So naiv an die Sache rangehen, Teil 2


Weiter in meiner Erzählung vom Besuch in den U.S.A.:
1980: Diese Reise hatte ich nun ganz für mich zu händeln. Ich bekam die Permission, Flugtickets für „Apel-Airline“ (die Flugbereitschaft der Bundeswehr, Apel war zu der Zeit Verteidigungsminister) und weiter, holte mir Geld, packte das limitierte Reisegepäck und dann ging es zum militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn. Informationen über das Weiter in Kalifornien waren gegeben, doch vieles kann man eben erst vor Ort in Angriff nehmen. Ich musste zur Firma Hughes in Fullerton/California. Im Reisegepäck hatte ich meine für einen Tischrechner geschriebenen Programme, die später für die Wartung der neuen Radargeräte eingesetzt werden sollten.

Also wieder geflogen bis nach El Paso. Am nächsten Morgen ging es mit United Airlines rüber nach „El Äh“, nach Los Angeles International Airport (kennst du den Song?). Da stand ich vor dem Empfangsgebäude. Ein Shuttle brachte mich zu Hertz, einen Wagen zu mieten – wie war das mit den Versicherungen?? – Ich hatte ein Auto, einen kleinen Mercury, das reichte mir. Ich ließ mir auf einem Zettel den Weg nach Anaheim zeigen, nahm das Auto und fuhr los. Ich zählte die Brücken der Straßen, wie ich sie auf dem Zettel gesehen hatte. Aber denkste: ich fuhr raus von der Road oder Avenue oder Interstate und … landete in einem dubiosen Stadtquartier. Reichlich mexikanisch, reichlich … naja, bloß nicht aussteigen, nur nicht das Fenster öffnen – meinen Bruder haben sie vor Jahren, als er sein Praktikum bei Caterpillar machte, mal splitternackt ausgezogen und total ausgeraubt – zurück auf den Highway und weiter. So mit dem letzten Rest an Sprit kam ich vor dem Hotel an.

Da kam ich draußen in Anaheim in Kalifornien mit dem Auto an, bekam mein Zimmer, richtete mich ein. Jedes Mal, wenn jemand draußen auf dem umlaufenden Balkon ging, schwang bei diesem Holzbau der Boden in den Zimmern im Rhythmus mit. Naja. Am nächsten Morgen wagte ich die Fahrt zu Hughes in Fullerton. Wenn du dir mal Las Angelos auf der Karte ansiehst, dann kannst du nie die Entfernungen erfassen, wie groß diese Ansiedlung da am Pazifik ist, was da so alles zugehört, wie lange du auf passenden Highways zu fahren hast. Und dann kommst du vor dem Firmengelände an, stellst erst einmal dein gemietetes Vehikel an und versucht jemanden von der anvisierten Abteilung zu erreichen. Uns schon steht der „Sherriff“ neben dir, du stehst mit deinem Auto falsch. Der, der mich abholt, verhandelt mit dem Ordnungshüter, ich bekomme ein Batch und darf auf’s Gelände. Na wie schön. Begrüßung und Arbeitsplan, dann der Arbeitsplatz. Ein Deutsch-Amerikaner (früher aus Bremen) bearbeitete mit anderen amerikanischen Kollegen die Programmierung des Radargerätes. Und dazu hatte ich ja meine Software mitgebracht, also meine Arbeit musste jetzt angepasst werde. Etwas schwierig bei den Fachgesprächen: ich sprach mit dem „Deutschen“ in Deutsch, bis die Amis darum baten, das Ganze nun in Englisch zu wiederholen. So ging es hin und her – manches Mal vergaß ich das „Umswitchen“ von Deutsch nach Englisch und umgekehrt. Naja. Es war ja auch nicht viel her mit meinem Englisch, war es doch reichlich in Technik geprägt, sehr mager im Alltagsvokabular. Wenn’s zum Mittagessen ging: die angeboten Speisen da an der Tafel sagten mir nichts, also schaute ich zu, was der Vordermann sich auftun ließ, „Same once more!“.
So einfach steckt man ja den Zeitsprung zwischen Zuhause und Pazifikküste nicht weg.

