Der Putenschnitzeldieb


Dieser 9. Oktober bescherte mir ein echtes Abenteuer und das kam so:
Nach dem Einkauf auf der Grünen Wiese bei Groß Machnow parkte ich gewissenhaft mein Wägelchen auf dem bezahlten Stellplatz ein, öffnete die Heckklappe und verstaute die Waren in den grünen Einkaufsbeutel. Brause und Selter verbleiben noch im Auto.
Wie immer, schließe ich die Hecktür und bemühe mich zur Fahrertür, um den Wagen abzuschließen.
Das geschieht auch.
Als ich mich jedoch wieder zum Wagenende begebe, steht der Hund vom Nachbar an meiner grünen Tasche und guckt mich aufmerksam an.
Ich ihn auch.
Da bemerke ich plötzlich die gekauften Putenschnitzel in seiner Schnauze. Beide sind wir sprachlos. Er, weil er doch das aus der Tasche geklaute Putenschnitzelpaket festhalten will, ich, weil mir einfach die Worte fehlen.
Schließlich finde ich meine Sprache wieder und beginne ihn auszuschimpfen:
"Hund, sei nicht so frech,leg die Schnitzel wieder hin", sage ich betont energisch.
Der so Ausgescholtene denkt nicht daran, meiner drohenden Aufforderung nach zu kommen. Er rührt sich nicht von der Stelle.
Immer noch guckt der Hund mich, den rechtmäßigen Putenschnitzelbesitzer, sehr aufmerksam an, als ob er Kampfbereitschaft zeigen wolle.
Langsam, sehr langsam sträubt sich dabei sein Fell im Genick, weil er mich als Alteigentümer des Streitobjektes Putenschnitzel erkennt.
Auch mein Kopfschmuck nimmt entsprechende Position ein. Doch scheinbar ohne den gebührenden Eindruck oder Respekt bei meinem vierbeinigen Widersacher zu schinden. Noch einmal bemühe ich mich friedlich und kooperierend zu sein.
"Hund", sage ich, "du bist ein Dieb! Du beklaust einen guten Nachbarn! Du möchtest doch gewiss nicht, dass ich wütend werde, also, gib die Putenschnitzel her!"
Dabei drehe ich mich ruckhaft zur Seite, als ob ein gefährlicher Flankenamgriff meinerseit bevor steht.
Der Schnitzeldieb versteht, läßt das Paket aus seinem Maul fallen und weicht drei Pfoten weit zurück.
"Na endlich", bemerke ich und will das Streitobjekt Putenschnitzel an mich nehmen.
Denkste!
Erneut schnappt der Beutejäger danach. Keinen Zentimeter weicht er von den wieder gewonnenen Boden zurück.
Was tun, ihn verhauen?
Eine sehr waghalsige Angelegenheit, stelle ich fest. Außerdem traue ich mich nicht so richtig, denn Hunde beißen für gewöhnlich immer mit ihren echten Zähnen und es könnte ja auch ein verkappter, bluthungriger Kampfhund sein.
So eine Auseinandersetzung endet immer grausam und mit verstümmelten Gliedmaßen, das hab ich im Fernsehen gesehen. Dabei könnte ich eine Hand oder ein Bein und was noch schlimmer ist, beides zusammen verlieren!
Was dann?
Soll ich ihm die Beute überlassen, friedlich meines Weges gehen?
Reden, reden, quälen meine Gedanken hervor.
"Komm, sei ein braves Hündchen, sicher wartet schon das Futter zu Hause auf dich. Trolle von dannen, wenn du gut erzogen bist!"
Ist es nun Mitleid oder Verständnis für meine außerordentlich verfahrene Situation, der freche Putenschnitzelräuber entpuppt sich plötzlich als ein zivilisierter Bestandteil der Kottmeierstraße, legt seine hart erkämpfte Beute vorsichtig vor sich auf den Boden, damit ja nichts schmuddelig wird, trollt rücklings davon. Mir widmet er einen letzten, abschätzenden Blick und verschwindet aufrechtem Hauptes mit wedelndem Schwanz in der 64.
Um eine Hundeerfahrung reicher tragen mich meine noch schwachen Beine dem Zuhause zu.
Stunden später, bewaffnet mit einem Hundeleckerle, besuchte ich meinen guten Nachbar und seinen netten Hund. Mit einem starken Bohnenkaffee haben wir dann plaudernd auf das Wohl seines Hundes und seiner Erziehung getrunken.

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Kommentare (3)

Dnanidref um fröhlich und entspannt die Nachtruhe anzutreten, in der Hoffnung, dass noch viele solcher fröhlichen und gut ausgehenden Geschichten das Forum bereichern - danke "debi" und danke "olebienkopp",

sagt nett grüßend,
Ferdinand
debi und diese Putenschnitzel-Geschichte hat mich an ein Erlebnis erinnert, welches ich hier gerne anfügen möchte. Es ging zwar nicht um einen Hund und es ging auch ein wenig anders aus, aber es hat uns jahrelang einen Grund zu herzlichem Lachen beschert .
Vom Einkauf beim Bäcker zurück, legte ich einst ein Kuchentablett vor der Haustüre auf die Bodenmatte, um nochmals den Weg zum Gartentor hochzugehen. Das war jedoch keine so gute Idee (hab ich auch niemals wieder getan). Zurück zur Türe gekommen, schloss ich diese auf und trug erstmal die schwere Tasche in die Küche. Danach wollte ich den leckeren Zwetschgenkuchen vor der Haustüre abholen. Nanu, wieso war denn dieses Paket plötzlich so unförmig und knitterig? Welchen Schreck ich bekam, als ich das Tablett hochnehmen wollte, das kann man sich sicher vorstellen. Es bewegte sich nämlich. Ich lüftete eine Ecke der Verpackung, die dort schon ein wenig hochstand und sah ein dunkles, stacheliges Etwas mitten auf den Kuchenstücken sitzen.
So gab es an diesem Abend bei Familie Igel ein Festmahl - und ich hoffte damals nur, dass diese Schlemmerei den Kerlchen nicht schaden würde.
Mit einem Lächeln grüße ich auch jetzt,
debi
kleiber Habe deinen Bericht mit viel Spaß gelesen.
Ich bin immer Hundebesitzer...und kenne mich darum im Wesen dieser Vierbeiner gut aus.

Das war ja wohl ein kleiner Machtkampf zwischen euch beiden.
Herlich ich hätte gern zu geschaut.

Schicke liebe Grüsse ...Margit

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