Liebenswerte Pfalz un Pfälzer Geschichten!


Eva an der Trockenmauer

Angeblich steht es für jeden Pfälzer außer Zweifel: der Garten Eden befand sich in der Pfalz! Die Beweisführung tragen manche Leute pfiffig und augenzwinkernd vor. Sie behaupten sogar, bei dem Apfelbiß Adams habe es sich um einen Irrtum gehandelt. Der Apfel sei in Wirklichkeit ein Traubenklotz gewesen, an dem der ungeschickte erste Mensch gekaut habe, um ihn auszupressen - des erwartenten Weines wegen. Manchmal wird auch behauptet, die paradiesische pfälzische Traube sei so dick gewesen, daß die Geschichtsschreiber sie für einen Apfel gehalten hätten, reif, rieslingfarben und so saftig, daß der Most zwischen Evas Brüsten hinabgeflossen sei bis in das kleine Versteck hinter dem Feigenblatt.

Behauptet wird des weiteren, das Wort Eden stecke noch im Ortsnamen Edenkoben; der zweite Wortteil allerdings erinnere an den Schweinestall, den die Menschheit aus dem Paradies und allem, was da anfangs geschah, später gemacht hätte.

Das Feigenblattröckchen, das Eva damals trug, soll im pfälzischen Klima seine Begründung haben. von allen paradiesischen Gegenden der Welt werde es nur hier im Winter so kühl, daß es notwendig sein, empfindliche Körperteile zu bedecken.

Dieser Auffassung war auch der Pfarrherr von Deidesheim gewesen, als man bei der Neuanlage eines Weinberges mit Namen "Paradiesgarten" eine nackte Eva in die jungen Reben stellt. Beim Neustadter Paradiesbrunnen umging man diese Schwierigkeiten: Das Eva-Porträt endet in einem glatten Schlangenleib. Die paradiesische Frucht ist schon angebissen. Es gibt Leute, die behaupten, der Apfel zeige die Spur des starken Gebisses des seinerzeitigen Oberbürgermeisters; Der Biß symbolisiere die Einbeziehung von acht alten Weindörfern zu einem paradisischen Rebengarten von 2332 weinfeuchten Hektaren.

Biblisch nachgewiesen ist bekanntlich, daß der Weltenschöpfer eines Tages dachte, es sei nicht gut, wenn der Mensch allein sei. Vielleicht begänne er, aus seiner Einsamkeit heraus zu trinken. Man kennt ja Beispiele. Darum nahm er im ersten chirurgischen Eingriff der Weltgeschichte dem Adam eine der vielen Rippen heraus, ihm aus dem Rippenstück eine Gefährtin zu formen, verlockend und verführerisch von Gestalt, damit der Adam auf die rechten Gedanken komme. Das neue schöne Stück lehnte der Herr zum Trocknen an eine warme Pfälzer Wingertmauer.-

Adam lag noch etwas benommen von dem Eingriff zu Füßen der nackten Dame, auf deren makellosen Leib durch Zufall ein Feigenblatt den ersten Schatten warf. Er blinzelte zu seiner Frau, dem unbekannten Wesen, zwischen den ersten Quecken hinüber, die sich ins Paradies geschlichen hatten, als der Herrgott bei der Operation eine Augenblick weggesehen hatte. Vollends zu sich gekommen, fuhr sich der Adam mit der Zunge über die trockenen Lippen - und Eva lächelte ihr ersts Lächeln. Jedoch nur ein Stoßseufzer entrang sich Adams Brust: Hergott, was habe ich en Dorscht!

Da spitzte Eva die rosigen Lippen und sagte pikiert die zwei uranfänglich allerersten Eva-Wörtchen. Sie sagte sie in einem Idiom, durch das bewiesen ist, wo sich der ganze Vorgang abspielte, nämlich an der vorderpfälzischen Mittelhaardt. Schunn widder!

Die zwei Wörtchen haben alle ihre Töchter über unzählige Geschlechter hinweg beibehalten - bis auf den heutigen Tag.

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