Wenn der Nebel
graues Aquarell malt,
die Weiden entlang der Chausseen
aussehen wie gebückte Alte,

wenn das Zwitschern
der Schwalben schweigt,
der Chor der Krähen
eisiges Lied wird,

wenn die Gesichter
der Menschen still werden
wie die Straßen,
Markttreiben sich
unter Planen versteckt:

Ist es Zeit,

das Erntefest zu feiern,
das Warten zu begrüßen,
grünen Sonnenträumen
ein Zuhause zu geben.

Aug. 2008 IBü

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Kommentare (8)

ehemaliges Mitglied war ich erschrocken, denn sie zeichnen das Bild der Depression, die ja saisonal bedingt verstärkt auftritt, wenn das Licht so sparsam wird.
Aber dann kam ganz wunderbar passend das Rezept gegen genau diese hinzu.
Und das sind wunderbare innere Bilder.
ehemaliges Mitglied ...versetzt mich in die kalte dunkle Jahreszeit, in der die Menschen durch die Strassen huschen und an besinnliche Abende zu Hause denken, eine Zeit, der Besinnlichkeit, Wehmut und Vorfreude auf den kommenden Frühling.

Danke für diese wunderschöne Poesie!
kns "... Sonnenträumen ein Zuhause zu geben," welch ein Geschenk, wenn zum milder werdenden Licht die richtigen Worte zur bekömmlichen räckelnden Wärme die nahe Zukunft eröffnen. - Hingabe nur sollte man den Wohltaten dieser Tage entgegen bringen. Denn , Schönes schön und Richtiges richtig zu finden dazu braucht es keinen Mut. Nur dankbaren Sinn und ein kleinwenig lesen können. Das schon!
kNs
marlenchen dein Gedicht hat mir gefallen liebe Inge,lgMarlenchen
harfe Was dem Gedicht im letzten Vers große Spannung verleiht, ist der Dualismus in der Zeitfrage. Eine Forderung läge in der Umkehrung: „Es ist Zeit, das Erntefest zu feiern ...“ In den ersten drei Versen steckt der Reiz, mit einer solchen Umkehrung den Höhepunkt vorzubereiten. Beim Ausprobieren ist mir das aufgefallen, liebe Inge.
Zwei wunderschöne Sprachbilder: „... der Chor der Krähen eisiges Lied wird... „ und „...grünen Sonnenträumen ein Zuhause zu geben.“
Einen lieben Gruß von Horst

ehemaliges Mitglied

Sehr tiefe Melancholie, auch Trauer in deinen Zeilen - fast denke ich an November, den für mich stillsten Monat des Jahres. Überraschend dann der versöhnliche Schluß deines Gedichtes - das was das Jahr verschwenderisch schenkte, als Zehrung für die nicht so bunte Jahreszeit sich zu bewahren.

Das hinterlässt Spuren in mir. Danke dafür.

Herzlicher Gruß
Regina
pelagia Das Bild ist ein Ausschnitt aus einem Aquarell meiner verstorbenen Schwägerin Thea.
immergruen zu Deinen Worten. Und doch kann ich mich mit Dir freuen, denn - über dem Nebel ist Sonne.
Guten Morgen! immergruen

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