Nachfolger von VW-Frosch und Kadett "Krähe" wird Scotty

Ja, das mit dem Scotty war so: als das Geld wieder reichte, fuhr mir ein R4 über die Füße. Es war so. Direkt auf dem Parkplatz vor der Post, in der ich arbeitete. Naja, mehr angestreift, aber "verletzt" war ich innen und außen. Das Zigarrettenbürschen, das da ausstieg, jammerte mehr als ich und wollte keine Polizei. Das gab zu denken!! Ich lasse mich doch nicht "überfahren" und sage noch danke. Ich luchste ihm die Fahrzeugpapiere ab, ging mit ihm in meine Dienststelle, nahm das Telefon und rief einen Sportkameraden, einen Polizeiobermeister an, um die Papiere überprüfen zu lassen. Der kam in Zivil zu uns und dann kam die Geschichte raus: das Bürschchen hatte gegen den Willen seines Vaters den R4 gekauft, steckte nun in höllischer Geldnot und Erklärungsbedarf gegenüber seines Vaters. Mein Spoortkamerad machte den Vorschlag, mir als Schadensregulierung den R4 zu verkaufen, dann wäre er doch aus allen Sorgen raus. Aus diesem Kerlchen haben wir einen lustigen Burschen gemacht und ich hatte für 200 DM ein Fahrzeug.
Ein dunkelgrüner R4 ohne Innenverkleidung. Es schepperte, wie in einer Blechdose. Und der Blechdosen-Heini gehörte dann auch noch ab sofort zu unserem Sportclub.
Jedenfalls machte mir mein Scotty viel Spaß, er wurde von Innen aufgerüstet. Ich kaufte flachen Schaumstoff und dicke Kartonpappe und schnitzte und klebte. Aber die Krönuung war die Klebefolie im Schottenmuster. Deshalb auch der Name: Scotty.
Und Scotty fuhr zu allen Wintersportorten ohne Murren, ohne Klagen, mein Blech-"Heini" fuhr fleißig mit, war immer hilfreich zur Hand, bis ich meinen neuen Freund kennenlernte. Ich und Scotty mußten uns nun aber wirklich von ihm verabschieden. Das nahm er übel, nicht Scotty, nein Blechheini. Eines Tages war der Scotty richtig platt, ich auch. Steht er doch da und läßt alle Reifen hängen, ja wie das? Und das war sehr übel, es gab noch keine tragbaren Luftdruck-Geräte. Mit Telefonen herrschte auch nooh Sparsamkeit und die Buschtrommeln funktionierten während den berufstätigen Zeiten auch nicht. Fahrrad nehmen, zur Arbeit fahren und denken. München ist groß, München hat alles- auch einen ADAC. Der gute Mann kam dann zur verabredeten Zeit, sah sich den Schaden an und beschloß: Reifen her oder Aufladen. Also wurde die Aktion Reifen besorgen gestartet. Mindestens 10 Leute schwärmten nach R4-Reifen aus, zum Schluß hatten wir 7 Stück. Die dreifach Bereifung war perfekt und eine gute Geldanlage, ich brauchte nie wieder Reifen zu kaufen. Unser Blech-"Heini" war dann nicht mehr lange in unserem Verein, er verabschiedete sich still und heimlich und wurde nie mehr gesehen. Mein Scotty und ich, wir sind bis zu seinem Lebensende, welches der TÜV eingeläutet hatte, noch viele, viele Jahre gefahren. Und er war immer schön poliert bis zu seinem Ende.
Die nächste Geschichte: verliebt in die Franzosen - bis zur nächsten Auto-Geschichte.
Finchen