Es klappert die Mühle am Pfingstmontag im Ruhrpott
Auch wir, in Marl haben mehrere Mühlen, zwei Wassermühlen und eine Windmühle. Die Mühle am Heimatmuseum ist noch funktionsfähig.
Am Pfingstmontag, 28.05.12 klapperte sie anläßlich des Mühlentages. Der Mühlentag fand schon zum neunzehnten Male bundesweit statt und ca. 1000 Mühlen öffneten Tür und Tor.
Unsere Mühle, eine Wassermühle ist ein Zeitzeuge aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Sie war bis 1927 in Betrieb und wurde 1953 restauriert.
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Das Gebäude besteht aus einem Bauernhaus mit integrierter Mühle am Weierbach. In dem Gebäude befindet sich unser Heimatmuseum, welches von Heinrich Keßler, dem ehemaligen Rektor der Waldschule und Leiter des Heimatvereins gegründet wurde.
Ich holte meinen Drahtesel aus dem Keller und fuhr fast 7 KM bis zur Mühle. Meine Enkelinnen und ihre Eltern kamen auch angeradelt.
Der Heimatverein und die Mühlenfreunde hatten ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Es herrschte reger Betrieb am Bierwagen und die Schmalzstullen und Schinkenstullen waren heiß begehrt.
Was waren die lecker und ich habe drei Stullen gefuttert.
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Der Mühlenkorn wurde auch ausgeschenkt. Ein Mühlenfreund transportierte den Mühlenkorn in der Kiepe auf dem Rücken und lief immer wieder durch die dichtgegrängten Besucherscharen.
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Meine Enkelinnen und meine Kinder und ich gingen erstmal auf Besichtigungstour und gewannen einen Einblick, wie die Menschen im 18. und 19. Jahrhundert gelebt haben.
Als wir das Schlafzimmer betraten, haben wir festgestellt, dass die Menschen wohl damals sehr klein gewesen sein mußten, denn das Bett mit Baldachin war nicht groß/lang. Der kundige Heimatfreund erzählte uns, dass die Menschen früher in der Hocke geschlafen haben, wegen des offenen Feuers und der Rauchentwicklung. Auch erklärte er uns den Begriff der Gardinenpredigt.
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In der Küche mit der offenen Feuerstelle fragte meine Enkelin Stella warum das kleine messingfarbene Türchen in der Wand war. Vielleicht wurde dort das Bügeleisen reingestellt, meinte ich mal einfach so. Nein, das war nicht richtig, denn dort wurden die Kräuter getrocknet, denn es war ja ein kleiner Backofen.
Jetzt waren wieder Redewendungen angesagt. Wir wurden gefragt, ob wir den Ursprung von dem Ausspruch "Ins Fettnäpfchen treten" kennen. Unser Führer, der Heimatfreund erklärte uns, dass
über dem Feuer von der Decke runter Würste und Schinken zum Trocknen hingen. Das tropfende Fett wurde in Näpfen mit Stiel aufgefangen. Er erzählte es so lustig, sodass wir viel gelacht haben.
Kam der Bauer aus dem Lindenhof des nachts heim und hatte einen über den Durst getrunken, dann trat er schon mal in das Fettnäpfchen.
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Unser Heimatfreund fragte auch in die Runde woher der Begriff "Den Löffel abgeben" kommt. Die Menschen hatten einen Löffel, den sie am Gürtel trugen. Wechselten sie die Stelle oder starben, dann gaben sie den Löffel ab. In ganz armen Familien hatte nicht jeder einen Löffel. Starb der Löffelbesitzer wurde der Löffel vererbt.
Ja, endlich einmal haben wir etwas gewußt und mußten dann promt alles erklären. Applaus von den anderen Zuhören bekamen wir auch.
Auch der Ausdruck "Einen Zahn zulegen" wurde uns erklärt.
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Wir haben dann auch noch die gute Stube besichtigt und dann den historischen Webstuhl.
