaum Verkehr, so wie auf vielen, die wir in den letzten Wochen gefahren sind. Und wenn man einem Fahrzeug begegnet, dann ist es meistens ein Urlauber, der zu Nordkap will. Meistens sind es Wohnmobile, aber auch Wohnwagen, Motorräder und sogar Fahrräder, beladen mit einem kleinen Zelt und ein paar Kleidern. Einige wenige ausländische PKW sind auch dabei, sie nutzen als Übernachtung oft eine der zahlreichen Hütten, die man auf jedem Campingplatz für relativ wenig Geld mieten kann oder sie bauen ein kleines Zelt irgendwo in der Natur auf. Letzteres ist wie auch in Schweden für eine Nacht erlaubt würde ich aber nie wagen. Auch wenn wir nie auf unseren Fahrten einen Bären gesehen haben, so gibt es doch welche und mir wäre es zu gefährlich. Auch Wölfe gibt es und einem Vielfraß möchte ich auch nicht unbedingt in die Quere kommen, auch wenn sich dieser hauptsächlich von As ernährt. Selbst der scheue Luchs könnte ja vorbei kommen und ist nicht ungefährlich.


Die Fahrt geht weiter, Das Wetter spielt immer noch mit. Wir haben bisher nur perfektes Campingwetter erlebt.

Endlich haben wir unser Ziel erreicht - nach 20 Tagen sind wir im Südwesten der Varanger-Halbinsel angekommen und haben einen Familiencamping in Tana Bru gefunden.

Auf dem Campingplatz war es am Abend sehr ungemütlich, windig und mit 6° C nicht gerade warm. Aber der Lüfter heizt unseren kleinen Wagen schnell auf. Tana Bru hat ca 600 Einwohner, seinen Namen hat es von der Brücke, die über die Tana älv geht.

Wir wollen bis Freitag hier bleiben und die Halbinsel erkunden. Die Halbinsel wird vom Varangerfjord im Süden und Norden, dem Tanafjord im Westen und der Barentsee im Osten begrenzt. Der höchste Punkt ist der Stangnestind mit einer Höhe von 724 m über dem Meeresspiegel. 

Die wichtigsten Ortschaften sind Berlevåg, Båtsfjord.Vadsö und Vardø, wir wollen alle besuchen.
 

Am 20. Juni geht es rauf nach Berlevåg (70,86 N) und Båtsfjord (70,64 N) . Es wird ein Tagesausflug.
 
 

Die Rundreise ist etwa 330 km lang, aber kein Problem, da wir ja den Wohnwagen in Tana Bru stehen lassen. Berlevåg ist wohl einer der nördlichsten Punkte, den wir auf dieser Reise haben, 70,90 Nördlicher Breite. Auf dem Weg dorthin sind immer wieder Schlagbäume, die gegebenenfalls im Winter den Verkehr aufhalten, bis der Räuimdienst die Straßen frei geräumt haben.

 
 

Die Straße wird umsäumt von hohen Bergen rechts und links, später dann dem Kungsfjord rechts. Es geht aber erst einmal nach oben und besonders der Berghang rechts sieht gefährlich aus. Und so wird auch vor Steinrutschen gewarnt, aber oft sind die Hänge auch mit Netzen gesichert.

In Norwegen gibt es wie auch in Schweden sehr viele kleine Flugplätze mit regulärem Flugverkehr. Allein auf der Varanger-Halbinsel gibt es 4. Und es gibt von allen täglich Verbindungen zu anderen Inlandsflughäfen.
 
 
       
 
In jeder Ortschaft gibt es eine kleine Kirche. Die Religion der Samen nennt man auch vorchristliche Religion. Sie wurde mündlich überliefert und die Götter wurden als Vorväter und Vormütter verehrt.

Der Weg nach Berlevåg führt über Kungsfjordsfjellet, dass bis zu 326m über dem Meeresspiegel ist.

Und auch hier werden die Wege oft von Rentieren umsäumt. In Berlevåg gibt es heute noch knapp 1000 Einwohner. Die Ortschaft ligt an der nordöstlichen Küste der Halbinsel. Im Norden ist die Barentsee. Sie hat selbstverständlich einen Flughafen mit täglichen Starts und Landungen. Auch die Boote von der Hurtigrutenlinie machen hier halt.



        
Und immer wieder mussten Tunnel in den Berg gesprengt werden und Leuchttürme prägen überall die zerklüftete Küste der Varanger-Halbinsel.

