Hamburg und Umgebung
BallinStadt - das Auswanderer-Museum in Veddel
Wer zum Auswanderermuseum in die BallinStadt möchte, kann mit dem Auto anreisen, dem Rad oder auch mit dem HVV bis zum S-Bahnhof Veddel. Ein Rundgang lohnt sich auch unter dem Gesichtspunkt der gegenwärtigen Flüchtlings- und Asyldebatte; kann man doch durch dieses Museum einen kleinen Einblick gewinnen, was Menschen so auf sich nehmen wollen oder müssen, wenn sie in der Heimat nicht mehr leben können.
Auswanderermuseum BallinStadt
Auf dem Gelände der „BallinStadt“ stehen drei rekonstruierte Original-Auswandererhallen, in denen die Ausstellung untergebracht ist.
Insgesamt sind dort über 1500 Exponate aus der Zeit zwischen 1850 und 1934 zu sehen, „die das Leben der Auswanderer begleitet haben“, wie es im Flyer der Ballinstadt heißt.
Zuerst geht es ins Gebäude 2, in welchem darüber informiert wird, aus welchen Ländern die Auswanderer kamen, welchen Weg sie auf sich genommen hatten und vor allem auch warum.
Beeindruckend gleich am Eingang die Plakate, die Werbung der Schiffslinien, für eine Fahrt nach „Übersee“
und die Gepäckstücke, mit denen damals die Menschen reisten und in denen bei vielen von ihnen die Habseligkeiten verstaut waren, die sie noch übrig hatten und die mitgenommen werden sollten, nachdem sie zuvor zu Hause alles verkauft hatten was sie besaßen, sofern sie überhaupt etwas zum verkaufen hatten, um die Überfahrt zu bezahlen.
Interessant auch, die damalige Mode zu sehen, die uns sicher teilweise sehr bekannt vorkommt – Mode wiederholt sich, sagt man ja, oder…
Beeindruckt war ich davon, dass es eine Grenze gab die überschritten werden musste, wenn man in die Auswandererstadt gelangen wollte.
Deutlich wurde darauf hingewiesen, dass die Auswanderer natürlich einen Reisepass haben mussten, ein Ticket für die Schiffspassage und selbstverständlich Bargeld, und dass sie, neben der Tatsache, dass sie sich duschen müssen, auch ärztlich untersucht würden und das Gepäck desinfiziert. Und ich fragte mich, was die Flüchtlinge auf sich nehmen müssen, die heute über das Meer gehen, um in kleinen Booten an der Grenze Europas anzukommen.
Was ich nicht so schön fand, was aber menschlich ist, und auch heute noch immer wieder erlebt werden wird, wie ich vermute – auch unter Auswanderern gibt es Neid und Missgunst, selbst dann, wenn sie denen, die sie einladen nachzukommen, dass symbolische Versprechen gegeben haben, ihnen die Hand zu reichen.
Auf der kleinen (hier deutlich vergrößerten) Karte sind die beiden Kontinente zu sehen und die auf der amerikanischen Seite stehenden (meist deutschstämmige) Juden, die ihren Glaubensbrüdern aus Russland die Hand zum Sprung über den Atlantik reichen, wie es auf der Tafel „Das Versprechen“ heißt. Dass sie jedoch nicht immer mit offenen Armen empfangen wurden wird aus einer im Wortlaut zitierten Passage eines Artikels der Zeitschrift „The World’s World“ deutlich, in dem es heißt: „Aus Angst, dass die Einwanderung ihr Sozialprestige verletzen würde, versuchten die deutschen Juden bei den uniformierten Amerikanern den Eindruck zu erwecken, dass der russische Jude auf einer niedrigeren Stufe stehe.“
Ich hätte niemals vermutet, dass innerhalb von ca. 40 Jahren (von 1880 bis 1920) über zwei Millionen allein nur jüdische Flüchtlinge den New Yorker Hafen erreichten.
Über diese und andere Hintergründe wird während der gesamten Ausstellung sehr beeindruckend informiert,
es wird berichtet über den Gründer der Ballinstadt, Albert Ballin, sein Leben und Wirken,
von der Größe und der Aufteilung der Auswanderer-Schiffe, die meines Erachtens für die damalige Zeit sehr beeindruckend ist
man kann einen Blick auf Passagierlisten werfen
und erhält Informationen über die damalige Situation der Reisenden in den unterschiedlichen Klassen unter Deck.
