Was bei Sommersprossen hilft? Selbstbewusstsein !
Was bei Sommersprossen hilft? Selbstbewusstsein !
Eines fällt auf beim Studium von Annoncen der Zeitungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts und bis etwa 1935. Ab dem März eines jeden Jahres setzt die Werbung zur Bekämpfung von Sommersprossen ein. Sie sind zwar keine Krankheit, jedoch wurden Sommersprossen seit dem Mittelalter als störend, lästig oder beängstigend empfunden. Letzteres ist zwar heute verschwunden, gehörte aber einst zu den Merkmalen, woran man eine Hexe erkennt. Das Problem muss allgegenwärtig gewesen sein, wenn selbst Goethe in seinem „Faust II“ Mephisto einer mit Sommersprossen versehenen Blonden rät, bei Vollmond Brunnenwasser zu destillieren und bei abnehmendem Mond aufzutragen!
Bezeugt ist auch in den volkskundlichen Forschungen unserer Gegend der Kinderspruch: „Rote Haare und Sommersprossen sind des Teufels Artgenossen!“ Dies rief man vor allem den rothaarigen und mit Sommersprossen versehenen jungen Mädchen hinterher. Und so hatten die Hersteller jeglicher Pharmaka seit Urzeiten Hochkonjunktur. 1880 versprach der Radeberger Händler Emil Gärtner „Bergmann´s Sommersprossen – Seife zur vollständigen Entfernung der Sommersprossen, das Stück zu 60 Pfennig“. Albions Aromatisches Wasser, Circassia- Wasser aus Heilbronn, Simmerlings Cosmeticum, Iriswasser von Mode aus Berlin, Lait antephelique aus Paris, die Liste würde wahrscheinlich an die einhundert Mittel bringen, für die unsere Vorfahren viel Geld ausgaben. Manchmal wurden sie als Geheimmittel angeboten, ein andermal zog schon die Werbung mit Berlin oder gar Paris. Und als dann 1907 die „Naturelle Beseitigung der Sommersprossen“ auch in Radeberg Fuß fasste, war die gesamte Palette der möglichen und unmöglichen Cremes, Seifen, Wässerchen oder Pasten bereits erreicht. Eines vermochten sie eigentlich alle nicht, die restlose Beseitigung des scheinbaren Makels der Sommersprossen.
Und dabei hatte man auch in der Volksmedizin so manches probiert. Der Saft der giftigen Maiglöckchen, Wasser aus dem hohlen Stumpf einer Eiche, Tau von reifenden Gerstenähren, das gegen Warzen bereits verwendete Schöllkraut, den Saft unreifer Johannisbeeren oder geriebene Kürbiskerne. Selbst Kuhmist soll in Anwendung gekommen sein. Die pharmazeutischen Mittel setzten bleihaltige Substanzen ein, manchmal sogar mit Quecksilber vereint. Dass es dadurch zu Haarausfall, Schlafstörungen und farbigen Veränderungen der Zähne kam, war nur eine Seite der Medaille. Und plötzlich gab es auch eine Art Gegenbewegung. Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ mit roten Haaren und Sommersprossen löste im Kinderbereich eine gewisse Sympathie aus. Peter Igelhof sang in den 1930 er Jahren „Ich bin ja so verschossen, in Deine Sommersprossen“, was sogar zum Schlager der Saison wurde. Und feministische Bewegungen wie auch Naturheilvereine propagierten den Slogan „Was hilft bei Sommersprossen? Selbstbewusstsein !“
Seien zum Schluss noch die vier wichtigsten Gründe genannt, von denen unsere Vorfahren glaubten, dass sie zu den Sommersprossen führten. Der älteste Glaubensgrundsatz war der, dass ein Kind im ersten Lebensjahr im Freien durch den Regen nass wurde. Die Tropfen rieseln auf die Haut und begründeten das Wort von den Sommersprossen. Solche konnte man auch erhalten, wenn man an einem Hundsveilchen riecht, wenn die Mutter das erste Badewasser des Kindes im Sonnenschein ausgießt oder wenn das Kind im März die Märzenbecher anfasst.
haweger
Eines fällt auf beim Studium von Annoncen der Zeitungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts und bis etwa 1935. Ab dem März eines jeden Jahres setzt die Werbung zur Bekämpfung von Sommersprossen ein. Sie sind zwar keine Krankheit, jedoch wurden Sommersprossen seit dem Mittelalter als störend, lästig oder beängstigend empfunden. Letzteres ist zwar heute verschwunden, gehörte aber einst zu den Merkmalen, woran man eine Hexe erkennt. Das Problem muss allgegenwärtig gewesen sein, wenn selbst Goethe in seinem „Faust II“ Mephisto einer mit Sommersprossen versehenen Blonden rät, bei Vollmond Brunnenwasser zu destillieren und bei abnehmendem Mond aufzutragen!