Berlevåg ist ein altes, entlegenes Fischerdorf. 1928 brannte das Dorf nieder, wurde wieder aufgebaut und war während des zweiten Weltkrieges wie ganz Norwegen besetzt. 1942 wurde offensichtlich, dass die rote Armee im Vormarsch nach Norwegen war, wurde Berlevåg als erste Ortschaft in Finnmark noch einmal niedergebrannt.

Entlegen ist das Städchen immer noch, aber es gibt heute einen Flughafen mit drei Starts und Landungen zu den Flughäfen in Kirkenes und Tromsø. Die Postschiffe von Hurtigruten legen einmal täglich im Hafen an und es gibt gute Busverbindungen.
  
 
  
 
Das Tetrapodemonument in Berlevåg zeigt einen effektiven Wellenbrecher. Solche Wellenbrecher wurden  an der Küste verteilt wurde. Die ersten Tetrapoder wurden 1960 in Berkevåg plaziert. Ähnliche Wellenbrecher kann man nur in Ferkingstad im Rogaland südlich von Bergen im Süden von Norwegen  sehen, aber in kleinerem Format. Das Monument in Berlevåg wurde von König Olav am 16. August 1982 signiert, als er Berlevåg besuchte. Später haben auch König Harald und Königin Sonja das Monument besucht und signiert.

Weiter geht es nach Båtsfjord.
 
     
 
Das Schild in der Mitte gibt die Urzeiten an, wenn Kolonne gefahren werden muss. Das ist im Winter der Fall, wenn viel Schnee gekommen ist. Und Schnee gibt es hier genug, selbst jetzt Ende Juni noch, wie ihr im Bild unten sehen könnt. Aber die Versorgung der Ortschaften mit Hafen geschieht ohnehin viel mit Hurtigruten. Die alte Postschifflinie hatte eine wichtige Versorgungsaufgabe zu lösen. Auch heute noch werden Berlevåg und Båtsfjord sowohl vom Boot aus dem Süden in Richtung Kirkenes als auch vom Boot aus dem Norden kommend angelaufen.



Auf dem Weg sieht man immer wieder die Spuren der Vergangenheit in Form von alten Häusern, die mal eine wichtige Funktion für die Ortschaft hatten, heute aber leer und verlassen sind.

     

     
Einen Flughafen gibt es so selbstverständlich wie einen Friseursalon. Und auch hier hält das Hurtigrutenboot. Hier wohnen ca 2 200 Einwohner. Selbstverständlich steht auch hier eine Kirche.

 
Der dritte Tag auf Varanger (21. 6. 2023) führt uns nach Vadsø und Vardø.
 

In Vadø nutzen wir diese Stelle als Rastplatz. Hier leben ca 4 600 Menschen.
 
  
 
Am Himmel könnt ihr das Wetter sehen, das haben wir so seid Wochen. Es ist keine Sommerwärme, weil es immer etwas windig ist, aber die Sonne scheint und scheint und scheint. Sie scheint seid wir Vildmarksvägen verlassen haben. Was will man mehr.
 
  

Ausnahmsweise sind mal Schafe auf dem Weg. Eine Norwegerin hat mir mal erzählt, dass es teuer wird, wenn man ein Schaf überfährt. Dann muss man nicht nur das Schaf ersetzen sondern auch mögliche Nachkommen des Schafes. Wie es mit Rentieren ist, weiß ich allerdings nicht.

Wir fahren weiter nach Vardö. Hier leben 1 900 Einwohner. Das Vardø ein Fischerort ist, ist schwer zu übersehen, wenn man im Zentrum ist, ein riesiges Monument zeigt, wie Fischer ein großes Fischerboot schleppen. Es muss repariert werden. Vardøist nicht nur die östlichste Ortschaft in Norwegen sondern zusammen mit Hammerfest auch die äldeste in Nordnorwegen. Da es eine Insel ist, kann man nur durch einen Tunnel dorthin gelangen.


 

Dort gibt es u. a. ein Pomormuseum.
 

 
Die Pomoren sind Russen aus der Gegend von Archangelsk. Sie waren tüchtige Seefahrer und trieben Handel mit den Menschen an der Küste im Norden von Norwegen. Es begann mit einem Tauschhandel, die Norweger hatten Fisch und die Pomoren hatten Mehl. Im neunzehnten Jahrhundert hatte der Handel seine Blütenzeit und es konnten zeitweise über hundert Schiffe im Hafen von Vardø sein. Es entwickelte sich sogar eine eigene Sprache - Russisch Norwegisch.
 

 
 
Am Rathaus, in dem auch die Bibliotek, ein Schwimmbassin und ein Kultursaal war ein Destinationslader, an dem wir kostenlos laden konnten.






Hier legen neben den Booten der Hurtigrutenlinie auch andere Kreuzfahrtschiffe an wie die norwegische Havila Capella aus Fosnavåg.