Interessant sind auch die Statistiken und Informationen über die Zahl der Auswanderer, die Länder und die Gründe, die die Auswanderer aufnahmen, ja sogar manchmal auch um sie warben. Die „neue Welt“ brauchte ja Fachleute, wie wir heute sagen, und das ganze ohne entsprechende Green-card – nur krank durfte keiner ein Schiff betreten – eine sich ausbreitende Krankenwelle konnte damals ja gar nicht aufgehalten werden.
Es gibt Informationen über die Länder, in die die Menschen auswanderten
und auch eine kleine Sammlung von Medien, die die „Heimat“ in den Herzen der Menschen am Leben erhalten wollten.
Nach diesem sehr ausgiebigen und informativen Rundgang geht es weiter ins Gebäude 3 in dem gleich zu Beginn noch einmal auf die Situation der Kinder aufmerksam gemacht wird. Die Frage nach: „Was würdest du mit nehmen?“ löst heute bestimmt größeres Nachdenken aus als zu damaliger Zeit.
Auf vielen Informationstafeln die im rekonstruierten „Schlafsaal“ der Ausstellung aufgestellt waren,
wird darüber informiert, wie es den Menschen erging, die hierher gekommen waren, um von hier ein Schiff zu besteigen, um in die Fremde zu gehen. Sie wussten, dass sie vielleicht nie mehr ein Möglichkeit zu haben würden ihre Familie, die zurückgeblieben war, wieder zu sehen. Aber die Hoffnung, dass es ihnen dort, wohin sie unterwegs waren, einmal besser ergehen wird als an dem Ort, woher sie kamen, ließ sie viel Unbill ertragen.
Hier nur ein Beispiel für viele der aufgestellten Tafeln.
Nachdem Rundgang durch die Zeit in der damaligen "Auswanderer-Stadt" lohnt es sich auch Platz zu nehmen im Restaurant „Nach Amerika“ - Museumsbesuche machen hungrig, so meine Erfahrung. Ich fand es lecker, das Labskaus, das dort vom Koch selbst zubereitet wurde - also keine aufgewärmte Dosenware. Und Labskaus war ja ein tradionelles Essen auf den Schiffen damals - so wurde mir versichert. Aber ob es solch edle Zutaten hatte wie hier zu sehen, das bezweifle ich ein wenig.
An dieser Stelle mein herzlicher Dank an das Management des Auswanderermuseums BallinStadt, dass ich die Bilder veröffentlichen durfte.
Und ich möchte auch darauf hinweisen, für Interessierte, dass es in der BallinStadt kostenfrei möglich ist, nach Familienangehörigen zu forschen, die ausgewandert sind.
tranquilla
Sehenswert finde ich auch
Ein Spezial über die BallinStadt - aus dem Jahre 2008
BallinStadt Hamburg - aus dem Jahre 2010
Hamburg BallinStadt - aus dem Jahre 2013
Auswanderermuseum BallinStadt
Auf dem Gelände der „BallinStadt“ stehen drei rekonstruierte Original-Auswandererhallen, in denen die Ausstellung untergebracht ist.
Insgesamt sind dort über 1500 Exponate aus der Zeit zwischen 1850 und 1934 zu sehen, „die das Leben der Auswanderer begleitet haben“, wie es im Flyer der Ballinstadt heißt.
Zuerst geht es ins Gebäude 2, in welchem darüber informiert wird, aus welchen Ländern die Auswanderer kamen, welchen Weg sie auf sich genommen hatten und vor allem auch warum.
Beeindruckend gleich am Eingang die Plakate, die Werbung der Schiffslinien, für eine Fahrt nach „Übersee“
und die Gepäckstücke, mit denen damals die Menschen reisten und in denen bei vielen von ihnen die Habseligkeiten verstaut waren, die sie noch übrig hatten und die mitgenommen werden sollten, nachdem sie zuvor zu Hause alles verkauft hatten was sie besaßen, sofern sie überhaupt etwas zum verkaufen hatten, um die Überfahrt zu bezahlen.
Interessant auch, die damalige Mode zu sehen, die uns sicher teilweise sehr bekannt vorkommt – Mode wiederholt sich, sagt man ja, oder…
Beeindruckt war ich davon, dass es eine Grenze gab die überschritten werden musste, wenn man in die Auswandererstadt gelangen wollte.
Deutlich wurde darauf hingewiesen, dass die Auswanderer natürlich einen Reisepass haben mussten, ein Ticket für die Schiffspassage und selbstverständlich Bargeld, und dass sie, neben der Tatsache, dass sie sich duschen müssen, auch ärztlich untersucht würden und das Gepäck desinfiziert. Und ich fragte mich, was die Flüchtlinge auf sich nehmen müssen, die heute über das Meer gehen, um in kleinen Booten an der Grenze Europas anzukommen.
