Zum Tod von Milva

Autor: ehemaliges Mitglied

Milvas Lieder und ihre wunderbare Stimme hörte ich immer gerne, bis dann eine Tragödie in unserer Familie geschah.

Entweder kam das Lied von Milva "Wenn der Wind sich dreht" gerade auf den Markt oder er wurde zu dieser Zeit besonders viel im Radio gespielt.

Wenn der Wind sich dreht
 

Spiel nicht mit dem Feuer
Hat man uns gesagt
Wenn aus Kindern Helden werden, haben wir versagt
Spielzeug wird zu Eisen
Häuptling wird zum General
Was wir Kinder Lügen nannten
Nennt man nun Moral

Jedenfalls starb meine 21jährige Nichte in dieser Zeit als das Lied populär war oder wurde bei einem Autounfall auf dem Weg zu ihrem Dienst bei der Bundeswehr. Als wir von der Beerdigung nach Hause fuhren, hörten wie im Radio dieses Lied von Milva und bei diesem Teil des Textes musste ich schlucken und es trieb mir die Tränen in die Augen, ich sah wieder das junge Mädchen das da in Unform im Sarg lag, in den Händen eine Kette mit Kreuz der Bundeswehr und  ihre Kameradinnen ebenfalls in Uniform, hielten die Totenwache, diesen Anblick werde ich niemals vergessen.

Wie wahr wurde da doch Milvas Lied, eine tote Heldin war es,die da im Sarg lag und noch immer denke ich wenn ich dieses Lied höre, an meine tote Nichte.

Und noch ein Gedanke dazu von mir. Alle Eltern die ihre Kinder oder Enkel gesund vor sich sehen können, sind doch glückliche Eltern, jedenfalls bin ich es.

Rosenbusch

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Kommentare (5)

werderanerin

Junge Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten zu müssen, ist wohl von Kummer nicht zu "übertreffen", denke ich mir und wer Kinder, Enkelkinder hat, weiß, wie schön es ist, sie zu haben.
Irgendwann einmal muss man sie aber loslassen..., kann nicht ständig hinter ihnen her und aufpassen...leider sind junge Menschen auch oft zu gutgläubig und denken garnicht daran, dass es eben auch Menschen geben kann, die ihnen Böses können, sie ausnutzen und weh tun...ein Unfall ist natürlich immer nochmal etwas ganz anderes und nur furchtbar. 

Ich kann mir vorstellen, dass du so etwas wirklich niemals mehr aus dem Kopf bekommst und bestimmet Anlässe, wie Lieder oder auch Begebenheiten alles wieder hoch holen. Vielleicht ist es aber auch gut..., deine Nichte wird somit niemals vergessen werden.


Kristine

ehemaliges Mitglied

@werderanerin 
Danke Kristine, ich sehe das stille Gesicht meiner Nichte im Sarg noch so deutlich wie damals,  vergessen ist sie von niemanden von uns. 
Und ich danke Gott, dass ich meine Kinder noch habe, und ganz egal wo sie sind oder sie leben, egal ob ich sie sehe oder, nicht, sie sind am leben . 
Grüße von
Rosenbusch 

ehemaliges Mitglied

So ein dramatisches Ereignis musste ich glücklicherweise bislang nie erleben, liebe Rosenbusch, aber schon ähnliche.

Dennoch geht es mir jedes Mal schwer durch den Kopf, wenn ich irgendwo lese, erfahre, dass eine Mutter ihr Kind, egal in welchem Alter, verlor. Ich muss schlucken, weil mir die Tränen hochsteigen, wenn ich von so vielen "Engelskindern" höre, die froh und erwartungsvoll von ihren Müttern ihren Weg in diese Welt abbrechen mussten, statt den Weg in ihr Leben zu gehen.

Das betrifft auch meine Tochter, denn sie verlor ihr erstes Kind im Alter von 39 Jahren, nachdem sie 20 Jahre lang für's Kinderkriegen gesundheitliche Verbote berücksichtigen musste. Diese Erfahrung war überschattet von der Aussage ihres Gyn, "dann müsse sie wohl auf ein Kind verzichten". Dass mein Enkel dann ein Jahr später doch noch gesund das Licht der Welt erblickte, macht uns bis heute sehr glücklich!!

