Der kleine Spatz Tschilpie und seine Pfütz


Nun sind schon zweimal 100 Tage vergangen, da ich diese Geschichte an einem warmen Oktobernachmittag des Jahres 2009 selbst erleben durfte.
Auf dem angrenzenden Parkplatz war nach einem großen Regenguß das warme Wasser in einer breiten Pfütze zusammen gelaufen.
Kaum guckte die Sonne aus den Wolken hervor, da flatterte Tschilpie, der kleine Spatz aus der Straßenhecke, wo sich das Nest seiner Eltern befand, auf den Parkplatz.
Fröhlich hüpfte Tschilpie erst mal rund um die Pfütz, dann, mit einem mutigen Flattersprung, mitten rein ins Wasser.
"Das ist meine Pfütz, da bleibe ich", klang es ganz schrill aus seinem kleinen Schnabel.
Alle Vögel ringsum hörten ihn.
Keiner widersprach.
Warum auch?
Tschilpie plantschte eifrig hin und her. Von Flügel und Federkleid tropfte das Regenwasser nur so, daß es eine reine Freude war, dem kleinen Spatz zu zuschauen.
Tschilpie war glücklich und zufrieden, so, wie eben ein Spatzenkind glücklich sein kann.
Da hörte er ein näher kommendes Geflatter. Tschilpie schaute nach oben und sah einen Schwarm Vögel.
Sie kamen näher und landeten direkt vor seiner Pfütz.
Mehr als zwei mal ein Dutzend Vogelaugen schauten ihm, den kleinen Spatz Tschilpie aufmerksam an.
Sie waren alle größer als seine beiden Eltern zusammen. Aber Tschilpie zeigte keine Angst.
"Guten Tag, kleiner Spatz", sprach ihm einer der großen Vögel an.
"Gestattest Du, daß wir uns hier in diesem Wasser erfrischen? Wir haben schon eine weite Reise hinter uns. Bitte, erlaube es uns".
Alle fremden Vögel nickten zu den Worten ihres Anführers und schauten Tschilpie erwartungsvoll an.
Tschilpie staunte und war tief gerührt über soviel Freundlichkeit und gegenseitige Achtung. Mußte er doch immer wegflattern, wenn Amsel und Star kamen.
Alle fremden Vögel standen am Rande der Pfütz und warteten auf die Antwort von Tschilpie.
Tschilpie nahm seinen ganzen Mut zusammen.
"Aber sicher, seid alle Willkommen in meiner Pfütz und erfrischt Euch."
Na, das brauchte Tschilpie den Fremden nicht zweimal zwitschern!
Im nu begann ein Geplätscher, ein Flügelschlagen im Wasser so toll, daß Tschilpie selbst in ganz kurzer Zeit pitschenaß wurde. Aber, das störte ihm nicht, nein.
Nun hüpften Tschilpie mit seinen Gästen gemeinsam durch seine Pfütz, immer hin und her.
War das ein Wasserplanschen und mitten drin Tschilpie, so lustig hab ich den kleinen Kerl noch nie gesehen.
"Das ist meine Pfütz, ich schenk sie Euch, meine fremden Freunde",
rief ganz laut Tschilpie der kleine Spatz und sein Herzchen wollte vor Glück fast zerspringen.
Und da wurde gebadet, getaucht, seitlich geplantscht und wieder hoch, jetzt ganz tief ins Wasser, nur die Flügel noch draußen, daß es nur so spritzte. Jetzt schnell das Köpfchen rein in die Pfütz, damit auch alle Plagegeister abgewaschen wurden.
Na, herrschte da eine Stimmung! Da spritzte das Wasser nur so durch die Gegend. Und dazu noch die laute, lustige Unterhaltung!
So spielten sie gemeinsam noch fast eine halbe Stunde.
Dann nahte der Abschied.
"Hab Dank kleiner Spatz Tschilpie, hab Dank! Es ist uns eine große Ehre, Dich als einen guten Freund zu nennen". Der große fremde Vogel streichelte als Erster seinem neuen Freund Tschilpie mit dem rechten Flügel sanft über den nassen Kopf.
"Wir müssen weiter lieber Freund, unser Weg ist noch weit".
Alle fremden Vögel sagten nach einander dem kleinen Spatz Tschilpie "lebewohl", "hab' Dank".
Auch sie streichelten den kleinen Spatz Tschilpie wie liebevoll mit ihren Flügeln über sein nasses Köpfchen.
Und Tschilpie, der weinte fast vor Freude, über so viel Freundschaft, die er so noch nie erfahren hatte.
Sie verabschiedeten sich auch von mir, dem Neugierigen am Gartenzaun.
" Guten Flug und kommt heil wieder", rief ich ihnen zu.
Ob sie meinen Wunsch vernommen haben?
Vielleicht....
Und noch eine Runde drehten sie über dem Parkplatz mit der Pfütz von Tschilpie. Laut riefen sie ihren letzten Gruß herunter.
Dann war der Abschied da....sie flogen weiter... immer weiter...


Auf dem Fotos:
Der kleine Spatz Tschilpie aus der Straßenhecke (im Vordergrund) und ein Teil seine neuen großen Freunde, die Wacholderdrosseln, beim fröhlichen Baden in seiner Pfütz.
Foto unten:
...und da wurde gepruscht, Köpfchen ins Wasser, mit den Flügeln dazu geschlagen daß es nur so spritzte..






Anzeige

Kommentare (1)

indeed habe ich sehr gerne gelesen und das Foto dazu passt so wunderbar dazu. Danke dir für diesen gelungenen Beitrag, der uns auch hintergründig mitteilt, nicht soviel Angst vor Großem oder Unbekannten haben zu müssen.
LG
indeed

Anzeige