Bezeugt ist auch in den volkskundlichen Forschungen unserer Gegend der Kinderspruch: „Rote Haare und Sommersprossen sind des Teufels Artgenossen!“ Dies rief man vor allem den rothaarigen und mit Sommersprossen versehenen jungen Mädchen hinterher. Und so hatten die Hersteller jeglicher Pharmaka seit Urzeiten Hochkonjunktur. 1880 versprach der Radeberger Händler Emil Gärtner „Bergmann´s Sommersprossen – Seife zur vollständigen Entfernung der Sommersprossen, das Stück zu 60 Pfennig“. Albions Aromatisches Wasser, Circassia- Wasser aus Heilbronn, Simmerlings Cosmeticum, Iriswasser von Mode aus Berlin, Lait antephelique aus Paris, die Liste würde wahrscheinlich an die einhundert Mittel bringen, für die unsere Vorfahren viel Geld ausgaben. Manchmal wurden sie als Geheimmittel angeboten, ein andermal zog schon die Werbung mit Berlin oder gar Paris. Und als dann 1907 die „Naturelle Beseitigung der Sommersprossen“ auch in Radeberg Fuß fasste, war die gesamte Palette der möglichen und unmöglichen Cremes, Seifen, Wässerchen oder Pasten bereits erreicht. Eines vermochten sie eigentlich alle nicht, die restlose Beseitigung des scheinbaren Makels der Sommersprossen.
Und dabei hatte man auch in der Volksmedizin so manches probiert. Der Saft der giftigen Maiglöckchen, Wasser aus dem hohlen Stumpf einer Eiche, Tau von reifenden Gerstenähren, das gegen Warzen bereits verwendete Schöllkraut, den Saft unreifer Johannisbeeren oder geriebene Kürbiskerne. Selbst Kuhmist soll in Anwendung gekommen sein. Die pharmazeutischen Mittel setzten bleihaltige Substanzen ein, manchmal sogar mit Quecksilber vereint. Dass es dadurch zu Haarausfall, Schlafstörungen und farbigen Veränderungen der Zähne kam, war nur eine Seite der Medaille. Und plötzlich gab es auch eine Art Gegenbewegung. Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ mit roten Haaren und Sommersprossen löste im Kinderbereich eine gewisse Sympathie aus. Peter Igelhof sang in den 1930 er Jahren „Ich bin ja so verschossen, in Deine Sommersprossen“, was sogar zum Schlager der Saison wurde. Und feministische Bewegungen wie auch Naturheilvereine propagierten den Slogan „Was hilft bei Sommersprossen? Selbstbewusstsein !“
Seien zum Schluss noch die vier wichtigsten Gründe genannt, von denen unsere Vorfahren glaubten, dass sie zu den Sommersprossen führten. Der älteste Glaubensgrundsatz war der, dass ein Kind im ersten Lebensjahr im Freien durch den Regen nass wurde. Die Tropfen rieseln auf die Haut und begründeten das Wort von den Sommersprossen. Solche konnte man auch erhalten, wenn man an einem Hundsveilchen riecht, wenn die Mutter das erste Badewasser des Kindes im Sonnenschein ausgießt oder wenn das Kind im März die Märzenbecher anfasst.
haweger
Kommentare (6)
ehemaliges Mitglied
.. Samti, was Deine Großmutter tröstend und aufbauend sagte.
Den Spruch „Was hilft bei Sommersprossen? Selbstbewusstsein" kannte ich noch nicht, aber er gefällt mir.
Als Kind hatte ich auch Sommersprossen, genauso wie meine jüngste Tochter, kann mich aber nicht daran erinnern, daß wir darunter gelitten hätten.
Nun ist es ja vorbei mit den Sommersprossen, eigentlich schade. Sommersprossen hatten sowas Keckes!
Schön, daß Du mich erinnerst mit Deiner kleinen Erzählung.
Gruß von Elbstromerin
Den Spruch „Was hilft bei Sommersprossen? Selbstbewusstsein" kannte ich noch nicht, aber er gefällt mir.
Als Kind hatte ich auch Sommersprossen, genauso wie meine jüngste Tochter, kann mich aber nicht daran erinnern, daß wir darunter gelitten hätten.
Nun ist es ja vorbei mit den Sommersprossen, eigentlich schade. Sommersprossen hatten sowas Keckes!
Schön, daß Du mich erinnerst mit Deiner kleinen Erzählung.
Gruß von Elbstromerin
omasigi
liebe Samti
muss ein wunderbarer Mensch gewesen sein.
