Mit dem Handy unterwegs
Mit dem Handy unterwegs.
In unserem kleinen Yachtclub trifft man nicht nur Segler aus der ganzen Welt, die ihre abenteuerlichen Stories erzaehlen, sondern auch Landratten, so wie wir welche sind. Auch sie haben oft Interessantes erlebt.
Hier schreibe ich eine Erlebnistour von einem Ehepaar nieder, die auch im Rentenalter noch sehr unternehmungslustig sind.
Gut geplant und vorbereitet starteten wir zu einer Stock Routes Tour mit dem eigenen Gelaendewagen. Stock Routes nennen sich die Strecken, wo frueher das Vieh zu den Maerkten getrieben wurde. Fuer diese Viehtriebe waren die Wasserloecher entlang der Strecken lebenswichtig. Sie sind auf Karten verzeichnet und viele Wege sind auch heute noch befahrbar. In Roma kauften wir alles, was wir fuer unterwegs an Lebensmittel brauchten, die Wassertanks wurden mit Frischwasser aufgefuellt, die Ersatzreifen nochmals nachgeprueft, etwas Brennholz fuer den Notfall kam noch dazu und nicht zu vergessen, der Besuch beim Department of Natural Resources. Dort meldet man aus Sicherheitsgruenden seine Tour an. Wenn man verloren geht, wissen sie, wo sie nach einem zu suchen haben.
Am ersten Tag erreichten wir in der Daemmerung das Wetlands Wasserloch und schlugen dort unser Zelt fuer die Nacht auf. Erst am Morgen sahen wir, wie ueppig und gruen die Umgebung war, denn ein breiter Creeck, der zur Zeit viel Wasser fuehrte, endete in dem Wasserloch. Hier wollten wir einen Tag verbringen, um uns die Natur anzusehen. Wasserschildkroeten sonnten sich auf abgefallenen morschen Aesten, die aus dem Wasser ragten. Eine Wasserschlange war auf Beutesuche. Und ein Vogelgezwitscher war um uns, einfach toll. Erst in der Daemmerung konnten wir zum ersten Mal in unserem Leben Platapusse sehen. Sie sind sehr scheu, aber unsere Ausdauer hatte sich gelohnt.
Am naechsten Morgen ging’s weiter nach Norden. Wir wollten sehen, ob wir bis zu der Homestead Kia Ora kommen konnten. Sie liegt sehr abseits. Zur Mittagszeit sahen wir ein Schild mit dem Hinweis, dass wir uns jetzt auf dem Farmgebiet befinden und ein Wegweiser zeigte an, in welcher Richtung die Farm lag. Mein Gott, sind diese Outbackfarmen riesig. Von was ernaehrten sich die Tiere? So weit das Auge reichte, sahen wir nur trockenes Land. Hier und da mal ein Kangaru sonst nur Stille. Noch nicht einmal ein Kakadu schrie. Nach zwei Stunden eintoeniger Fahrt, fuer Nichtkenner, alle Wege sind Feldwege und entsprechend langsam kommt man voran, kommen wir ueber einen Huegel und das Bild veraendert sich. Von weitem sehen wir „ein kleines Dorf“, mitten in gruener Landschaft. Quer durch das Gebiet fliesst ein breiter Bach. Eine Homestead in den Outback ist wirklich ein kleines Dorf. Ausser dem Wohnhaus des Farmers gibt es die Wohnhaeuser der ganzen Arbeiter und da sie weitgehends Selbstversorger sind, haben sie ihre Molkerei, grosse Kuehlhaeuser, Maschinenraeume und Werkstaetten usw. Was auch unbedingt mit dazu gehoert ist ein gepflegtes Flugfeld. Hier landet das Postflugzeug, der Arzt, der Nachbar, wenn er zu Besuch kommt und dort steht auch die eigene Maschine.
Fast alle Homesteads sind auf Gaeste eingerichtet. Wir hatten uns vorher angemeldet und wir konnten im richtigen Bett schlafen und uns vorher ausgiebig duschen. Unser Stop dauerte drei Tage und in dieser Zeit hat die Frau des Hauses uns soviel von der weiteren Umgebung erzaehlt, dass wir unsere Route aenderten. Zuerst wollten wir direkt hoch bis Emerald. Jetzt aber machten wir einen Abstecher zu den Diving Bergen. Wir wollten uns von unterwegs per Handy melden.