Am 22. Juni 2023 fahren wir noch nach Kirkenes an der russichen Grenze. Der Wohnwagen steht immer noch in Tana Bru.





Es ist eine wunderschöne Fahrt an der Küste entlang. Das Wetter ist wie immer perfekt.





Und immer wieder kommen wir zu ganz speziellen Punkten wie hier, wo ein alter Same seinen Platz zu einem Museum umgebaut hat. Er freut sich sehr, wenn ihn Touristen besuchen. Eintritt nimmt er nicht. Aber man darf gern eine Spende zur Erhaltung seines Museums geben.











Helmer Losoa besitzt diese einzigartige Sammlung samischer Kunst und zeigt gern den Touristen, wie man in den 40-er Jahren des vorigen Jahrhunderts als samischer Fischer gelebt und gearbeitet hat. Und er erzählt gern aus seinem Leben.

     

Zeitungsartikel - liebevoll an der Wand sortiert - zeigen, dass selbst die internationale Presse immer wieder gern zu ihm kommt, um über ihn und sein Museum zu berichten, den Sammler und Zeitzeugen, der die Vergangenheit gesammelt hat, damit sie nicht vergessen wird.

















  




 

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Kommentare (7)

indeed

Liebe Gitti Schweden,

vor einiger Zeit las ich deinen ersten Reisebericht und ich nahm mir vor, weiter zu lesen. Manchmal kommt man nicht immer gleich dazu, aber heute habe ich es mir aufgeteilt.
Noch einmal von vorne angefangen las ich den ersten Teil bis Nr. 6 und am frühen Abend den bisherigen Rest.

Kurz: deine Blogs begeistern mich total und ich bin beeindruckt, wie ausführlich du über die einzelnen Etappen berichtet hast. Deine Fotos dazu entsprechend eingesetzt, die sehr ergänzend zum Text sind und bis ins Detail die Ortsgröße, Beschaffenheit der Campingplätze etc. und nicht zuletzt auch auf die Besonderheiten hingewiesen hast. 

Habe sogar noch zugelernt, denn ich wusste bis dato nicht, in welchen Zeiträumen sich der Nordpol bewegt und sogar mit Maßangaben und Zeiträumen bestückt. 

Bei dieser Gelegenheit sage ich dir meinen ausdrücklichen Dank für die viele Arbeit, die du dir gemacht hast und deine Berichte mit uns teilst. Wäre ich jünger als ich es bin, oh, oh:" Mich brennts in meinen Reiseschuh'n" . . .(Ist ein altes Volkslied). So ist es mir nicht mehr möglich. Deshalb freue ich mich umso mehr hierüber.

Google Maps war mir sehr behilflich und ich habe mir die Karte jeweils von ganz Skandinavien dazu angesehen, damit ich euren Weg in einem überschauen konnte. 

Danke noch einmal für dein Teilen, für deine Mühe und für mich ist es ein voller Erfolg.
Viele liebe Grüße verbunden mit dem Wunsch für dich/euch, ein wunderschönes und entspanntes Wochenende zu erleben.

indeed

Jutta

Liebe Gitti,
Auch ich verfolge deine sehr spannende Reise und finde es sehr beachtlich, welche Mühe du dir machst, um uns über euer Abenteuer berichten zu können. Ich wünsche Euch weiterhin eine problemlose Reise und freue mich auf weitere Berichte und Fotos.

Herzliche Grüsse von
Jutta

Roxanna

In Gedanken, liebe Gitti reise ich mit 😁. Es ist wirklich spannend eurer Reise zu folgen.

Lieben Gruß
Brigitte

Komet

Danke Gitti für Deine Reiseberichte und ich weiß, dass solche Berichte immer auch viel Arbeit bedeuten.
Ich habe sie gern gelesen.

Herzliche Grüße
Ruth

Gitti Schweden

@Komet  Danke für Eure Kommentare. Ja, es braucht sehr viel Zeit. Aber zum Glück wird es ja hier im Moment nicht dunkel, so dass ich bis weit über Mitternacht hier in Ruhe schreiben kann. Die gelegentliche Bemerkung meines Mannes, ich solle doch das Licht aus machen, gelächele ich nur.

Florentine

Liebe Gitti, ich lese mit grossem Interesse von Anfang an deinen Reisebericht. Nun möchte ich dir endlich einmal herzlich danken, dass du ihn hier veröffentlichst. Deine sp anschaulich wiedergegebenen Eindrücke bereichern mich. Alles Gute für die Weiterfahrt, Florentine

Gitti Schweden

@Florentine  Vielen Dank.


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