Es ist spät
Es ist spät. Eigentlich längst Zeit, in die Falle zu kriechen. Aber ich bin noch nicht reif dafür.
In drei Tagen kommen zwei meiner Töchter und eine Enkelin. Die Anderen können nicht kommen.
Ich habe Zeit ein wenig über die vergangenen achtzig Jahre zu sinnieren. Wenn ich darüber nachdenke, dann ist das ja garnicht so lang an Zeit. Ich erinnere mich an so viele Dinge da am Wege, die Bilder stehen wieder aus der Versenkung auf.
Da ruft in der Zeppelinstraße in Berlin ein großes Mädchen nach meiner Mutter: ich hatte mir doch in die Hosen gemacht. Peinlich für einen kleinen "großen" Jungen.
Da sitzen wir im Nachtzug nach Hannover. Die Gaslampe im Abteil war zugehängt. Im Dämmerlicht wickelt unsere Mutter meine Schwester - da gab's noch keine Pampers.
Da fährt der Vater mit Schwester auf dem Schlitten durch die verschneiten Straßen von Berlin. Bärbel weint fürchterlich, hat sie doch kalte Patschpfoten. Also war der Ausflug dann auch bald zuende.
Da draußen in Karlshagen auf Usedom sehe ich unseren Vater den Fischern beim Fischerboot zu Wasser bringen, barfuß hatte ich Vater vorher nicht gesehen. Und wie schmeckte da die Luft, wenn es durch den Kiefernwald auf der Insel ging. Und dann das Sitzen in dem Motorboot, sein Tuckern des Motors. Die riesigen Steine am Ufer.
Wir fahren mit Mutter zum Einkaufen in ein Kaufhaus. Mutter spendiert uns jedem Sahnebizet, doch wir mögen das nicht. Interessant der Fahrstuhlführer, wie er an dem goldenen Schalthebel die Tür schließt und öffnet und den Fahrstuhl auf und ab fahren läßt.
Wir fahren zu den Großeltern quer durch Berlin. Und so auch wieder zurück, es ist dunkel draußen. Die Lichter aus den überfahrenen Straßen, das Surren der S-Bahn-Motoren.
Wenn wir auch 1936 hinaus nach Eichwalde gezogen sind, da nicht mehr direkt mit der S-Bahn fahren konnten, ganz selten mal in die Stadt fuhren - mit dem Geräusch spielten wir, wenn wir im Bett lagen, schlafen sollten.
Und nun habe ich das Geräusch mindestens alle zehn Minuten hier, wo ich nun wohne, kann die sich - da kommt gerade wieder eine Bahn, gleich fährt die Gegenbahn weiter - ich wollte sagen, ich kann sie vom Fenster und Balkon beobachten, die Züge, kann das Surren der Motoren hören - ich will es hören: Musik für mich. Fünfundsechzig Jahre habe ich gebraucht, diese Laute wieder zu empfangen.
Bärbel hat ebenso die Sehnsucht, einmal wieder nach Berlin und mit der S-Bahn zu fahren.
Und nun kommt mein Töchting - ist ganz stolz, Berlin schon kennengelernt zu haben - sie versteht ihren Vater mit seinem dämlichen Berlin-Tick. Ich bin gespannt wie die andere Tochter mit der Enkelin Berlin aufnehmen.
Es ist spät.
In drei Tagen kommen zwei meiner Töchter und eine Enkelin. Die Anderen können nicht kommen.
Ich habe Zeit ein wenig über die vergangenen achtzig Jahre zu sinnieren. Wenn ich darüber nachdenke, dann ist das ja garnicht so lang an Zeit. Ich erinnere mich an so viele Dinge da am Wege, die Bilder stehen wieder aus der Versenkung auf.
Da ruft in der Zeppelinstraße in Berlin ein großes Mädchen nach meiner Mutter: ich hatte mir doch in die Hosen gemacht. Peinlich für einen kleinen "großen" Jungen.
Da sitzen wir im Nachtzug nach Hannover. Die Gaslampe im Abteil war zugehängt. Im Dämmerlicht wickelt unsere Mutter meine Schwester - da gab's noch keine Pampers.