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Dort wurde fleißig gewebt und die fertigen Produkte, Küchenhandtücher konnten käuflich erworben werden.
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Dann ging es noch in den Mühlenraum. Bauer Hermann Leineweber aus Frentrop, eine nahe gelegene Bauernschaft, hatte 6 Zentner Korn zur Verfügung gestellt.
Der Wassermüller Georg Scholz und seine drei Mahlknechte sorgten dafür, dass das Korn die schweren Mahlsteine passierte und dass, das Mehl rieselte.
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Ab in den Keller ging es auch noch. Dort war ein Stollen des Bergwerks Auguste Victoria nach gebildet. Die steile Treppe bin ich noch runter gegangen, habe dann aber gestreikt, weil ich in gebückter Haltung weiterlaufen mußte. Ab nach oben und lieber eine Schmalstulle essen, hat mein Schweinehund mir ins Ohr geflüstert.
Auch in der Tenne gegenüber der Mühle waren auch Aktivitäten. In der Schmiede brannte das Feuer und auf dem Amboß wurde das Eisen geschlagen. Meine Enkelinnen kauften auch ein Hufeisen mit ihren Initialen für je 2 Euro.
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Auch ein Drechsler führte sein altes Handwerk vor und demonstrierte was alles aus einem Holzklotz gefertigt werden kann.
Für die Kinder gab es Attraktionen und nicht nur die Kinder hatten Spaß. Wer wollte, konnte gegen einen Ritter kämpfen. Meine Enkelin wollte, dass ihre Oma mal mit einem Ritter kämpfen sollte.
Aber Oma hat gekniffen, weil sie garantiert keine gute Figur abgegeben hätte. Obwohl dort auch Schwerter und andere Waffen im Original zu sehen waren, gekämpft wurde mit Plastikschwertern.
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Mitglieder des Marler Rollenvereins boten Bogenschießen oder Axtwerfen an. Meine älteste Enkelin, Catalina ist auch für alles zu haben und versuchte sich als Bogenschützin. Gar nicht so einfach, kann ich nur sagen, da ist Kraft gefragt.
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Dann haben wir auch mal ein Päuschen gemacht und setzten uns auf die urigen Holzstühle, die auf der Wiese neben dem Zelt standen.
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Wir erhielten auch eine kleine Kostprobe Drachenblut. Ein 7,5 % iges Gesöff, das nach Johannisbeere schmeckte.
Mein Sohn holte dann noch einen Becher Met (Honigwein). Schwiegertochter und ich durften auch mal nippen.
Irgendwie schmeckte er holzig mit einem Nachgeschmack von Honig. Nicht so mein Fall, dann lieber Drachenblut.
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Die Stühle waren nicht aus der Ritterzeit, sondern aus Afrika. Es waren Gebärstühle, das erzählte uns der Ritter.
Musik gab es dann auch noch. Um 15.00 Uhr kamen die Jagdhornbläser des Hegering und spielten einige Stücke u. a. "Freude schöner Götterfunken" und den " Jägermarsch". Aufgefallen ist mir, dass viele Frauen ins Horn geblasen haben.
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Den ganzen Tag über spielten und sangen die Mühlradsänger und sorgten für gute Stimmung.
Unser Mühlentag ging dann auch zu Ende. Wir hatten sehr viel Spass, haben viel erlebt, einiges Neues gelernt und fahren nun schnell nach Hause.
Am 03. Oktober ist bei uns im am Heimatmuseum Volksparkfest, dann ist die Mühle und das Heimatmuseum wieder mit einem Programm geöffnet.
Der Heimatverein braucht dringend Nachwuchs und auch Freunde, die mit ihrer Mitgliedschaft den Verein finanziell unterstützen.
Unsere Mühle und unsere Zeitzeugen aus der Vergangeheit müssen einfach erhalten bleiben für unsere Kinder und Kindeskinder.
anjeli
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