Vor uns lag nun eine Strecke ganz ohne Wasserloecher. Aber wir hatten ja eine gute Ausruestung dabei, Landkarte und alles, was man im Outback braucht, um zu ueberleben. Wenn uns die letzte Strecke zur Farm vorher eintoenig vorkam, so fuehlten wir uns jetzt nach einigen Stunden regelrecht verloren . Nur Mulgastraeucher, Sand, Steine, grosse spitze Termitenhuegel und hier und da ein abgestorbener Baum. Wir kamen nur langsam vorwaerts, da wir sehr auf die Wurzeln achten mussten, die nagelspitz aus der Erde ragen, um keinen Platten zu bekommen. Das letzte Stueck in die Berge war so steil, dass wir unsere Winde nehmen mussten, um hochzukommen. Zum Glueck fanden wir einen stabilen Baum und meine Frau musste die Anhoehe hoch, um das Seil an ihm zu befestigen. Der Rest war dann Millimeterarbeit und ein Geduldsspiel.
Oben angekommen, sahen wir in ein Blumenmeer, statt, wie erwartet, in eine karge Sandwueste. Hier hinter der Wasserscheide hatte es vor kurzem wahrscheinlich reichlich geregnet. Wir waren fasziniert. Ein riesiger Blumenteppich, so weit das Auge sehen konnte. So etwas ist unvorstellbar. Das muss man selbst gesehen haben.
Nun ging es bergab in gruenes Land. Und wir wurden leichtsinnig in unserer Fahrweise. Ploetzlich platzte ein Reifen, der Wagen zog nach links, kam ins Rutschen und wir landeten in einer Senke. Nachdem wir festgestellt hatten, dass wir alleine nicht zurechtkommen wuerden, wollten wir die Farm Kia Ora mit dem Handy anrufen. Floetenpfeifen. Wir waren in einem Gebiet, wo das Handy nicht funktionierte. Das ist hier keine Seltenheit, also marschierten wir los um eine Empfangsstelle zu suchen. Nach rechts, nach links, den Berg hoch, alles ohne Erfolg. Dann suchten wir uns einen guten Platz zum Campen und warteten der Dinge die da kommen wuerden. Und was kam? Am naechsten Morgen stand eine junge Aboriginesfrau vor unserem Zelt! Sie sprach nur wenig Englisch, aber wir verstanden, dass sie Hilfe holen wollte. Und tatsaechlich kam kurz vor Mittag ein alter kleiner LKW und ein Gelaendewagen, beide vollgeladen mit eingeborenen Erwachsenen und Kindern, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Kraeftige Haende schoben unser Auto aus dem Graben und sie wechselten uns auch noch den Reifen .Als wir ihnen fuer ihre Hilfe Geschenke anboten, lehnten sie diese hoeflich aber bestimmt ab.
Da blieb uns nur noch die Gelegenheit uns ganz herzlich fuer ihre unerwartete Freundlichkeit zu danken
Eins steht fest, bei unserer naechsten Tour bleibt das Handy zuhause. Dafuer werden wir uns ein Funktelefon kaufen. Denn das funktioniert auch in den Outbacks.
In unserem kleinen Yachtclub trifft man nicht nur Segler aus der ganzen Welt, die ihre abenteuerlichen Stories erzaehlen, sondern auch Landratten, so wie wir welche sind. Auch sie haben oft Interessantes erlebt.
Hier schreibe ich eine Erlebnistour von einem Ehepaar nieder, die auch im Rentenalter noch sehr unternehmungslustig sind.
Gut geplant und vorbereitet starteten wir zu einer Stock Routes Tour mit dem eigenen Gelaendewagen. Stock Routes nennen sich die Strecken, wo frueher das Vieh zu den Maerkten getrieben wurde. Fuer diese Viehtriebe waren die Wasserloecher entlang der Strecken lebenswichtig. Sie sind auf Karten verzeichnet und viele Wege sind auch heute noch befahrbar. In Roma kauften wir alles, was wir fuer unterwegs an Lebensmittel brauchten, die Wassertanks wurden mit Frischwasser aufgefuellt, die Ersatzreifen nochmals nachgeprueft, etwas Brennholz fuer den Notfall kam noch dazu und nicht zu vergessen, der Besuch beim Department of Natural Resources. Dort meldet man aus Sicherheitsgruenden seine Tour an. Wenn man verloren geht, wissen sie, wo sie nach einem zu suchen haben.
