Sauerkraut
Seit gestern gibt es in meinem Metzgerläden wieder frisches Sauerkraut. Ich habe 500 Gramm davon gekauft und es als Mittagessen zubereitet. Dazu gab es Kartoffelpuffer, wie in Kindertagen damals bei meiner Mutter in Bayern.
Erinnerungen an die Ernte der riesigen Kohlköpfe auf dem Feld meines Onkels wurden dabei wieder in mir wach. Die Felder waren zu dieser herbstlichen Jahreszeit oft vom Regen durchweicht. Erde klebte dick und schwer unter den Sohlen meiner Gummistiefel und es war kalt und nebelig während der Arbeit.
Ein Weißkrautkopf wog gute zwei Kilo. Wir beluden einen ganzen Anhänger voll damit.
Nur einen kleinen Teil der Kohlköpfe benötigten wir als Eigenbedarf. Den Rest verkaufte mein Onkel an den Dorfladen.
In unserer Familie wurde kein fertiges Sauerkraut gekauft. Meine Eltern bereiteten es selbst zu.
Als ich etwa zehn Jahr alt war, wurde mir die Ehre zuteil, das frisch gehobelte Kraut im eichenen Holzbottich einzustampfen.
Sauberkeit war dabei das oberste Gebot und so wurden meine Beine geschrubbt und ich musste frische Wäsche anziehen, bevor mich Papa in den Bottich hob. Nun hieß es stampfen, stampfen, stampfen, bis die Beine schmerzten. Eine gute halbe Stunde lang… Solange bis sich Saft bildete, der zwischen meinen Zehen durchquoll.
Dem Kohl-Brei wurden nach und nach Salz, Kümmel und Wacholderbeeren zugefügt.
Zum Schluss bedeckte Papa die Masse mit einem runden Holzbrett und beschwerte dieses mit einem schweren Granitstein.
Der Gärprozess dauerte mindestens vier Wochen, bevor gekostet werden konnte.
In unserer Familie gab es das Sauerkraut in den Wintermonaten mehrmals in der Woche mit unterschiedlichen Beilagen, allerdings ohne Speck und Bratwurst usw. Fleisch war teuer, deshalb kam es nur sonntags mit Knödeln und Schweinebraten auf den Tisch.
Sauerkraut ist eine Vitaminbombe. Durch die Milchsäuregärung sorgt es für eine gesunde Darmflora, ist kalorienarm und wärmt von innen, wusste meine Mutter.
Deutschland gilt im Ausland als Sauerkraut-Nation. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Sauerkraut ist jedoch in Frankreich und den USA sogar höher, habe ich gelesen.
Zum Schluss noch ein lustiger Liedtext von Helme Heine über das geliebte Sauerkraut der Deutschen:
Oh, du mein schönes Heimatland,
wo man das Sauerkraut erfand,
wir preisen Dich und singen laut:
Frieden, Freude, Sauerkraut.
(Der genaue Ursprung des Sauerkrautes ist nicht bekannt, es wird jedoch vermutet, dass es die Chinesen erfanden, ist bei Wikipedia nachzulesen.)
Kommentare (17)
@reflex
Die Herstellung von Sauerkraut ist nicht schwer, weiß ich aus meiner Kindheit. Ich habe es allerdings niemals selbst ausprobiert.
Dein Rezept klingt verlockend. Danke dafür und für deinen Kommentar.
Einen schönen Abend und herzliche Grüße
Claudine
liebe Irmina,
ich stelle mir vor, dass du deshalb bis heute total saubere füße hast .
lache und schicke dir einen lieben gruß
hade
wir hatten einen sauerkrautstampfer, der wurde rundum verliehen
deshalb muss ich meine füße dauernd waschen.😁
@protes
Lieber hade,
siehst du, dein Papa hat lieber einen Sauerkrautstampfer besorgt, weil er deinen Füßen nicht traute. 😃
Danke für deine lustige Meinung, über die ich mich sehr gefreut habe.
Herzliche Wochenendgrüße
Irmina
Ernest, Rosi, Roxanna, Christine, Songeur, Syrdal, Margit, Boeuf und Marlen.
Vielen Dank für eure Likes.
