Ente Lilly und die Zuckertüte


„Lilly, Lilly, wo steckst Du nur wieder!“
ruft verzweifelt Entenmutti Susi.
Nichts, es ist ganz still im Entenstall. Aufgeregt und schnatternd watschelt sie herum.
„Nack, Nack, dieses Kind ist immer weg.“
Ärgerlich verlässt Susi den Stall und sucht draußen weiter.
Jetzt raschelt es ganz leise in der hintersten Ecke.
Lilly ist doch hier, aber warum hat sie sich nicht gemeldet, sondern versteckt? Verheult sitzt sie da und kann sich nicht beruhigen.
„Alles ist sooo doof und ungerecht, ich verstehe die Welt nicht mehr“, schluchzt sie immer wieder.
Was ist passiert, vielleicht können wir der kleinen Ente helfen.

Eigentlich ist der heutige Tag genauso ein Sommertag wie immer
im Sommer. Die Sonne kitzelt die Entenküken auf der Nase.
Nach dem Frühstück watscheln alle zum Badesee und dann wieder zurück zum Bauernhof.
Aber was ist das, was ist das für ein Betrieb, was wollen die ganzen Leute hier, suchen die etwa schon einen Entenbraten für Weihnachten, denkt Lilly ängstlich?
Gott sei Dank ist es nicht so, denn keiner achtet auf die Enten.
Neugierig setzt sich Lilly nun in eine stille Ecke vom Bauernhof und guckt was passiert.
‚Einen Lärm machen die, das ist ja schlimmer als unserGeschnatter.’ Leider versteht Lilly kein Wort.
Sie watschelt vertrauensvoll zu Bello dem Hofhund.
„ Nack, nack, Bello, kannst du mir sagen, was die Leute hier alle wollen? Dahinten lacht sogar jemand, aber ich finde das alles überhaupt nicht lustig.“ Dabei schüttelt sie immer wieder ihren Kopf.
„Ach Lilly, Jonas und Lisa kommen heute in die Schule.“
antwortet Bello. Lilly weiß,Lisa und Jonas sind die Kinder des Bauern.
„Hm, nack nack und was ist das, Schule und was haben die beiden da im Arm?“ will Lilly nun wissen.
„Na dann mach es dir mal hier in meinem Wassernapf gemütlich, dann erzähle ich dir alles“, sagt Bello.
„Also, Menschen müssen in die Schule gehen, damit sie schlau werden. Sie lernen beispielsweise, warum du schwimmen kannst wenn du auf die Welt kommst und was dir, liebe Lilly, alles schmeckt.
Doch auch lesen und schreiben lernen sie. Damit sie nicht so traurig sind, wenn es nicht gleich gelingt, bekommen sie eine Zuckertüte.
Da sind Bonbons, Schokolade und kleine Spielsachen drin“, sagt ello
„Aha, aber um zu wissen was mir schmeckt und warum ich gleich schwimmen kann, müssen Jonas und Lisa doch nicht in die Schule gehen. Sie können mich doch fragen und ich erkläre ihnen alles“, schnattert Lilly aufgeregt.
„Ach Lilly“ sagt Bello tröstend. „Meinst du die Menschen verstehen dich und dein Geschnatter?“
„Nein, leider nicht“, stellt sie traurig fest.
„Laß die Menschen unter sich bleiben, das ist schon gut so“,
erklärt Bello.
„Nack, nack, aber ich will auch eine Zuckertüte und dann in eine Schule gehen“,sagt sie wütend und stampft mit ihren kleinen Watschelbeinen auf den Boden.
„Ich such’ jetzt meine Mutti und die soll mir sagen, warum Enten
keine Zuckertüte bekommen und es keine Entenschule gibt und
ohne nach rechts und links zu sehen geht sie los.
„ Ach, sieh mal, die kleine Ente ist aber niedlich“, wird sie von den Gästen bewundert.
‚Blödsinn, ich bin nicht niedlich, ich bin sauer und suche meine Mutti. Ach,da hinten,steht sie bei Emma unserer netten Kuh’.
Die Beiden schnattern und muhen und sehen mich gar nicht,denkt Lilly ärgerlich.Sie freuen sich über den Trubel.
Endlich entdecken sie die kleine Ente winken ihr zu.
„Na, Lilly,was ist denn mit dir los,du siehst so traurig aus?“
fragt Susi besorgt.Unter dicken Tränen erzählt Lilly ihren Kummer.
Da passiert was ganz Schlimmes für Lilly.Ihre Mutti lacht und sagt:
„Kind,was soll das,jeder ist das was er ist und du bist nun mal eine Ente. Du brauchst keine Zuckertüte und keine Schule.Ich zeige dir, was du für dein Leben brauchst.“
Das kann nicht sein,ihre eigenen Mutti lacht sie aus.
Beleidigt dreht sie sich um und rennt so schnell sie kann in den Entenstall. Unter einem großen Heuhaufen versteckt sie sich und will niemanden sehen. Susi hat Lilly wegen der Zuckertüte und der Entenschule ausgelacht.
„Nack, nack, nack, Lilly, ich hab’s doch nicht so gemeint.Ich erkläre dir, warum bei uns alles anders ist.“ Doch die kleine Ente will nicht reden und nichts verstehen. Nach einiger Zeit öffnet sich die Stalltür und in der Mitte vom Stall steht Gustav das Ferkel.
‚Mano, was will der denn hier’ denkt Lilly.
Schnell entdeckt er das Entenkind: „Na Lilly, was machst du denn hier, bist du auch vor den vielen Menschen geflüchtet?“
Sie schüttelt den Kopf und sagt: „Ich will eine Zuckertüte und ich will in die Schule gehen und wehe du lachst jetzt.“
Gustav bleibt ernst: „Lilly, Enten gehen nicht in die Schule. Sie können nicht still sitzen und ihren Schnabel halten. Außerdem haben sie keinen Finger und können sich nicht melden wenn sie was wissen.“
„Ach so, das verstehe ich,aber eine Zuckertüte würde mir trotzdem gefallen.“ entgegnet Lilly ärgerlich.
Nun setzt sich Gustav zu dem Entenkind und grunzt ihr ins Ohr:
„Paß mal auf,denn ich hatte mal das gleiche Problem und wollte auch eine Zuckertüte. Meine Mutti hat mir alles erklärt.“
„In einer Zuckertüte“, beginnt Gustav nun, „ sind süße Bonbons und viel Schokolade drin. Davon werden alle Tiere krank, nicht nur Enten.
Aber bei denen ist es besonders schlimm, denn da kann ein süßes Bonbon den Schnabel verkleben und sie kann nicht mehr schnattern.“ sagt Gustav.
Ja,das wäre wirklich schlimm, stellt Lilly fest und schlüpft unter das große Schweineohr.
„Aber ich habe noch eine Idee,ich glaube,wir gehen mal auf die Suche nach Kuchenkrümeln,das kann doch nicht schlimm sein oder? Die schmeißen wir in Bellos Wassernapf und dann haben wir süßen Brei.“
Mit großem Eifer starten sie diese Aktion.

