Ein Fleischer - Krimi


Die Venusfalle

Erwin Wurstkötter, der rundliche Fleischer aus Amerika in Sachsen,
ist eigentlich beliebt, aber er hat auch seine Eigenarten. Obwohl er sein Geschäft nie pünktlich öffnet, aber bereits vor der Zeit schließt, hat er auch seine Freunde. So hat Frau Eikötter eine sehr treue Kundin, ihm kürzlich eine fleischfressende Pflanze geschenkt, als Dankeschön für den Partyservice zum Geburtstag von ihrem Mann Alfons.
Gelacht hat sie dabei, als sie ihm die Venusfalle überreicht hat.
Bei einem Fleischer ist eine fleischfressende Pflanze genau richtig.
Sie wird gnadenlos alle Fliegen verschlucken und dein Laden ist dann
für immer von diesen Biestern befreit. Glücklich und zufrieden stellt
er dieses Prunkstück auf die Ladentheke.
Beim Frühstück im Aufenthaltsraum fällt sein Blick immer wieder
zu dieser außergewöhnlichen Fliegenfalle. Er träumt sogar von einer
Urkunde durch den Bürgermeister, weil seine Fleischerei fliegenfrei ist, als einzige in der Region. Schnell wird er allerdings aus diesem
Traum gerissen, denn im Laden wird ungeduldig gerufen: „ Hey Wurstkötter, gib mir die Blutwurst dort hinten. Der Mann im Laden
hat sich einen Damenstrumpf über den Kopf gezogen und seine
Stimme verstellt: „Wenn ich die Wurst nicht bekomme geschieht was Fürchterliches!“
Erwin denkt an einen Spaß und bietet dem Eindringling sogar
Kaffee an. Die tiefe Stimme der Maskengestalt klingt jetzt noch
ärgerlicher und sehr ungeduldig: „ Sag mal, bist du taub, ich will die Blutwurst dort hinten, oder willst du wirklich, daß hier was Fürchterliches passiert?“ Allerdings verrät er nicht, was passieren soll. Muß er auch nicht, denn dem Fleischer Wurstkötter schlackern bereits sämtliche Körperteile. Er begreift, die Sache ist bitterernst und er spinnt keinesfalls und im Kaffee war auch nichts, was ihn verwirrt.
Langsam holt er sein großes Messer und schneidet die Wurst vom Haken. Jetzt ergreift er seine Chance und hält dem Angreifer gemeinsam mit der Wurst auch das Messer unter die Nase. Dabei versucht er ihm in die Augen zu schauen. Der Täter wird nun unruhig
will schnell die Wurst nehmen und dann verschwinden. Doch da ereignet sich was Ungeheuerliches, Fleischer Wurstkötter erwischt mit dem Messer die Fingerkuppe vom Täter.
Diese fliegt irgendwie in den Trichter der fleischfressenden Venusfalle. Die Falle schnappt zu, und der Täter fällt um, genau vor die Ladentheke.
Alles ist so schnell passiert, das Erwin Wurstkötter gar nicht richtig folgen kann. Völlig verdattert blickt er auf das Opfer, das mit dem blutigen Finger vor der Theke liegt.
In diesem Moment betritt Mathilde Wurstkötter den Laden, erschrocken und völlig bleich im Gesicht bleibt sie stehen: „Erwin, was ist denn hier los, warum liegt dieser Mann mit dem Strumpf über dem Kopf dort? Warum blutet er, was hast du mit dem Messer und dem Mann gemacht?“ So viele Fragen stürmen jetzt auf Erwin ein.
„Keine Ahnung, alles ging so schnell, er wollte Blutwurst und da
ist alles passiert.“ Mehr kann er nicht sagen.
Nach dem die Beiden wieder denken können beugen sie sich zu dem
Mann, der noch immer mit seiner Strumpfmaske vor der Fleischertheke liegt. Sie nehmen allen Mut zusammen und entfernen
den Strumpf. Was sie da sehen ist unmöglich, denn da liegt der Bauer
Gustav Wiesenkötter. Vorsichtig wecken sie Gustav, der langsam und wie benebelt zu sich kommt. „Waaas ist?“ Dann fällt der Blick auf seinen Finger, der inzwischen nicht mehr so stark blutet.
„Wo ist meine Fingerkuppe?“ ruft er immer wieder. „Beruhige dich, die ist in hohem Bogen in die Venusfalle, meine fleischfressende Pflanze, die mir Frau Eikötter mal geschenkt hat, reingefallen.
Komm’ wir holen sie wieder raus.
In diesem Moment beginnt die Pflanze zu schaukeln, rülpst und steht
wieder still. Was war denn das, gibt es so was überhaupt?
Jeder blickt in den Pflanzentrichter, aber es ist nichts zu sehen. Das ist nicht möglich, alles hat sich aufgelöst. Mit zuckenden Schultern stehen alle ratlos da. „Aber warum bist du überhaupt mit dieser albernen Verkleidung in meinen Laden gekommen?“ fragt Erwin Wurstkötter.
„Ich habe dir doch ein Schwein von meinem Hof zum Schlachten gegeben, mein Lieblingsschwein, und davon wollte ich eben eine Blutwurst haben bevor du alles an andere verkauft hast. So einfach ist das. Na ja und da ist aus dem blöden Spaß ein Wiesenkötter ohne
Fingerkuppe geworden, schließlich hast du ja nur die Blutwurst vor
dem schrecklichen Räuber verteidigt“ sagt Gustav.
„Wir können uns den guten Happen aber auch teilen und alles ist vergessen.“ sagt versöhnend Mathilde Wurstkötter.