Falls Ihr noch eine Idee für das Sonntagsmenü sucht:
Was haltet Ihr von einem garnierten Sauerkraut?
Herzliche Grüße und ein sonniges Herbstwochenende
Claudine
Liebe Irmina,
choucroute gibt's hier in der Wallonie quasi überall, allerdings bei weitem nicht frisch gemacht. Wie die Ware der Metzger hier zu beurteilen ist weiß ich nicht, habe nie danach gefragt. In den Lebensmittelmärkten ist das Kraut nur in Dose oder Glas erhältlich.
Ich esse das zwar, aber zu den Dingen, die ich gern esse, zählt Sauerkraut nicht. Mal zur Abwechselung und gut ist's.
Meine beiden Großväter waren Landwirte, ich erinnere mich an riesige Gärten, aber ob darin auch Kohl war für Sauerkraut, daran kann ich mich selbst bei bestem Willen nicht erinnern. Dabei habe ich bis etwa zum 10. Lebensjahr alle Ferien auf dem Hof der Eltern meiner Mutter zugebracht.
Und Kinderarbeit bei der Herstellung von Nahrungsmitteln gab es schon gar nicht. Mein alter Herr war im Gemeinderat, der konnte es sich nicht leisten dass ich in der Gemeinde erzählte, er habe mich zur Arbeit gezwungen.
Herzliche Grüße
Hubert
@Songeur
Lieber Hubert,
schon seltsam, dass es in Belgien nur Sauerkraut aus der Dose gibt. In Korsika machen die das Kraut beim Metzger auch nicht selbst, sondern bekommen es aus dem Elsass in Keramikbehältern geliefert.
Vermutlich sind Dir die Kohlköpfe im Sommerurlaub nicht aufgefallen, weil sie noch klein waren.
Ich half bei meinem Onkel gern im Garten und bei der Kartoffelernte. Gezwungen hat er mich allerdings nie dazu. Bei meinen Eltern war das anders. Da hatte ich etliche Aufgaben zu erledigen. Ich musste ein Vorbild sein für meine Geschwister. Immerhin war ich die Älteste.
Geschadet hat es mir nicht.
Herzliche Grüße
Irmina
Liebe Irmina, ich glaube, empfehlenswert wäre auch eine Sauerkrautsuppe, die an einem kühlen Herbsttag besonders gut schmeckt. Man kocht Gemüse, in Würfelchen oder grob gerieben, mit einem Stück geräucherten Speck, oder einfach Wurst. Sauerkraut kommt erst nach so 10 Minuten in den Topf rein, Kartoffeln müssen separat gekocht werden, und die kommen erst zum Schluss dazu, sonst werden sie hart. Es wird gewürzt mit Salz, Pfeffer, Piment, Lorbeerbaumblättchen, und Kümmel. Ev. ein Löfflein Tomatenmark.
Mit Grüßen
Christine
(Bild aus dem Internet)
@Christine62laechel
Liebe Christine,
viele Dank für das Rezept der Sauerkrautsuppe. Klingt echt lecker! Als Suppe habe ich Sauerkraut noch nie zubereitet. Dein Rezept werde ich demnächst ausprobieren.
Herzliche Grüße
Claudine
@Christine62laechel
Danke für die Ergänzung des Rezeptes, liebe Christine.
Ich mag Majoran. Werde ihn also nicht vergessen.
Da ich nur noch wenig Fleischwaren esse, gebe ich nur wenig Speckwürfelchenin die Suppe rein. Schmeckt sicher auch sehr lecker.
Herzliche Grüße und ein schönes Herbstwochenende
Irmina
Sauerkraut ist nicht nur lecker, sondern auch sehr gesund. Allerdings sollte man keine zu großen Mengen davon verspeisen, weil man sonst Bauchschmerzen davon bekommen kann.
Erst kürzlich lief die Krimi-Komödie „Sauerkraut-Koma“ (Bayrischer Publikumsfilmpreis 2019) im Fernsehen. Darin spielte das Sauerkraut auch eine wichtige Rolle, denn ein Feinschmecker hatte zu viel davon gegessen und musste anschließend richtig leiden. Bei ihm wurde dann scherzhaft ein Sauerkraut-Koma diagnostiziert. Habe mich über diese Ulksendung köstlich amüsiert. Besonders über die Schauspieler mit ihren coolen bayrischen Sprüchen.😊
Danke für Deine nette und interessante Geschichte, liebe Claudine.
