Meine Oma kommt zu Besuch
Meine Oma kommt zu Besuch
Mein Vater, 1902 geboren, war der 3.Aelteste ihrer fuenf Soehne. Ihr Mann, mein Opa, starb als der Juengste sechs Jahre alt war. Sie zog ihr schwarzes Trauerkleid an und danach nie wieder etwas Helles oder Buntes. So war es ueblich bei vielen Witwen.
Spaeter lebte sie bei einem ihrer Soehne, zusammen mit fuenf Enkelkindern. Im Alter bekam sie den grauen Star, der zu der Zeit noch nicht operiert werden konnte und war fast blind . Aber das hielt Oma nicht davon ab ihre grosse Verwandtschaft reihum zu besuchen. Im Juli kam sie immer fuer 14 Tage zu uns.
An einen Besuch kann ich mich noch besonders gut erinnern. Sie war vielleicht 75 Jahre, das war in der damaligen Zeit „ uralt“, wenigstens fuer uns Kinder. In der Nachbarschaft hatte sich der Vater eines Schulkameraden ein Motorrad gekauft. Ich sehe es heute noch vor mir. Eine richtig schwere Maschine, silbergrau mit dunkler Schrift. Das war schon was Anfang der 50ger Jahre. Wir Kinder spielten alle draussen im Hof und Oma sass auf der Bank und schaute uns zu, als der Nachbar ganz stolz seine Maschine vorfuehrte und mit jedem von uns Kindern eine Runde drehte. War das toll, ich fuhr mit ihm die Hauptstrasse entlang in Richtung Nachbardorf. In der grossen Kurve kurz vor dem Dorf wendete er und ich war viel zu schnell wieder zu Hause und der Naechste kam dran. Als wir alle durch waren, stand Oma auf und sagte:“Jetzt bin ich dran.“ Mama, die inzwischen auch in unseren Hof gekommen war, sagte ganz vorwurfsvoll: „Aber Oma!!!“ Oma liess nicht locker, sie hat den Sitz und den Haltegriff abgetastet, ihren Rock hochgehoben und schwubs sass sie auf dem Soziussitz. Peter, dem stolzen Besitzer war das Ganze nicht so einerlei.Doch er bewunderte Omas Mut und fuhr mit ihr los. Die ganze Strecke, die auch wir fahren durften. Wir standen alle draussen in unserer Gasse und schauten voller Spannung zur Hauptstrasse runter. Dann sahen wir sie, wie sie von der Hauptstrasse in unsere Gasse bogen. Im Hof bremste Peter ab, Oma stieg ab und Mama atmete auf. Wir Kinder draengten uns um Oma und fragten sie, wie es ihr gefallen haette. Ihr Gesicht strahlte und sie sagte: „Kinder, es war herrlich sich den Wind so um die Ohren wehen zu lassen!“
Dieser Urlaub von Oma blieb uns alle lange in Erinnerung und manchmal sagte jemand – wisst ihr noch, das war in dem Jahr als Oma Motorrad fuhr -.
Lange Zeit habe ich nicht mehr daran gedacht. Doch heute, wenn ich mich erinnere, hoffe ich, dass auch ich immer soviel Freude am Leben aufbringe, wie Oma.
Auf dem Familienfoto steht sie mit schwarzem Kleid in der Mitte
Mein Vater, 1902 geboren, war der 3.Aelteste ihrer fuenf Soehne. Ihr Mann, mein Opa, starb als der Juengste sechs Jahre alt war. Sie zog ihr schwarzes Trauerkleid an und danach nie wieder etwas Helles oder Buntes. So war es ueblich bei vielen Witwen.
Spaeter lebte sie bei einem ihrer Soehne, zusammen mit fuenf Enkelkindern. Im Alter bekam sie den grauen Star, der zu der Zeit noch nicht operiert werden konnte und war fast blind . Aber das hielt Oma nicht davon ab ihre grosse Verwandtschaft reihum zu besuchen. Im Juli kam sie immer fuer 14 Tage zu uns.