Viel Freude bei dieser Entengeschichte
Wünscht Euch velo79




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Kommentare (6)

omasigi aus dem Vorlese - und Erzähl - Alter hinaus sind,
liest ihre Oma solche Geschichten immer noch gern.

Heißt es nicht: Werdet wie die Kinder ?

Ich glaube da bin ich jetzt angekommen.

Dir ein schönes Wochenende
omasigi
velo79 Liebe Uschi,

danke für den netten Kommentar und schön, dass sich
auch der kleine Max über die Geschichte gefreut hat.

Weiterhin eine schöne Zeit mit
deinem Enkelkind
Liebe Grüße Hanni
ehemaliges Mitglied Dann bist Du ja schon sehr gut vorbereitet mit soooo vielen Kindergeschichten, die Du verfasst hast!!

Max hat bei Schäferhund Utz gleich lernen müssen, dass der an Max' Schokolade nicht naschen durfte, weil er sonst krank würde!! Und dass das für alle Tiere gilt, weiß er inzwischen auch.

Herzlichen Dank für Deine wieder liebevoll ausgeschmückte Kindergeschichte von

Uschi
velo79 Liebe Ruth,
ich freue mich, das ich dir ein wenig Abwechslung bereiten konnte mit meiner "kessen" kleinen Lilly.
Ja, das ist schade, die Sache mit den Enkelkindern.
Ich habe auch lange warten müssen, aber ab Ende Oktober
werde ich dann eine Omi sein. Hört sich alles noch
sehr komisch an.

Liebe Grüße schickt dir deine Hanni
Komet eigentlich ist es schade, dass ich keine Enkelkinder habe, aber auch ich selbst habe Deine nette Geschichte gern gelesen. Ja ja die kleine Lilli.
Das war wieder eine gekonnte Fortsetzung.

Mit lieben Grüßen von Deiner Ruth
Maxi41 Deine Geschichte hab ich mit viel Freude gelesen. Du hast wie immer alles sehr schön in Worte gefaßt und im Verborgenen auch den Zeigefinger gehoben. Super! Meiner kleinen Enkelin werde ich die Geschichte vorlesen.
Vielen Dank sagt Bärbel

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