Ich dachte bis jetzt nämlich auch immer, dass diese Speise ursprünglich aus Süddeutschland stammt.
Herzliche Grüße
Rosi65
@Rosi65
Liebe Rosi,
auch ich habe das Sauerkraut-Komma schon mehrmals gesehen. Immer wieder schön zuzugucken, zumal ich bayrisch spreche und verstehe.
Man soll halt Sauerkraut mäßig essen, ganz zu schweigen von den vielen Fleisch- Speck- und Wurstbeilagen, die im Film verspeist wurden. Nicht verwunderlich, wenn sich anschließend der Magen sowie der Darm blähen und Schmerzen verursachen.
Vielen Dank für Deine lustige Rückmeldung, über welche ich mich sehr gefreut habe.
Herzliche Grüße
Irmina
So ein selbst gestampftes Sauerkraut, liebe Claudine, hat doch sicher nochmal so gut geschmeckt. Ich freue mich auch, dass es nun wieder welches gibt.
Gerne habe ich deine Erinnerungen gelesen.
Lieben Gruß
Brigitte
@Roxanna
Vielen Dank, liebe Brigitte, für's Lesen meines neuen Beitrags. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Selbstgemachtes Sauerkraut schmeckt besser, finde auch ich. Meine Mutter ließ es lange bei schwacher Hitze köcheln. Das hatte den Vorteil, dass es gut verträglich war.
Einen farbenfrohen Herbst in den wunderschönen Schwarzwald und liebe Grüße
Irmina
Ein feiner Bericht über die Herstellung des Sauerkrautes, das auch in der Schweiz als Mahlzeit mit Speck, Würsten oder Blut-und Leberwurst in meinem Umfeld beliebt ist und gegessen wird.
Meine Eltern buken viel, Fasnacht-Küchlein, 'Schenkeli', Zöpfe und vor allem auch Birnenbrote mit Bätzi-Wasser (Obstler) zum Neujahr. Auch lernten sie uns verschiedene Pilzsorten und so durften wir im Herbst nebst Pilzen auch viele Heubeeren im Wald einsammeln.
Wir mussten mit ihnen auch, wenn Erntemaschinen die Erbsen-und Ährenfelder abgeerntet hatten, restliche Erbsen und Ähren auflesen. Die Mutter verarbeitete die Erbsen und der Vater machte Mehl. Dies nicht, weil unsere Familie es nötig gehabt hätte.
Ich glaube, unsere Eltern erzogen uns vor allem mit ihrem vorbildlichen Verhalten.
Ein lieber Gruss. Ernst
@Ernest
Lieber Ernest,
früher wurde in den Familie viel mehr gebacken, gekocht und gebraten als heutzutage. Meine Mutter kochte im Sommer Unmegen Obst und Gemüse ein, das dann im Wintter den Speiseplan ergänzte.
In den Dorfläden wurden nur Grundnahrungsmittel erworben. Es gab damals noch keine mächtigen Lebensmittelketten mit Protukten aus aller Welt. Man lebte bescheiden und gesünder.
Pfannkuchen und Eintöpfe schmeckten mir in der Kindheit sowieso besser, als Fleisch.
Vielen Dank für Deine Rückmeldung und herzliche Grüße
Irmina
..... ich mache alle 2 Jahre mein Sauerkraut selber. Mit dem alten Krauthobel aus der alten Wirtshausküche ist das Kraut ruck -zuck geschnitten . Salzen und mit dem Holzstöpsel stampfen,dann in den Hellen Steinguttopf füllen- Deckel drauf , Wasserrand füllen und 8 Wochen warten .Ich freue mich drauf . Im Januar wenn das Kraut schön gesäuert ist fülle ich es in 400 ml Twist off Gläser so bleibt es Monatelang bis ins nächste Jahr super frisch und Hell
guten Appetitt. wünscht Jochen