An einen Besuch kann ich mich noch besonders gut erinnern. Sie war vielleicht 75 Jahre, das war in der damaligen Zeit „ uralt“, wenigstens fuer uns Kinder. In der Nachbarschaft hatte sich der Vater eines Schulkameraden ein Motorrad gekauft. Ich sehe es heute noch vor mir. Eine richtig schwere Maschine, silbergrau mit dunkler Schrift. Das war schon was Anfang der 50ger Jahre. Wir Kinder spielten alle draussen im Hof und Oma sass auf der Bank und schaute uns zu, als der Nachbar ganz stolz seine Maschine vorfuehrte und mit jedem von uns Kindern eine Runde drehte. War das toll, ich fuhr mit ihm die Hauptstrasse entlang in Richtung Nachbardorf. In der grossen Kurve kurz vor dem Dorf wendete er und ich war viel zu schnell wieder zu Hause und der Naechste kam dran. Als wir alle durch waren, stand Oma auf und sagte:“Jetzt bin ich dran.“ Mama, die inzwischen auch in unseren Hof gekommen war, sagte ganz vorwurfsvoll: „Aber Oma!!!“ Oma liess nicht locker, sie hat den Sitz und den Haltegriff abgetastet, ihren Rock hochgehoben und schwubs sass sie auf dem Soziussitz. Peter, dem stolzen Besitzer war das Ganze nicht so einerlei.Doch er bewunderte Omas Mut und fuhr mit ihr los. Die ganze Strecke, die auch wir fahren durften. Wir standen alle draussen in unserer Gasse und schauten voller Spannung zur Hauptstrasse runter. Dann sahen wir sie, wie sie von der Hauptstrasse in unsere Gasse bogen. Im Hof bremste Peter ab, Oma stieg ab und Mama atmete auf. Wir Kinder draengten uns um Oma und fragten sie, wie es ihr gefallen haette. Ihr Gesicht strahlte und sie sagte: „Kinder, es war herrlich sich den Wind so um die Ohren wehen zu lassen!“
Dieser Urlaub von Oma blieb uns alle lange in Erinnerung und manchmal sagte jemand – wisst ihr noch, das war in dem Jahr als Oma Motorrad fuhr -.
Lange Zeit habe ich nicht mehr daran gedacht. Doch heute, wenn ich mich erinnere, hoffe ich, dass auch ich immer soviel Freude am Leben aufbringe, wie Oma.
Auf dem Familienfoto steht sie mit schwarzem Kleid in der Mitte
Kommentare (6)
chris33
ist es, wenn man seine Grosseltern (nach all den Jahren) so gut in Erinnerung hat!!! Sie ist wohl auch sonst eine "lustige" Oma gewesen-denke ich.
L.G. Christel
L.G. Christel
koala
Ich war 17 als sie starb und heute lebt nur noch mein Cousin muetterlicher Seite, der sich noch an die Zeit erinnern kann, wenn meine Oma zu Besuch kam.
Ich feue mich, das Dir die Geschichte gefallen hat.
LG Anita
Ich feue mich, das Dir die Geschichte gefallen hat.
LG Anita
KarinIlona
Koala, du hattest eine ganz tolle Oma! Und ich wünsche, dass dir dein Vorhaben gelingt, es dieser großartigen Frau gleich zu tun! Eine schöne Erinnerungsgeschichte - und das Foto dazu - es war mir eine gute Unterhaltung!
LG karilona
LG karilona
koala
Ja ninna, das waren noch Zeiten. Mit welch kleinen aber damals grossen Sachen man uns gluecklich machen konnte.
Linta †
an Kindertage. Auch in meiner Nachbarschaft gab es jemand, der uns mit seiner schweren
Maschine fast täglich einmal um den Häuserblock fuhr. Wir Kinder waren ganz wild darauf.
ninna
an Kindertage. Auch in meiner Nachbarschaft gab es jemand, der uns mit seiner schweren
Maschine fast täglich einmal um den Häuserblock fuhr. Wir Kinder waren ganz wild darauf.
ninna
Liebe Grüße Gerda