Dr.Sauerbier hatte einen wirklich schweren Tag hinter sich. Die Praxis war heute wieder einmal überfüllt - und dann die vielen Notfälle dazwischen - es war höchste Zeit, für heute Schluss zu machen. Elvira, seine Frau, hatte schon mehrfach angerufen, der Doktor hatte jedes Mal abgewinkt, wenn die Assistentin darauf ansprach. Inzwischen war es schon 22 Uhr geworden, erschöpft saß der Doktor in einem Behandlungsraum und versuchte sich zu entspannen. Seine Mitarbeiterinnen waren bereits auf dem Wege nach Hause.
      Da kam wieder ein Anruf von Elvira, dieses Mal über Smartphon: »Wo bleibst du denn? Es ist wirklich eilig, ich habe doch schon dreimal versucht, dich zu erreichen. Wir haben einen Rohrbruch im Keller, es steht alles unter Wasser, der Partykeller, die Vorratsräume - und ich kann keinen Klempner erreichen! Bitte komm sofort!«
         Dr.Sauerbier war entsetzt. Rohrbruch? Unter Wasser? Der Partykeller? Die wertvolle Musikanlage? Um Himmelswillen!
Noch nie in seinem Leben war er so schnell aus seiner Praxis entflohen, vergaß dabei, die Tür zu schließen, schon im Wagen sitzend, musste er wieder aussteigen und das Versäumte nachholen.Und dann in einem Blitztempo mit 130 km/h durch die Innenstadt - im Moment war ihm alles egal.

         Als er daheim ankam, stand seine Frau völlig aufgelöst mit dem Telefonhörer in der Hand vor der Haustür und winkte verzweifelt. Aus einem offenen Kellerfenster sprang ihm eine gewaltige Wasserfontäne entgegen. Dr. Sauerbier entriss seiner Frau den Telefonhörer, wählte aufgeregt die Nummer eines bekannten Klempners und bat um dringende Hilfe zu diesem Notfall. Der Installateur jedoch meinte, dass er jetzt Feierabend hätte und er sich schon bis morgen früh gedulden müsse.
      »Was heißt hier Feierabend«, der Doktor schrie regelrecht ins  Telefon hinein, »wenn ich zu einem Notfall gerufen werde, komme ich ich auch umgehend und so schnell ich kann, auch wenn es mitten in der Nacht ist!«
»Ja, ja«, der Klempner beruhigte den Arzt, »ich bemühe mich ja, bin ja gleich bei Ihnen!«
      Nach 45 Minuten traf er dann auch schon ein, beruhigte den aufgeregten Doktor, ging sodann mit ihm in den Keller, um die Sachlage zu prüfen. Hier sah es böse aus! Bis zur Oberkante der Treppe stand der Keller vollkommen unter Wasser.
»Ja, soso, aha«, der Handwerker kratzte sich nachdenklich am Kopf, nickte fachmännisch; dann entnahm er seiner Werkzeugtasche zwei große dicke Dichtungsringe und warf sie ins sprudelnde Wasser.

Dann meinte er, zu Herrn Dr.Sauerbier gewandt:
»So, das müsste erst mal helfen. Wenn es bis morgen nicht besser wird, rufen Sie nochmal an! Ich wünsche eine gute Nacht!«



©by H.C.G.Lux
 

Anzeige

Kommentare (2)

Syrdal


Wenige Tage später sitzt just dieser beflissene Handwerker mit heftigen Unterbauchschmerzen in des Doktors Wartezimmer: manifeste Obstipation... nichts geht meh! Der Doktor bittet ihn um 21:00 Uhr als endlich letzten Patienten ins Behandlungszimmer, palpiert gründlich den harten Bauch des Mannes und sagt: „Ja, soso, aha“, nickt verstehend, geht zum Arzneischrank und nimmt ein Fläschchen kaltgepresstes Rizinusöl heraus, tröpfelt dem sich unter Schmerzen windenden Handwerksmeister einige Tropfen in den Bauchnabel und meint zu seinem Patienten gewandt: „So, das müsste erst mal helfen. Wenn es bis morgen nicht besser wird, rufen Sie nochmal an! Ich wünsche eine gute Nacht!“
 
Diese Therapie hatte ganz bestimmt lebenslange Wirkung!
...meint
Syrdal

Pan

SUPER!
Leider hatte der Doc ja auch keine Zeit - er war immer noch mit seinem Keller beschäftigt!
Und sein Kollege meinte: "Am 12.Jan.2020 hab ich einen Termin frei ...

meint ratlos mit Gruß
Horst


Anzeige