Krankenschwester-Farmersfrau Teil 3
Krankenschwester – Farmersfrau Teil 3
Nun wollten die zwei Aeltesten studieren. Nach reiflichen Ueberlegungen, bei denen sich auch die Kinder dran beteiligt hatten, sind wir zu dem Schluss gekommen, wir geben die Farm auf und ziehen in die Gartenstadt Toowoomba. Dort gab es eine gute Internatsschule, die auch Tagesschueler aufnahm. Die Aeltesten gingen nach Adelaide zur Universitaet und die Juengsten eben in diese Tagesschule.
Als Farmersfrau hatte ich schon festgestellt, dass ich gut mit Kindern umgehen konnte und ich gerne unterrichtete. Denn ich hatte immer wieder den Kindern anderer Farmfamilien Nachhilfeunterricht gegeben, wenn sie in der Schule nicht zurechtkamen.
Man kann so ziemlich alles in Australien per Fernschule lernen. Ich meldete mich zum Fernkurs fuer Lehrpersonal an und beendete das Studium kurz vor unserem Umzug. Die Examenspruefung musste ich in Brisbane an der Universitaet ablegen. Ich hatte mit Bravour bestanden. Das war schon eine Leistung bei meinem taeglichen Tagesablauf und die ganze Familie war stolz auf mich.
Toowoomba fuehrt zu Recht den Beinamen ‚Gartenstadt’. Am Rande eines riesigen Talkessels gelegen, ist es die Kreisstadt von einem grossen Farmgebiet. Im Fruehling oeffnen saemtliche Gaerten ihre Pforten, damit die vielen Besucher, die mit Bussen zur „Gartenschau“ kommen, die Prachtgaerten bewundern koennen. Es ist das Bestreben vieler Leute, ihre Gaerten nach englischer Art anzulegen. Von dort kommt auch die Vorliebe dieser Art von Gartenbesichtigung. Das Ganze ist gemixt mit tropischer Bluetenpracht, was einen ganz besonderen Flair gibt. Und dort, etwas am Rande der Stadt, fanden wir ein Haus ganz nach unserem Geschmack.
Mein Mann fuehlte sich mit seinen 60 Jahren zu jung, um auf’s Altenteil zu gehen und er eroeffnete eine Reparaturwerkstatt fuer Landmaschinen. Ein guter Farmer muss hier in Australien einiges von Maschinen verstehen und mein Mann war ein guter Mechaniker. Er hatte sich auf unserer Farm manche Maschine um – oder neugebaut, um sich die Arbeit zu erleichtern.
Ich fand in Toowoomba eine Anstellung als Lehrerin und machte nebenbei noch Lehrgaenge fuer Kindersozialkunde. Denn als Lehrerin stellte ich fest, dass es immer wieder ‚auffaellige’ Schueler gab, die von der Schule gewiesen wurden. Damit wurde das Leben der Kinder noch problematischer und ich machte den Vorschlag, zu versuchen, die Kinder auf eine andere Art zu unterrichten. Ich uebernahm gewissermassen den Privatunterricht dieser Kinder. Zuerst setzte ich mich mit dem Elternhaus in Verbindung, um das Umfeld des Schuelers kennenzulernen. Dann wurde ueberlegt, welche Art des Unterrichts die beste fuer das Kind sei. Manchmal unterrichtete ich in der Familie, aber meistens kam das Kind in mein Haus. Ich bin heute noch erstaunt, wie gut ich mit diesen Problemkindern zurecht kam. Alle kamen gerne zu mir und der Unterricht in dieser Art machte ihnen Spass. Viele konnten wieder in die normale Schule integriert werden. Ich habe so gerne mit den Kindern zusammengearbeitet, dass ich erst mit 67 Jahren in Pension ging.
Mein Mann wurde 70 Jahre und gab seine Werkstatt auf. Ja, und wieder einmal aenderte sich alles grundlegend.
