Erlebte Beobachtung gemeinsam mit unseren Kindern.
Erlebte Beobachtung gemeinsam mit unseren Kindern. .
Es war etwa im Jahre 1959 als unsere zwei, Jutta (4 Jahre) und Petra (3 Jahre ) im Garten hinter unserem Haus spielten. Damals war es noch ein Gemüsegarten mit Himbeersträucher und anderen kleinen Obststräuchern. Unser Garten war vom Nachbargarten mit einem Zaun getrennt.
In unserer Stadt, in der Altstadt, gab es und gibt es noch heute die „Biergasse“. Dort standen alte Häuser und eins war besonders alt, aber auch schön anzusehen. Es hatte eine Haustür, die wie eine Stalltür oben und unten zu öffnen war. Wenn der obere Teil auf war, konnte man sofort in die kleine Küche reinschauen. Oft kamen wir daran vorbei und blickten hinein. Alle Sachen hingen, wie man es früher hatte, an der Wand. Es war sehr schön anzusehen. Aber was war das ein Schreck für unsre kleinen Kinder, wenn die alte Frau die darin wohnte, an die Tür kam und sich über der unteren Hälfte der Tür anstützte um rauszuschauen.
Man kann es nicht richtig beschreiben, aber sie sah aus wie eine wirkliche Hexe. Eine lange Nase, der Rücken war krumm und buckelig…Sie trug nach alter Sitte immer einen schwarzen langen Rock. Es war „Königs Käthchen“ und sie war weit und breit als Original bekannt.
Dieses Käthchen hatte ihren kleinen Garten neben unserem. Wir sprachen immer freundlich mit ihr. Sie selbst konnten wir aber kaum verstehen, weil sie keine vollkommenen Sätze sprach.
Damals gab es bei uns noch keine Waschmaschine und montags war allgemein Waschtag. Ich war in der Waschküche und wusch die Wäsche mit der Hand. Die Waschküchentür blieb offen und unsere Kinder konnten mit Ruhe in ihrem Sandkasten in meiner Nähe spielen. Auf einmal hörte ich, wie Jutta rief: „Mutti, die Hexe ist da!“ Und, husch, waren beide Mädchen in den Himbeersträuchern verschwunden. Sie suchten dort Schutz um sich vor den Augen der „Hexe“ zu verstecken und sie dort aus dem Verborgenen zu beobachten. Ich stand an der Kellertür und sah auch über den Zaun. Königs Käthchen konnte uns drei nicht sehen.
Nachdem sie ein wenig im Garten gearbeitet hatte, machte sie die Beine auseinander und wir hörten alle drei ein Wasser rauschen. O Gott, die Kinder begannen zulachen, duckten sich noch tiefer in die Himbeerhecke um nicht doch noch gesehen zu werden. Ich ging leise lachend in meine Waschküche zurück. Käthchen lief am Zaun rauf und runter, konnte aber niemand sehen…Unsere Kinder waren so schlau und blieben in ihrem Versteck, bis sie ihrer Arbeit wieder nachging. Dann kamen sie zu mir gelaufen und blieben eine lange Zeit bei mir im Keller.
Als erstes fragten sie: „Mutti, wo kam das Wasser her? Warum hat das Käthchen die Beine so breit gemacht? Warum hat sie den weiten Rock angehoben?“
Ich erklärte ihnen, dass ältere Frauen eine Hose anhatten die in der Mitte nicht geschlossen war, sondern einen Schlitz hatte. Den konnte man auseinander ziehen wenn man auf dem Feld arbeitete und sein Bächlein machen musste. Alle Bauersfrauen die aufs Feld fuhren trügen solche Hosen. Ich erklärte ihnen dann noch weiter: „Denkt mal, wie soll das sonst auf dem Feld gehen? Da gibt es doch keinen Baum oder Strauch hinter den man sich setzen und Schutz vor fremden Augen bekommen kann. Nur Fuhrwerke mit Kühen oder Pferden.“ Unsere zwei Kleinen verstanden das sehr gut.
Wenn nun das Käthchen am anderen Tag wieder in ihrem Garten war, schenkten sie ihr keinen Blick mehr und beobachteten sie auch nicht mehr. Sogar ihre Angst hatten sie verloren.
Nie hat das Käthchen die Kinder oder uns darauf angesprochen, denn sie hatte ja niemand gesehen – nur gehört.
Das war für die Kinder ein Erlebnis besonderer Art.
Ruth Frink
Kommentare (2)
Kommentar bearbeiten
Auch diese Frau trug keine Unterwäsche im herkömmlichen Sinn. Ihre Tochter schenkte ihr deshalb zu Weihnachten ein paar warmer, langer Unterhosen, die die Mutter auf ihren Wegen über Land anziehen sollte, denn die Winter waren kalt. Sie hatte sich über das Geschenk der Tochter gefreut und zog die Hose an. Als sie zurück kam, gab sie das Kleidungsstück mit den Worten:
"Damit kann man doch nicht ausschreiten!" ganz empört zurück und rührte sie bis zu ihrem Tode auch nicht wieder an.
Mit dieser Geschichte kann ich Deine Erfahrungen ergänzend bestätigen, liebe Sternfee.
Kommentar bearbeiten