Manches aendert sich schnell
Manches aendert sich schnell.
Als wir 1996 im Nachbardorf unseren 6monatigen Australienurlaub verbrachten, lag der Ort noch im Dornroeschenschlaf. Es gab zwar ausser dem Supermarkt auch Metzgerei, Baeckerei, Postoffice, Apotheke, Zahn-und prakt. Arzt. Aber alle Geschaefte schlossen ihre Tueren um 5 Uhr nachmittags. Danach waren die Strassen wie ausgestorben. Man ging frueh schlafen. In den Tropen wird es auch im Sommer frueh dunkel und man passt sich der Natur an. Vor dem Schlafengehen machten wir immer einen Spaziergang entlang der Bucht und wieder zurueck durch’s Dorf. Nur die Hauptstrasse hatte auf ihrer gesamten Laenge vier Laternen, jeweils an Strasseneinmuendungen. In den Nebenstrassen fiel etwas Licht von den Haeusern auf die Strasse, ansonsten war alles stockfinstere Nacht. Die wenigsten Haeuser hatten Gardinen oder Rollos, dafuer aber waren riesengrosse Fenster sehr beliebt, fast vom Boden bis zur Decke reichend. Da nichts den Blick stoerte, konnte man das ganze Familienleben von der Strasse aus beobachten. Einmal jemand darauf angesprochen, sagte man mir, abends sei niemand unterwegs und die grossen Fenster gaeben einem ein freies Gefuehl.
Abends um 10 Uhr kam ein grosser LKW, der den Tagesfischfang in der Fischerei abholte. Davor und danach war die Hauptstrrasse, an der unser Ferienhaus lag, ruhiger, wie die Dorfstrasse in Deutschland, die an unserem Haus vorbeifuehrte.
Beim Einkauf in der Baeckerei hoerte ich, wie eine Frau in meinem Alter sagte:“Mama, wat willse denn fuer Teilchen haben?“ Das waren die ersten Deutschen, die wir hier trafen und durch sie lernten wir die ganzen Deutschen in der Umgebung kennen. Zu jedem wurden wir auf Kaffee und Kuchen eingeladen. Nach dem Kuchen wurde traditionsgemaess selbstgebrautes Bier serviert. Jeder hatte das beste Rezept und das leckerste Bier! Uns schmeckte jedes Bier anders, aber gut ....? Aber gelobt haben wir es immer. Das Brauen ist keine Kunst. Alles was man dazu braucht, kann man kaufen. Die Zutaten, wie Brauhefe und Hopfen bekommt man in der „Apotheke“, hier Chemist genannt. Angesetzt wird das Ganze mit Wasser, nach Moeglichkeit Regenwasser, und Zucker. Nach zehn Tagen ist das Bier fertig und kann abgefuellt werden. Eine Literflasche Bier kostet dann 25 Cent. Im Pub muss man fuer eine 3/4l Flasche 3.75 Dollar bezahlen.
Es gehoerte einfach zum guten Ton, sein eigenes Bier zu brauen. Auch wenn man selbst kein Biertrinker war, hatte man aber immer eine Flasche fuer den Besuch parat. Es haelt sich sehr lange, dank der Chemikalien, die in den Zutaten sind. Bier gehoert hier so zum alltaeglichen Leben und ist in dem Sinn kein ‚Alkohol’, wie in Deutschland der Wein in den Weinanbaugebieten . Nur wird vielleicht manch einer den Wein mit Wasser verduennt trinken. Hier wird eher das Bier durch mehr Zucker staerker gemacht.
Heute, 12 Jahre spaeter, ist unser Gebiet aus dem Dornroeschenschlaf erwacht. Wo sich frueher Dingo und Kaenguru tummelten, werden die Bauplaetze knapp. Die neuen Haeuser werden fast nur noch aus Stein gebaut, fuer die hiesigen Wetterverhaeltnisse eine unvorteilhafte Bauweise. Es sind die reinsten Villen, nur noch ganz selten sieht man ein neues Queenslaender Haus, und natuerlich haben die neuen Haeuser ganz tolle Gardinen an den Fenstern.
Die jungen Familien brauen kaum noch ihr Bier selbst.
Frueher war man „Wer“ wenn man sein eigenes Bier anbieten konnte. Heute ist man „Wer“, wenn man sein Bier im Bottleshop kaufen kann. Ein Zeichen von Wohlstand!?!
Der Dornroeschenschlaf ohne Gardinen und mit selbstgebrautem Bier war romantischer.
Als wir 1996 im Nachbardorf unseren 6monatigen Australienurlaub verbrachten, lag der Ort noch im Dornroeschenschlaf. Es gab zwar ausser dem Supermarkt auch Metzgerei, Baeckerei, Postoffice, Apotheke, Zahn-und prakt. Arzt. Aber alle Geschaefte schlossen ihre Tueren um 5 Uhr nachmittags. Danach waren die Strassen wie ausgestorben. Man ging frueh schlafen. In den Tropen wird es auch im Sommer frueh dunkel und man passt sich der Natur an. Vor dem Schlafengehen machten wir immer einen Spaziergang entlang der Bucht und wieder zurueck durch’s Dorf. Nur die Hauptstrasse hatte auf ihrer gesamten Laenge vier Laternen, jeweils an Strasseneinmuendungen. In den Nebenstrassen fiel etwas Licht von den Haeusern auf die Strasse, ansonsten war alles stockfinstere Nacht. Die wenigsten Haeuser hatten Gardinen oder Rollos, dafuer aber waren riesengrosse Fenster sehr beliebt, fast vom Boden bis zur Decke reichend. Da nichts den Blick stoerte, konnte man das ganze Familienleben von der Strasse aus beobachten. Einmal jemand darauf angesprochen, sagte man mir, abends sei niemand unterwegs und die grossen Fenster gaeben einem ein freies Gefuehl.