Es ist der Lauf der Welt, dass (auch erwachsene) Kinder ihre Eltern irgendwann zu Grabe tragen. Aber umgekehrt - für die meisten Erwachsenen, Eltern nur schwer zu ertragen! Irgendwo in meinen Notenbüchern gab es das Wolgalied für's Klavier zu spielen und wenn mich als Zehnjährige unsere an Mutterstelle erziehende Oma zu sehr, zu streng (meiner Ansicht nach als Kind) erzogen hatte, spielte ich es, weil ich wusste, dass sie dann weinte, weil sie ihren Jüngsten an der Wolga im 2. Weltkrieg abgeschossen wusste, nicht mal sein Grab(?) kannte ... Ich weiß, dass das böse war!

Heute tut es mir leid, denn es ist mir sehr bewusst, was dann in ihr vorgegangen sein muss. Als meine 13-jährige Tochter 1984 zum 1. Mal operiert worden war, wir sie anschließend auf der Aufwachstation besuchen durften, hatte das Herz-Überwachungsgerät einen Defekt. Plötzlich ein Piepton, nur noch ein waagerechter Strich - meine Reaktion war: jetzt ist mein Kind tot! Auf dem Flur wurde ich ohnmächtig ... Dann die Erleichterung: "... das Gerät war ausgefallen, sie dürfen wieder zu ihrer Tochter!"

Ein 2. Mal glaubte ich, meine Tochter zu verlieren: ich hatte meinen Ex zu seiner 1. Krebs-OP gebracht. Um Mitternacht rief mich aus der 170 km entfernten Intensivstation eines Krankenhauses der diensthabende Arzt an: "... wenn sie ihre Tochter noch einmal lebend sehen wollen, kommen sie sofot her!" Angst hatte ich schon um meinen Mann, nun noch um das Leben meiner Tochter! Bei Schneegestöber und strengem Frost mit meinem Sohn über nicht geräumte Straßen - dann noch eine halbe Stunde in Ungewissheit warten und endlich sah ich ein völlig verstörtes, aber lebendiges Gesichtchen meiner 22-Jährigen!! Mein Sohn und ich konnten beruhigt wieder heim fahren.

Seither ist das Gefühl bei solchen Lebensgeschichten bei mir immer wieder übermächtig!!, bringt mir sogar Tränen in die Augen ...

Trotzdem 💖lichen Dank für Deine Geschichte, liebe Rosenbusch

Uschi

ehemaliges Mitglied

@nnamttor44  
Danke für Deine Kommentar.
Ich kann Dir versichern, wenn Eltern ihr KInd mit 21Jahren beerdigen müssen, dann ist das das schlimmste was ihnen passieren kann.
Ich dachte immer, wie überleben sie das nur, die Beerdigung hat meine Schwägerin nur mit vielen Medikamenten überstanden, danach brach sie regelrecht zusammen, selbst ich, die  der verstorbenen nahe stand, kann nicht nachvollziehen wie es in der Mutter damals ausgesehen haben muss, auch wenn wir alle trauerten und es nicht begreifen konnten. Meine Schwägerin ist inzwischen auch verstorben, etwas früh, aber so ist das Leben, ich dachte nur damals, jetzt ist sie wieder bei ihrer Tochter und mein Bruder hat Tochter und dann die Ehefrau verloren.
.
Grüße von Rosenbusch
 

ehemaliges Mitglied

@Rosenbusch  

Der Gedanke ging mir auch durch den Kopf, als meine Oma beerdigt wurde, einige Jahrzehnte nach dem Tod ihrer ältesten Tochter. 

Ich selbst könnte es auch heute nur sehr schwer ertragen, müsste ich eines meiner Kinder überleben! Es wäre für mich - bei der Tochter - ein dritter "Anlauf", eine dritte Attacke auf ihr Leben ...

Ich kann nur bestätigen, es wäre das Schlimmste, das mir als Mutter passieren könnte!

💖lichen Gruß von

Uschi


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