Am ersten Tag erreichten wir in der Daemmerung das Wetlands Wasserloch und schlugen dort unser Zelt fuer die Nacht auf. Erst am Morgen sahen wir, wie ueppig und gruen die Umgebung war, denn ein breiter Creeck, der zur Zeit viel Wasser fuehrte, endete in dem Wasserloch. Hier wollten wir einen Tag verbringen, um uns die Natur anzusehen. Wasserschildkroeten sonnten sich auf abgefallenen morschen Aesten, die aus dem Wasser ragten. Eine Wasserschlange war auf Beutesuche. Und ein Vogelgezwitscher war um uns, einfach toll. Erst in der Daemmerung konnten wir zum ersten Mal in unserem Leben Platapusse sehen. Sie sind sehr scheu, aber unsere Ausdauer hatte sich gelohnt.
Am naechsten Morgen ging’s weiter nach Norden. Wir wollten sehen, ob wir bis zu der Homestead Kia Ora kommen konnten. Sie liegt sehr abseits. Zur Mittagszeit sahen wir ein Schild mit dem Hinweis, dass wir uns jetzt auf dem Farmgebiet befinden und ein Wegweiser zeigte an, in welcher Richtung die Farm lag. Mein Gott, sind diese Outbackfarmen riesig. Von was ernaehrten sich die Tiere? So weit das Auge reichte, sahen wir nur trockenes Land. Hier und da mal ein Kangaru sonst nur Stille. Noch nicht einmal ein Kakadu schrie. Nach zwei Stunden eintoeniger Fahrt, fuer Nichtkenner, alle Wege sind Feldwege und entsprechend langsam kommt man voran, kommen wir ueber einen Huegel und das Bild veraendert sich. Von weitem sehen wir „ein kleines Dorf“, mitten in gruener Landschaft. Quer durch das Gebiet fliesst ein breiter Bach. Eine Homestead in den Outback ist wirklich ein kleines Dorf. Ausser dem Wohnhaus des Farmers gibt es die Wohnhaeuser der ganzen Arbeiter und da sie weitgehends Selbstversorger sind, haben sie ihre Molkerei, grosse Kuehlhaeuser, Maschinenraeume und Werkstaetten usw. Was auch unbedingt mit dazu gehoert ist ein gepflegtes Flugfeld. Hier landet das Postflugzeug, der Arzt, der Nachbar, wenn er zu Besuch kommt und dort steht auch die eigene Maschine.
Fast alle Homesteads sind auf Gaeste eingerichtet. Wir hatten uns vorher angemeldet und wir konnten im richtigen Bett schlafen und uns vorher ausgiebig duschen. Unser Stop dauerte drei Tage und in dieser Zeit hat die Frau des Hauses uns soviel von der weiteren Umgebung erzaehlt, dass wir unsere Route aenderten. Zuerst wollten wir direkt hoch bis Emerald. Jetzt aber machten wir einen Abstecher zu den Diving Bergen. Wir wollten uns von unterwegs per Handy melden.
Vor uns lag nun eine Strecke ganz ohne Wasserloecher. Aber wir hatten ja eine gute Ausruestung dabei, Landkarte und alles, was man im Outback braucht, um zu ueberleben. Wenn uns die letzte Strecke zur Farm vorher eintoenig vorkam, so fuehlten wir uns jetzt nach einigen Stunden regelrecht verloren . Nur Mulgastraeucher, Sand, Steine, grosse spitze Termitenhuegel und hier und da ein abgestorbener Baum. Wir kamen nur langsam vorwaerts, da wir sehr auf die Wurzeln achten mussten, die nagelspitz aus der Erde ragen, um keinen Platten zu bekommen. Das letzte Stueck in die Berge war so steil, dass wir unsere Winde nehmen mussten, um hochzukommen. Zum Glueck fanden wir einen stabilen Baum und meine Frau musste die Anhoehe hoch, um das Seil an ihm zu befestigen. Der Rest war dann Millimeterarbeit und ein Geduldsspiel.
Oben angekommen, sahen wir in ein Blumenmeer, statt, wie erwartet, in eine karge Sandwueste. Hier hinter der Wasserscheide hatte es vor kurzem wahrscheinlich reichlich geregnet. Wir waren fasziniert. Ein riesiger Blumenteppich, so weit das Auge sehen konnte. So etwas ist unvorstellbar. Das muss man selbst gesehen haben.