Wir zogen nach Cooloola Cove, direkt an der Bucht gelegen. Mein Mann gestand mir schon vor Jahren, dass es ein Traum von ihm sei, zu segeln. Aber ich sollte das ja nur keinem weitersagen. Denn wie kann ein Farmer, erdverbunden, den Wunsch haben zu segeln.
Jetzt kaufte er sich einen Einmastsegler und er verbringt heute noch seine Zeit mit Segeln und Fischen. Aber auch unser grosser Garten ist tiptop in Ordnung. Wir haben, wie immer, unser eigenes Gemuese, Apfelsinen,-Orangen,-Pampelmusen,-Zitronen und Macademianussbaeume. Einen Kaffeestrauch, nur so zum Spass und einiges mehr. Im Vorgarten pflanzt er mir in jedem Fruehling deutsche Blumen, wie Stiefmuetterchen und Maennertreu und ist das Beet bepflanzt, fraegt er mich, auch wie jedes Jahr: „ Ist es ein schoener deutscher Blumengarten?“
Und was mache ich. Ich reise ! Als Farmersfrau konnte ich nur zweimal wegen Familienangelegenheiten nach Deutschland fliegen. Aber heute kenne ich die Blumengaerten in England, Weihnachten im Schnee und viele Weihnachtsmaerkte und Weihnachtsfeiern in halb Europa. Ich bin im Gebirge mit den Dorfbewohnern mit Fackeln durch den Schnee zur Kirche in die Weihnachts-Mette marschiert. Meine Rundreisen durch den Winter gingen durch die Schweiz, Oesterreich, den Balkan, Norditalien und natuerlich Deutschland.
Eine ganz besondere Reise unternahm ich mit zwei meiner Toechtern. Mein Mann hatte zum Reisen keine Lust. Wir suchten die Spuren der Vorfahren der „ von Kummerows“. Die Vorfahren meines Mannes und das halbe Dorf waren von Kummerow am See aufgebrochen um in die "Neue Welt" auszuwandern. Gelandet waren sie in Australien. Diese Geschichte steht unter ‚Percy’. Jetzt, wo Deutschland wieder vereint war, konnten wir das Land seiner Vorfahren besuchen. Wir fanden das Gut der Kummerows und auch den Kummerower See. Das Gut war inzwischen an den Staat gegangen, da keine Erben mehr lebten. Man sagte uns, mein Mann haette ein Erbrecht auf das Gut. Aber was sollen wir mit einem total renovierungsbeduerftigen Gutshof am anderen Ende der Welt. Jedoch fuer meine Toechter war diese Reise ein ganz tolles Erlebnis. Zu sehen, wo ihre Wurzeln waren, dort irgendwo im fernen Osten von Deutschland.
Heute bin ich 83 Jahre und die naechste Reise geht ‚nur’ nach Neuseeland. Dort nehme ich an einer Gartenschau-Rundreise teil und besuche fuer einen Tag meinen Sohn, der dort wohnt.
Eine abwechslungsreiche Geschichte aus einem abwechslungsreichen Leben.
Nun wollten die zwei Aeltesten studieren. Nach reiflichen Ueberlegungen, bei denen sich auch die Kinder dran beteiligt hatten, sind wir zu dem Schluss gekommen, wir geben die Farm auf und ziehen in die Gartenstadt Toowoomba. Dort gab es eine gute Internatsschule, die auch Tagesschueler aufnahm. Die Aeltesten gingen nach Adelaide zur Universitaet und die Juengsten eben in diese Tagesschule.
Als Farmersfrau hatte ich schon festgestellt, dass ich gut mit Kindern umgehen konnte und ich gerne unterrichtete. Denn ich hatte immer wieder den Kindern anderer Farmfamilien Nachhilfeunterricht gegeben, wenn sie in der Schule nicht zurechtkamen.
Man kann so ziemlich alles in Australien per Fernschule lernen. Ich meldete mich zum Fernkurs fuer Lehrpersonal an und beendete das Studium kurz vor unserem Umzug. Die Examenspruefung musste ich in Brisbane an der Universitaet ablegen. Ich hatte mit Bravour bestanden. Das war schon eine Leistung bei meinem taeglichen Tagesablauf und die ganze Familie war stolz auf mich.