Was ich nicht so schön fand, was aber menschlich ist, und auch heute noch immer wieder erlebt werden wird, wie ich vermute – auch unter Auswanderern gibt es Neid und Missgunst, selbst dann, wenn sie denen, die sie einladen nachzukommen, dass symbolische Versprechen gegeben haben, ihnen die Hand zu reichen.
Auf der kleinen (hier deutlich vergrößerten) Karte sind die beiden Kontinente zu sehen und die auf der amerikanischen Seite stehenden (meist deutschstämmige) Juden, die ihren Glaubensbrüdern aus Russland die Hand zum Sprung über den Atlantik reichen, wie es auf der Tafel „Das Versprechen“ heißt. Dass sie jedoch nicht immer mit offenen Armen empfangen wurden wird aus einer im Wortlaut zitierten Passage eines Artikels der Zeitschrift „The World’s World“ deutlich, in dem es heißt: „Aus Angst, dass die Einwanderung ihr Sozialprestige verletzen würde, versuchten die deutschen Juden bei den uniformierten Amerikanern den Eindruck zu erwecken, dass der russische Jude auf einer niedrigeren Stufe stehe.“
Ich hätte niemals vermutet, dass innerhalb von ca. 40 Jahren (von 1880 bis 1920) über zwei Millionen allein nur jüdische Flüchtlinge den New Yorker Hafen erreichten.
Über diese und andere Hintergründe wird während der gesamten Ausstellung sehr beeindruckend informiert,
es wird berichtet über den Gründer der Ballinstadt, Albert Ballin, sein Leben und Wirken,
von der Größe und der Aufteilung der Auswanderer-Schiffe, die meines Erachtens für die damalige Zeit sehr beeindruckend ist
man kann einen Blick auf Passagierlisten werfen
und erhält Informationen über die damalige Situation der Reisenden in den unterschiedlichen Klassen unter Deck.
Interessant sind auch die Statistiken und Informationen über die Zahl der Auswanderer, die Länder und die Gründe, die die Auswanderer aufnahmen, ja sogar manchmal auch um sie warben. Die „neue Welt“ brauchte ja Fachleute, wie wir heute sagen, und das ganze ohne entsprechende Green-card – nur krank durfte keiner ein Schiff betreten – eine sich ausbreitende Krankenwelle konnte damals ja gar nicht aufgehalten werden.
Es gibt Informationen über die Länder, in die die Menschen auswanderten
und auch eine kleine Sammlung von Medien, die die „Heimat“ in den Herzen der Menschen am Leben erhalten wollten.
Nach diesem sehr ausgiebigen und informativen Rundgang geht es weiter ins Gebäude 3 in dem gleich zu Beginn noch einmal auf die Situation der Kinder aufmerksam gemacht wird. Die Frage nach: „Was würdest du mit nehmen?“ löst heute bestimmt größeres Nachdenken aus als zu damaliger Zeit.
Auf vielen Informationstafeln die im rekonstruierten „Schlafsaal“ der Ausstellung aufgestellt waren,
wird darüber informiert, wie es den Menschen erging, die hierher gekommen waren, um von hier ein Schiff zu besteigen, um in die Fremde zu gehen. Sie wussten, dass sie vielleicht nie mehr ein Möglichkeit zu haben würden ihre Familie, die zurückgeblieben war, wieder zu sehen. Aber die Hoffnung, dass es ihnen dort, wohin sie unterwegs waren, einmal besser ergehen wird als an dem Ort, woher sie kamen, ließ sie viel Unbill ertragen.
Hier nur ein Beispiel für viele der aufgestellten Tafeln.
Nachdem Rundgang durch die Zeit in der damaligen "Auswanderer-Stadt" lohnt es sich auch Platz zu nehmen im Restaurant „Nach Amerika“ - Museumsbesuche machen hungrig, so meine Erfahrung. Ich fand es lecker, das Labskaus, das dort vom Koch selbst zubereitet wurde - also keine aufgewärmte Dosenware. Und Labskaus war ja ein tradionelles Essen auf den Schiffen damals - so wurde mir versichert. Aber ob es solch edle Zutaten hatte wie hier zu sehen, das bezweifle ich ein wenig.
An dieser Stelle mein herzlicher Dank an das Management des Auswanderermuseums BallinStadt, dass ich die Bilder veröffentlichen durfte.
Und ich möchte auch darauf hinweisen, für Interessierte, dass es in der BallinStadt kostenfrei möglich ist, nach Familienangehörigen zu forschen, die ausgewandert sind.
tranquilla
Sehenswert finde ich auch
Ein Spezial über die BallinStadt - aus dem Jahre 2008
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