Nun ging es bergab in gruenes Land. Und wir wurden leichtsinnig in unserer Fahrweise. Ploetzlich platzte ein Reifen, der Wagen zog nach links, kam ins Rutschen und wir landeten in einer Senke. Nachdem wir festgestellt hatten, dass wir alleine nicht zurechtkommen wuerden, wollten wir die Farm Kia Ora mit dem Handy anrufen. Floetenpfeifen. Wir waren in einem Gebiet, wo das Handy nicht funktionierte. Das ist hier keine Seltenheit, also marschierten wir los um eine Empfangsstelle zu suchen. Nach rechts, nach links, den Berg hoch, alles ohne Erfolg. Dann suchten wir uns einen guten Platz zum Campen und warteten der Dinge die da kommen wuerden. Und was kam? Am naechsten Morgen stand eine junge Aboriginesfrau vor unserem Zelt! Sie sprach nur wenig Englisch, aber wir verstanden, dass sie Hilfe holen wollte. Und tatsaechlich kam kurz vor Mittag ein alter kleiner LKW und ein Gelaendewagen, beide vollgeladen mit eingeborenen Erwachsenen und Kindern, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Kraeftige Haende schoben unser Auto aus dem Graben und sie wechselten uns auch noch den Reifen .Als wir ihnen fuer ihre Hilfe Geschenke anboten, lehnten sie diese hoeflich aber bestimmt ab.
Da blieb uns nur noch die Gelegenheit uns ganz herzlich fuer ihre unerwartete Freundlichkeit zu danken
Eins steht fest, bei unserer naechsten Tour bleibt das Handy zuhause. Dafuer werden wir uns ein Funktelefon kaufen. Denn das funktioniert auch in den Outbacks.
Kommentare (9)
koala
Als wir zum ersten Mal von diesem 'Wesen' gehoert hatten, dachten wir an einen Scherz, so wie der Wolperdinger in der Alpenregion. Manchmal sah man den ja im Lokal an der Wand haengend, als Hasenkopf mit Rehgeweih.
Aber dieses eierlegende Enten-Biber-Saeugetier gibt es wirklich hier. Und ich finde es gut, dass sie Dich angeregt haben, im PC nach ihnen zu suchen.
LG Anita
Aber dieses eierlegende Enten-Biber-Saeugetier gibt es wirklich hier. Und ich finde es gut, dass sie Dich angeregt haben, im PC nach ihnen zu suchen.
LG Anita
heijes
Dank deines Hinweises habe ich den Platypus unter beiden Bezeichnungen bei Wikipedia gefunden. Er sieht ein wenig wie eine Mischung von Biber und Ente aus. Die Erklärungen waren für mich höchst interessant.
LG Heidemarie
LG Heidemarie
koala
liebe britt und wuerde es auch gerne herausfinden, wie man sich in einer solchen Situation richtig benehmen soll. Aber das ist nicht so einfach. Die Aborigines, die in den Gebieten der Weissen leben, haben, ausser ihrem Aussehen, kaum noch etwas mit den Ureinwohnern in dem Outback gemeinsam. Eine neuseelaendische Fotografin hatte fast drei Jahre zusammen mit einem Stamm gelebt, um einen Bilderband ueber sie herauszubringen. Nach den ersten 6 Wochen war sie so frustriert, dass sie beinahe aufgegeben haette.
LG Anita
LG Anita
koala
Der Platapus gehoert zu den Schnabeltieren und ist ein eierlegendes Saeugetier. Die Aborigines sagen, er sei als letztes Tier aus dem was uebrig blieb, erschaffen worden. Er ist biberaehnlich mit einem Entenschnabel und einem dunkelbraunen, wasserdichten Haarpelz, wird 40 - 57 cm lang und bis 15 Jahre alt. Vielleicht ist er im Goggle unter dem Namen Platypus oder Schnabeltier zu finden.
Es gruesst Koala
Es gruesst Koala
Britt
deine Bekannten wollen sich unabhängig machen und wollen sich ein Funktelefon kaufen. Hat ihnen nicht die Hilfe der Aborigines geholfen? Diese wollten keine Geschenke annehmen, aber bitte - wie kann man ihnen sonst dankbar sein? Ich frage mich - ich würde versuchen, es herauszufinden..... Britt
heijes
für diese Geschichte. Es war wieder ein Vergnügen, aber kannst du uns bitte erklären was Platapusse sind. Bin bei Google nicht fündig geworden. Lieben Gruss nach Australien von Heidemarie.
marlenchen
Deine Geschichte hat sich gut gelesen,ist immer interessant von diesem Erdteil etwas zu erfahren,liebe Grüße für dich von marlenchen
senhora
Du kannst wunderbar Geschichten über den australischen Alltag schreiben, es ist eine Freude zu lesen.
Senhora
Senhora
Anita