Toowoomba fuehrt zu Recht den Beinamen ‚Gartenstadt’. Am Rande eines riesigen Talkessels gelegen, ist es die Kreisstadt von einem grossen Farmgebiet. Im Fruehling oeffnen saemtliche Gaerten ihre Pforten, damit die vielen Besucher, die mit Bussen zur „Gartenschau“ kommen, die Prachtgaerten bewundern koennen. Es ist das Bestreben vieler Leute, ihre Gaerten nach englischer Art anzulegen. Von dort kommt auch die Vorliebe dieser Art von Gartenbesichtigung. Das Ganze ist gemixt mit tropischer Bluetenpracht, was einen ganz besonderen Flair gibt. Und dort, etwas am Rande der Stadt, fanden wir ein Haus ganz nach unserem Geschmack.
Mein Mann fuehlte sich mit seinen 60 Jahren zu jung, um auf’s Altenteil zu gehen und er eroeffnete eine Reparaturwerkstatt fuer Landmaschinen. Ein guter Farmer muss hier in Australien einiges von Maschinen verstehen und mein Mann war ein guter Mechaniker. Er hatte sich auf unserer Farm manche Maschine um – oder neugebaut, um sich die Arbeit zu erleichtern.
Ich fand in Toowoomba eine Anstellung als Lehrerin und machte nebenbei noch Lehrgaenge fuer Kindersozialkunde. Denn als Lehrerin stellte ich fest, dass es immer wieder ‚auffaellige’ Schueler gab, die von der Schule gewiesen wurden. Damit wurde das Leben der Kinder noch problematischer und ich machte den Vorschlag, zu versuchen, die Kinder auf eine andere Art zu unterrichten. Ich uebernahm gewissermassen den Privatunterricht dieser Kinder. Zuerst setzte ich mich mit dem Elternhaus in Verbindung, um das Umfeld des Schuelers kennenzulernen. Dann wurde ueberlegt, welche Art des Unterrichts die beste fuer das Kind sei. Manchmal unterrichtete ich in der Familie, aber meistens kam das Kind in mein Haus. Ich bin heute noch erstaunt, wie gut ich mit diesen Problemkindern zurecht kam. Alle kamen gerne zu mir und der Unterricht in dieser Art machte ihnen Spass. Viele konnten wieder in die normale Schule integriert werden. Ich habe so gerne mit den Kindern zusammengearbeitet, dass ich erst mit 67 Jahren in Pension ging.
Mein Mann wurde 70 Jahre und gab seine Werkstatt auf. Ja, und wieder einmal aenderte sich alles grundlegend.
Wir zogen nach Cooloola Cove, direkt an der Bucht gelegen. Mein Mann gestand mir schon vor Jahren, dass es ein Traum von ihm sei, zu segeln. Aber ich sollte das ja nur keinem weitersagen. Denn wie kann ein Farmer, erdverbunden, den Wunsch haben zu segeln.
Jetzt kaufte er sich einen Einmastsegler und er verbringt heute noch seine Zeit mit Segeln und Fischen. Aber auch unser grosser Garten ist tiptop in Ordnung. Wir haben, wie immer, unser eigenes Gemuese, Apfelsinen,-Orangen,-Pampelmusen,-Zitronen und Macademianussbaeume. Einen Kaffeestrauch, nur so zum Spass und einiges mehr. Im Vorgarten pflanzt er mir in jedem Fruehling deutsche Blumen, wie Stiefmuetterchen und Maennertreu und ist das Beet bepflanzt, fraegt er mich, auch wie jedes Jahr: „ Ist es ein schoener deutscher Blumengarten?“
Und was mache ich. Ich reise ! Als Farmersfrau konnte ich nur zweimal wegen Familienangelegenheiten nach Deutschland fliegen. Aber heute kenne ich die Blumengaerten in England, Weihnachten im Schnee und viele Weihnachtsmaerkte und Weihnachtsfeiern in halb Europa. Ich bin im Gebirge mit den Dorfbewohnern mit Fackeln durch den Schnee zur Kirche in die Weihnachts-Mette marschiert. Meine Rundreisen durch den Winter gingen durch die Schweiz, Oesterreich, den Balkan, Norditalien und natuerlich Deutschland.