Hundemüde kam ich abends ins Hotel zurück, haute mich auf’s Bett, um vier Uhr deutscher Zeit, war ich wach, also nur etwas geschlafen, bin dann hinaus gegangen, habe entweder ein Steak oder ähnliches „gedinnert“ oder ging in einen Supermarkt, um was für meinen Kühlschrank zu holen. Dass man das sowohl am frühen Morgen oder vor Mitternacht Ortszeit konnte – in Deutschland gab es ja immer noch die Ladenschlusszeiten. Und so weiter … als ich an einem Morgen mein Auto starten wollte, war die Batterie alle. Ich musste lernen, wie man ein Automatik-Auto abstellt. Naja, der Portier des Hotels war gleich mit einem Ladekabel zur Stelle. Alle solche Kleinigkeiten im Alltag.

Aus Deutschland war ein Kollege/Kamerad im Hotel abgestiegen. Mit ihm zog ich mit den von Hughes spendierten Tickets nach Walt Disney Land. Wir schlenderten von Attraktion zu Attraktion. Ich knipste nicht unbedingt die Darstellungen und Einrichtungen, ich beobachtete die von Animateuren beeinflussten Besucher, ich knipste die staunenden Leute. Ein toller Tag. Ein anderer Tag wurde auf der Fahrt nach Palm Springs, dem Hochzeitsparadies, ein Desert, eine Wüste besucht, die Flora und Fauna erlebt. Zu zweit war das viel interessanter, weil man da und dort des Öfteren anhielt.

Ich fuhr in den Süden nach San Diego, einfach um das, was man so aus Filmen kannte, mal in echt zu sehen. Und dann noch ran bis an die Mexikanische Grenze – weiter durfte ich mit dem Mietwagen nicht.

Es war Gründonnerstag und der dann doch Karfreitag, aber eben kein Feiertag in den Staaten. Ich machte am Donnertag etwas früher Schluss und startete zur Fahrt nach Roy. Schön die Interstate 15 gen Norden.

Ich durchfuhr Las Vegas, übernachtete in St.George im Staate Utah, kam am Karfreitag in Roy bei Freund Lee Bishop an. Am Ostersonntag schwang ich mich wieder ins Auto und ritt durch Nevada und Kalifornien zurück. Unterwegs kam ich in vermeintliche Schwierigkeiten. Nirgendwo eine intakte Tankstelle. An einer Telefonzelle stand in einem kleinen Ort eine Frau und telefonierte, BELL-Telefon ist überall. Tja zur Tankstelle müsste ich 50 Meilen zurück zum Black Jack, da kam ich ja her, und anders weiter noch 181 Meilen bis zur nächsten Tankstelle (konnte ich auf einem Schild lesen). Die Klima-Anlage habe ich so wie so nie angestellt. Ich stelle das mitgenommene Essen und Trinken zurück, stellte mich auf ein mögliches Liegenbleiben ein. Und das Auto hatte keine Tankanzeige. Die Straße war schnurgerade, bergauf bergab, kaum Verkehr, keine Ansiedelungen – ob denn mal ein Sherif f vorbeikommt? Du darfst ja keinen Reservekanister mitnehmen – ich wusste nicht, dass das in Nevada „nix crime“ ist. Zu spät. Als ich endlich in Tonopah ankam, den Rüssel in die Benzintank steckte, soff das Auto und soff – ich habe dann mal nachgerechnet: der Tank war praktisch leer.

Erleichtert fuhr ich weiter, es ging durch die Rocky Mountains, Schnee fegte hauchdünn über die im Dunklen liegende Straße, hinüber ging’s bis Bishop – und da lag noch ganz schön beiseite geschobener Schnee. Ich bezog ein Hotelzimmer für die Nacht. Schließlich erreichte ich Anaheim.

Am letzten Tag gab ich den Leihwagen ab und gammelte im Flughafengebäude in L.A. herum, bis mich American Airlines um Mitternacht mitnahm nach Washington DC. Lust für weitere Exkursionen hatte ich nicht mehr, also blieb ich Washington selbst fern, blieb bei der Deutschen Botschaft bis zum Spätnachmittag. Dann ging es raus zum Dulles Airport zur 707, schließlich die Nacht durch wieder zurück nach Old Germany.

Die dritte Reise in die Staaten will ich im nächsten Teil erzählen. In meiner noch immer bestehenden Naivität gab’s so manches Bemerkenswertes festzuhalten.

Anzeige

Kommentare (0)


Anzeige