Da fährt der Vater mit Schwester auf dem Schlitten durch die verschneiten Straßen von Berlin. Bärbel weint fürchterlich, hat sie doch kalte Patschpfoten. Also war der Ausflug dann auch bald zuende.
Da draußen in Karlshagen auf Usedom sehe ich unseren Vater den Fischern beim Fischerboot zu Wasser bringen, barfuß hatte ich Vater vorher nicht gesehen. Und wie schmeckte da die Luft, wenn es durch den Kiefernwald auf der Insel ging. Und dann das Sitzen in dem Motorboot, sein Tuckern des Motors. Die riesigen Steine am Ufer.
Wir fahren mit Mutter zum Einkaufen in ein Kaufhaus. Mutter spendiert uns jedem Sahnebizet, doch wir mögen das nicht. Interessant der Fahrstuhlführer, wie er an dem goldenen Schalthebel die Tür schließt und öffnet und den Fahrstuhl auf und ab fahren läßt.
Wir fahren zu den Großeltern quer durch Berlin. Und so auch wieder zurück, es ist dunkel draußen. Die Lichter aus den überfahrenen Straßen, das Surren der S-Bahn-Motoren.
Wenn wir auch 1936 hinaus nach Eichwalde gezogen sind, da nicht mehr direkt mit der S-Bahn fahren konnten, ganz selten mal in die Stadt fuhren - mit dem Geräusch spielten wir, wenn wir im Bett lagen, schlafen sollten.
Und nun habe ich das Geräusch mindestens alle zehn Minuten hier, wo ich nun wohne, kann die sich - da kommt gerade wieder eine Bahn, gleich fährt die Gegenbahn weiter - ich wollte sagen, ich kann sie vom Fenster und Balkon beobachten, die Züge, kann das Surren der Motoren hören - ich will es hören: Musik für mich. Fünfundsechzig Jahre habe ich gebraucht, diese Laute wieder zu empfangen.
Bärbel hat ebenso die Sehnsucht, einmal wieder nach Berlin und mit der S-Bahn zu fahren.
Und nun kommt mein Töchting - ist ganz stolz, Berlin schon kennengelernt zu haben - sie versteht ihren Vater mit seinem dämlichen Berlin-Tick. Ich bin gespannt wie die andere Tochter mit der Enkelin Berlin aufnehmen.
Es ist spät.
Kommentare (2)
Traute
Die Elektromotoren sind für mich auch nicht störend. Ich habe die Straßenbahn jahrelang gefahren und es war mir ein Vergnügen.Die Gleichstrommotoren konnten mit voller Kraft sofort anziehen, damals 2mal 40KW.Damit haben wir die ganze Stadt und ihre Berge geschafft.
Ich könnte mich rein setzen und sofort losfahren. Es ist wie das Radfahren, wenn man es einmal kann.
Später, als ich andere Arbeiten in unserer Firma machte habe ich oft an die Zeit zurück gedacht.
Viel Vergnügen mit Töchtern und Enkeln in der neuen Gemeinschaft!
Wünscht Traute
Ich könnte mich rein setzen und sofort losfahren. Es ist wie das Radfahren, wenn man es einmal kann.
Später, als ich andere Arbeiten in unserer Firma machte habe ich oft an die Zeit zurück gedacht.
Viel Vergnügen mit Töchtern und Enkeln in der neuen Gemeinschaft!
Wünscht Traute
So hat eben jeder seine Ansichten bei Wohn-Wohlgefühl.
Und die Erinnerungen an jenes und alles, die bleiben uns erhalten. Nach dem Austritt aus dem aktiven Berufsleben kommen zwangsläufig solche Gedanken auf. Alleine schon, daß man sich den Tag zeitmäßig anders einteilen kann und nicht muß. Ach früher-----
nichts ist damit. Heute fragt man sich, wie habe ich trotz Arbeit den Tag überhaupt geschafft. Na gut, das Alter mitgerechnet, man wird einfach langsamer. Aber dafür haben wir ja Zeit, die wir früher überhaupt nicht hatten. Aber schön ist es trotzdem, daß wir alles gemeistert haben.
Mit ganz lieben Grüßen und viel Spaß mit Töchting und Enkelin
dat Moni-Finchen