Eine ganz besondere Reise unternahm ich mit zwei meiner Toechtern. Mein Mann hatte zum Reisen keine Lust. Wir suchten die Spuren der Vorfahren der „ von Kummerows“. Die Vorfahren meines Mannes und das halbe Dorf waren von Kummerow am See aufgebrochen um in die "Neue Welt" auszuwandern. Gelandet waren sie in Australien. Diese Geschichte steht unter ‚Percy’. Jetzt, wo Deutschland wieder vereint war, konnten wir das Land seiner Vorfahren besuchen. Wir fanden das Gut der Kummerows und auch den Kummerower See. Das Gut war inzwischen an den Staat gegangen, da keine Erben mehr lebten. Man sagte uns, mein Mann haette ein Erbrecht auf das Gut. Aber was sollen wir mit einem total renovierungsbeduerftigen Gutshof am anderen Ende der Welt. Jedoch fuer meine Toechter war diese Reise ein ganz tolles Erlebnis. Zu sehen, wo ihre Wurzeln waren, dort irgendwo im fernen Osten von Deutschland.
Heute bin ich 83 Jahre und die naechste Reise geht ‚nur’ nach Neuseeland. Dort nehme ich an einer Gartenschau-Rundreise teil und besuche fuer einen Tag meinen Sohn, der dort wohnt.
Eine abwechslungsreiche Geschichte aus einem abwechslungsreichen Leben.
Kommentare (5)
koala
Es hat mich gefreut, dass Euch die Geschichte gefallen hat. Die beschriebene Frau hat mir beim Nachmittagstee so viel von ihrem Leben hier in Australien erzaehlt und ich konnte es in Gedanken miterleben. Dadurch war es fuer mich einfacher in Ichform zu schreiben. Ebenso hat sie mir die Geschichte ihres Mannes erzaehlt, die ich unter 'Percy' reingebracht hatte.
Koala-Anita
Koala-Anita
girasola
Bin wiedermal total begeistert von Deinen so hervorragenden Schilderungen eines
sicher nicht immer einfachen Lebens einer Deutschen in Ausstralien.Ich möchte der alten Dame noch viele geruhsame Jahre wünschen.
Rosemarie
sicher nicht immer einfachen Lebens einer Deutschen in Ausstralien.Ich möchte der alten Dame noch viele geruhsame Jahre wünschen.
Rosemarie
immergruen
das die alte Dame führte und führt. Mit 83 Jahren noch so reiselustig zu sein ringt mir Bewunderung ab, und Kummerow ist mit bekannt durch Ehm Welks Geschichten über die Heiden und die Gerechten von Kummerow.
immergruen
immergruen
Linta †
Mit grosser Begeisterung habe ich das Leben Deiner Nachbarin verfolgt und finde
es toll, dass Du uns daran hast teilnehmen lassen.
Die alte Dame kann auf ein sehr bewegtes und mitunter doch schönes Leben zurückblicken
und wird Dir als Nachbarin hoffentlich noch einige Jahre erhalten bleiben.
Herlinde
Mit grosser Begeisterung habe ich das Leben Deiner Nachbarin verfolgt und finde
es toll, dass Du uns daran hast teilnehmen lassen.
Die alte Dame kann auf ein sehr bewegtes und mitunter doch schönes Leben zurückblicken
und wird Dir als Nachbarin hoffentlich noch einige Jahre erhalten bleiben.
Herlinde
Deine Geschichte über das bewegte Leben dieser Frau liest sich wie ein Roman. Danke, dass Du uns daran teilnehmen lässt.
Du schreibst sehr gut. Man kann sich alles bildlich vorstellen.
Ich wünsche dieser bemerkenswerten Dame noch viele schöne Jahre!
Sonja