Sie hat Dich ungluecksmaedel richtig glücklich gemacht.
ich wuensche Dir noch eine schöne Woche.
omasigi
muss ein wunderbarer Mensch gewesen sein.
Sie hat Dich ungluecksmaedel richtig glücklich gemacht.
ich wuensche Dir noch eine schöne Woche.
omasigi
samti
Ich war eine ,die unglücklich über diese Pünktchen im Gesicht war. Ja, bis meine Tante sagte: "Ein Gesicht ohne Sommersprossen ist wie ein Himmel ohne Sterne." Ich mochte sie ab da richtig gerne. Lächelnd an damals denkend. Samti
omasigi
hat recht liebes finchen,
Selbstbewusstsein gegen Sommersprossen...
Du bist ein gutes Beispiel dafür.
gruessle
Sigrid
Selbstbewusstsein gegen Sommersprossen...
Du bist ein gutes Beispiel dafür.
gruessle
Sigrid
finchen
... ich bin auch ein Sommersprossenkind........
meine Mutter schmierte mir auch alle möglichen Tinkturen auf die Nase drauf.
Mich haben diese Sprossen nie gestört....pff... es war mein Markenzeichen.
NUr...die Erwachsenen hatten ein Problem damit.
Die restliche Haut im Sommer wurde nicht braun, doch die Sprossen vermehrten sich und nur im Gesicht.
Sonnenbrände aller Art entstellten meine Haut, doch den Sommersprossen machte das nichts aus.
Und vorallem litt ich nicht darunter!
Mit dem Hautarzt damals, der mich irgendwie behandeln sollte, hatte ich einen Pakt geschlossen.
"Wir machen nichts" - wir tuen nur so!
Tja, und meine Haare waren dicht und voll und haben einen Rotstich drin....und jeder beneidet mich noch heute um Farbe und Volumen.
Und was war das damals eine Quälerei mit "Schwanenweiß" und anderen Produkten, die die Haut so sehr reizten, daß es bis zum Selbstmord treiben könnte.....war nicht ernst gemeint.
Auch heute habe ich noch nicht ein graues Haar, meine Pflegerin staunt immer wieder, zumal ein "Schopf" von mir am Spiegel hängt.
Und im Gesicht? Naja, wenn man genau hinschaut, dann sind da noch ein paar verdeckte Sprossen, doch was solls, sie gehören zu mir und ich zu Ihnen.
Ich bin nach wie vor ein hübsches Kind - nur fangen die Falten an, die mich stören "könnten".
Selbst die können mir meine Schönheit von innen und außen nicht vermiesen......ich bin ich....und so bleibe ich.
Ick finde mer jut....wie der Berliner sagen würde.
Und damit einen lieben Sonntagsgruß
Vom Finchen mit starkem Korsett.
mit lieben Grüßen
Dein Moni-Finchen
meine Mutter schmierte mir auch alle möglichen Tinkturen auf die Nase drauf.
Mich haben diese Sprossen nie gestört....pff... es war mein Markenzeichen.
NUr...die Erwachsenen hatten ein Problem damit.
Die restliche Haut im Sommer wurde nicht braun, doch die Sprossen vermehrten sich und nur im Gesicht.
Sonnenbrände aller Art entstellten meine Haut, doch den Sommersprossen machte das nichts aus.
Und vorallem litt ich nicht darunter!
Mit dem Hautarzt damals, der mich irgendwie behandeln sollte, hatte ich einen Pakt geschlossen.
"Wir machen nichts" - wir tuen nur so!
Tja, und meine Haare waren dicht und voll und haben einen Rotstich drin....und jeder beneidet mich noch heute um Farbe und Volumen.
Und was war das damals eine Quälerei mit "Schwanenweiß" und anderen Produkten, die die Haut so sehr reizten, daß es bis zum Selbstmord treiben könnte.....war nicht ernst gemeint.
Auch heute habe ich noch nicht ein graues Haar, meine Pflegerin staunt immer wieder, zumal ein "Schopf" von mir am Spiegel hängt.
Und im Gesicht? Naja, wenn man genau hinschaut, dann sind da noch ein paar verdeckte Sprossen, doch was solls, sie gehören zu mir und ich zu Ihnen.
Ich bin nach wie vor ein hübsches Kind - nur fangen die Falten an, die mich stören "könnten".
Selbst die können mir meine Schönheit von innen und außen nicht vermiesen......ich bin ich....und so bleibe ich.
Ick finde mer jut....wie der Berliner sagen würde.
Und damit einen lieben Sonntagsgruß
Vom Finchen mit starkem Korsett.
mit lieben Grüßen
Dein Moni-Finchen
Der Winter legte sein Gewicht,nicht auf deine Sommersprossen.Ich habe sie etwas weniger gesehn....nannte sie manchmal" Wintersprossen".
Es grüßt Iverson