Viel Freude beim Lesen
und Guten Appetit
wünscht Euch velo79






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Kommentare (7)

Regenwurm Du hast Dir eine wunderschöne Krimikomödie ausgedacht
herrlich zum Schmunzeln und Entspannen.
Suuuuuuper
Ich freue mich schon auf Deine nächste Geschichte.

Gruß Gaby
ehemaliges Mitglied Ich gratuliere dir zu deinem Krimi!
Meine Antwort auf deine Frage: Alles ist möglich!!!
Aber nicht nur deine fleischfressende Pflanze kann beißen, sondern mein Apfel auch!
Liebe Grüße Susi

ein schönes Bild(Zsuzsannaliliom)
finchen nun hast Du mir endgültig die Lust auf Blutwurst verdorben.
Dabei hatte ich schon in meiner Kindheit ein "Trauma", wenn ich zum Fleischer gehen mußte, der an der rechten Hand nur noch den Daumen hatte. Es ging die "Sage" um, daß die anderen im Hackfleisch verarbeitet worden sind.
Doch eines Tages faßte ich Mut und fragte ihn nach den fehlenden Fingern: nee,nee, die sind mir im Krieg weggeschossen worden. Mir hat es eine gewisse Beruhigung gegeben und außerdem, was weg ist, ist weg und kann nicht mehr in die Wurst reinkommen.
Also, weiterhin guten Appetit.
mit blutigen Grüßen
Dein Moni-Finchen
velo79 Ein ganz liebes Dankescön für Eure Beiträge.
gefallen hat mir das Foto von der fleischfressenden
Pflanze. Aber auch das Blutwurstrezept sieht
lecker aus. Na und ich denke mal, dafür lohnt es
sich schon zu "kämpfen". Grins, Grins!
Und nochmal ein herzliches Dankeschön.
Liebe Grüße
velo79/Hanni
KarinIlona ... nein, liebe Hanni, ich esse keine Blutwurst wieder!!!
Lieben Gruß von
Karin
Komet was hast du dir diesmal wieder für eine Geschichte ausgedacht. Lach.....
Du hast aber auch immer wieder lustige Einfälle.
Übrigens mögen die fleischfressenden Pflanzen am Liebsten kleine Fliegen (meine wenigstens). Vielleicht sind sie zarter?!

Es grüßt dich eine fleischfressende Pflanze aus dem Palmengarten von Frankfurt.


ladybird Hier ging es also um die Wurst....ich habe schon meinen Franz in Verdacht, daß er als Wiesenkötter verkleidet, die Blutwurst für sein Leibgericht holen wollte

das ist "Himmel und Äad", (Himmel und Erde) ein typisches
rheinisches Gericht!!
Aber seine Fingerkuppen sind noch alle dran, außerdem hätte ich ihm auch ein Alibi verschafft!!
Die fleischfressende Pflanze konnte ich einmal beobachten, wie eine Fliege "gefressen " wurde, ich hätte es sonst nicht geglaubt!!!
Es grüßt eine lachende ladybird

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