Abends um 10 Uhr kam ein grosser LKW, der den Tagesfischfang in der Fischerei abholte. Davor und danach war die Hauptstrrasse, an der unser Ferienhaus lag, ruhiger, wie die Dorfstrasse in Deutschland, die an unserem Haus vorbeifuehrte.
Beim Einkauf in der Baeckerei hoerte ich, wie eine Frau in meinem Alter sagte:“Mama, wat willse denn fuer Teilchen haben?“ Das waren die ersten Deutschen, die wir hier trafen und durch sie lernten wir die ganzen Deutschen in der Umgebung kennen. Zu jedem wurden wir auf Kaffee und Kuchen eingeladen. Nach dem Kuchen wurde traditionsgemaess selbstgebrautes Bier serviert. Jeder hatte das beste Rezept und das leckerste Bier! Uns schmeckte jedes Bier anders, aber gut ....? Aber gelobt haben wir es immer. Das Brauen ist keine Kunst. Alles was man dazu braucht, kann man kaufen. Die Zutaten, wie Brauhefe und Hopfen bekommt man in der „Apotheke“, hier Chemist genannt. Angesetzt wird das Ganze mit Wasser, nach Moeglichkeit Regenwasser, und Zucker. Nach zehn Tagen ist das Bier fertig und kann abgefuellt werden. Eine Literflasche Bier kostet dann 25 Cent. Im Pub muss man fuer eine 3/4l Flasche 3.75 Dollar bezahlen.
Es gehoerte einfach zum guten Ton, sein eigenes Bier zu brauen. Auch wenn man selbst kein Biertrinker war, hatte man aber immer eine Flasche fuer den Besuch parat. Es haelt sich sehr lange, dank der Chemikalien, die in den Zutaten sind. Bier gehoert hier so zum alltaeglichen Leben und ist in dem Sinn kein ‚Alkohol’, wie in Deutschland der Wein in den Weinanbaugebieten . Nur wird vielleicht manch einer den Wein mit Wasser verduennt trinken. Hier wird eher das Bier durch mehr Zucker staerker gemacht.
Heute, 12 Jahre spaeter, ist unser Gebiet aus dem Dornroeschenschlaf erwacht. Wo sich frueher Dingo und Kaenguru tummelten, werden die Bauplaetze knapp. Die neuen Haeuser werden fast nur noch aus Stein gebaut, fuer die hiesigen Wetterverhaeltnisse eine unvorteilhafte Bauweise. Es sind die reinsten Villen, nur noch ganz selten sieht man ein neues Queenslaender Haus, und natuerlich haben die neuen Haeuser ganz tolle Gardinen an den Fenstern.
Die jungen Familien brauen kaum noch ihr Bier selbst.
Frueher war man „Wer“ wenn man sein eigenes Bier anbieten konnte. Heute ist man „Wer“, wenn man sein Bier im Bottleshop kaufen kann. Ein Zeichen von Wohlstand!?!
Der Dornroeschenschlaf ohne Gardinen und mit selbstgebrautem Bier war romantischer.
Kommentare (5)
koala
das Schwarzbrennen und war es auch nach dem Krieg, als meine Eltern klammheimlich den edlen Tropfen gebrannt hatten. Bei Famlienfeiern leuchteten die Augen der Gaeste, wenn die Flasche ihre Runde machte.
Es gruesst Anita
Es gruesst Anita
outofspain
erinnert mich an meine Heimat dem Elsass. Jeder der auf sich hielt brannte seinen Schnaps selbst. Noch heute sehr begehrt, aber leider nur noch selten schwarzgebrannt.
Dieser Schnaps ist immerhin 80 %tig. Brennt einem ein Loch in den Bauch,im Kaffee allerdings schmeckt er vorzüglich.
Schöne Geschichte.
Gruß Mo.
Dieser Schnaps ist immerhin 80 %tig. Brennt einem ein Loch in den Bauch,im Kaffee allerdings schmeckt er vorzüglich.
Schöne Geschichte.
Gruß Mo.
marlenchen
liebes koalachen,deine Geschichte hat sich gut gelesen,ja die Zeiten ändern sich,schade-ich glaube gerne,dass der Dornröschenschlaf romantischer war,doch auf Gardinen möchte ich nicht verzichten,aber dem selbstgebrauten Bier-hm da würde ich nicht nein sagen!liebste grüße an dich von Marlenchen.
PS: Vielleicht gibt es doch noch irgendwelche heimlichen Bierbrauer,könnte mir vorstellen-das diese Variante auch gut ankommen würde,selbst bei den Touristen!
PS: Vielleicht gibt es doch noch irgendwelche heimlichen Bierbrauer,könnte mir vorstellen-das diese Variante auch gut ankommen würde,selbst bei den Touristen!
LG Mo.