Julchen
Ich bin sehr traurig, denn das ‚schwierigste Kind‘, liebt man vielleicht am innigsten. Und doch auch froh für sie. Denn ein Leben, in dem die Angst und die Verteidigungsbereitschaft für sie immer bestimmend war, hat mir immer leidgetan. Und ich habe schon vor Jahren mit mir gehadert, ob ich sie hätte retten sollen aus der Tötungsstation, oder ob es eben doch für sie leichter gewesen wäre, früher aus diesem ihrem belasteten Leben flüchten zu können.
Nun haben wir das aber alles zusammen 13 Jahre gemeistert, und wir beide sind stolz und glücklich füreinander. Und das wird uns begleiten, denn wir werden uns immer nah sein. Julchen hat ja auch, neben ihren Problemen, trotzdem so viel Lebensfreude gehabt und mir jeden Tag zu Hause und auf den Spaziergängen gezeigt und vermittelt, dass meine Tage immer fröhlich beginnen können, weil sie mir eine unbeschwerte Seite zeigen konnte und wollte. Ihre Lieblingsbeschäftigung war das Schwimmen und das Spielen im Wasser. Ja, klar, als Spanischer Wasserhund.
Julchen starb an ihrem 17. Geburtstag am 30. Dezember 2023. Für Alles, das uns verband, danke ich meinem Julilein, meiner Hundine.
Das Wunder, dass Julchen im Alter entdeckt hat, dass sie einer psychisch kranken und extrem traumatisierten Frau neue Lebensfreude schenken kann, wie ein Therapiehund, hat mir viel Achtung geschenkt vor dieser Hundeseele, die offenbar erkannt hat, dass eine Frau, die an ähnlichen Traumatisierungen leidet, wie sie, einfach Trost, Dasein und Vertrauen braucht. So etwas können wohl manche Hundeseelen, die Ähnliches erlebt haben. Und dafür bin ich ihr noch einmal dankbar. Julchen lernte sie kennen auf einem Spaziergang, den ich im Ehrenamt mit psychisch eingeschränkten Menschen mache.
Auf dem Bild, das meine Klientin gemalt hat, sieht man, wie Julchen ihr die Pfote gibt, aber dabei zu mir schaut. Ich war nicht eifersüchtig, denn ich war völlig ergriffen, wozu mein Julchen fähig ist.
Nun ist Julchen im Hundehimmel. Aber sie bleibt in meinem Herzen und vielleicht noch mehr im Herz der Frau, die sie in ihren letzten Lebensjahren begleiten wollte. Nach fast zwei Jahren konnte diese sich wieder öffnen für ein Leben ausserhalb ihrer vier Wände.
Danke, Julchen.
.
Kommentare (3)
Claudine
Liebe Forentine,
Deine Trauer um Julchen kann ich nur zu gut verstehen. Denn auch ich musste vor einigen Jahren Abschied nehmen von meiner geliebten Hündin Finette.
Für die Welt war sie nur ein Hund, aber für mich war sie die ganze Welt.
Dieser Spruch stammt zwar nicht von mir, aber er drückt aus, wie immens damals mein Schmerz war.
Herzliche Grüße
Claudine
ladybird
.Liebe Florentine,..
mit dem Tod von Julchen, verlierst Du Vieles,
aber nie die gemeinsam verbrachte Zeit..
herzlichst
"Bördie",,,
Ich danke euch für die viele Herzchen und die lieben Antworten hier. Florentine