Zum "Besten" - oder doch nicht ?
Die Bezeichnungen "Bester bzw. Beste" beinhalten für mich bereits von Beginn an eine Abstufung der Persönlichkeit eines Menschen in Kategorien! Diese bestimmen jedoch dann weiterhin, wie ich Wissen bzw. Fähigkeiten einordnen kann, um Typisierungen vornehmen zu können.
Welche Aussage macht hierin der Begriff : »Niveau« über den Menschen? Niveaus sind willkürliche, nach eigenem Gutdünken und persönlichen Bewertungen gezogene Linien, die eine Aussage über eigene Wertvorstellungen machen. Wer anderen Menschen Niveau absprechen will, stellt sich über sie, ganz grob könnte man das als als Arroganz bezeichnen.
Die Abgrenzung zwischen unterschiedlichen Niveaus bzw. das eigene (wahrgenommene) Niveau zum Maß der Dinge zu machen, hat eine ähnliche Funktion.
Menschen haben nun mal verschiedene Werte, physische und mentale Fähigkeiten sind unterschiedlich ausgeprägt. Jeder urteilt nach persönlichen Kriterien, legt das passende Level fest, bewertet hierbei in besser und schlechter oder auch in richtig und falsch.
Die Einschätzung ist vom jeweiligen Kontext abhängig, in welchem man mit einem Menschen zusammentrifft. In jedem Fall ist sie hochgradig subjektiv.
Folglich gibt es keine Menschen ohne Niveau.
Vielmehr gibt es Menschen, deren (Bildungs-, künstlerisches, geistiges, Sitten-) Niveau mir gefällt und andere, bei denen es nicht so ist. Über den Menschen macht beispielsweise sein Bildungsniveau lediglich eine Aussage darüber, welche Ausbildungen absolviert wurden oder wo die Interessen liegen.
Gleiche Interessen verbinden? Das kann, muss aber nicht sein. Ein bestimmtes Bildungsniveau ist Garant dafür, dass es sich um einen tollen Typen handelt? Das kann, muss aber nicht sein.
Fazit: Niveaus welcher Art auch immer, machen keine Aussage über den Menschen, seine Ideale, seine Wünsche und Träume. Sie machen vor allem keine Aussage darüber, ob die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt, ob sie zusammen passen oder nicht.
Ich selbst werde immer misstrauisch, wenn jemand mir etwas über »Niveau« erzählen will oder Menschen in bestimmte Schubladen packen möchte.
Dabei denke ich dann an das alte Wort von Spinoza: Was Paul über Peter sagt, sagt mehr aus über Paul, als über Peter.
Kommentare (9)
Lieber Horst,
ich fühle mich nun ein wenig wie der Paul, der sich schämen sollte... Doch ich meinte es wirklich nicht schlecht, was ich sowohl in meinem Eitrag, als auch in meinen Antworten auf die Kommentare deutlich vorzuzeigen hoffte.
Was ich durch Niveau meinte, möchte ich gerne an einem Beispiel erklären:
Als junges Mädchen verbrachte ich die Sommerferien meistens im Gebirge. Wir wohnten bei einer Familie, die mehrere Zimmer im Sommer vermietete. Unsere Wirtin war eine Frau um 50; sie hatte keine Grundschule zu Ende besucht. Sie war aber ein absolut netter und kultivierter Mensch. Im Haus und Hof war es sauber, die Haustiere gut gepflegt, und nach all der Haushaltsarbeit fand sie noch Zeit und Lust, Bücher zu lesen. Sie hatte uns alle sehr gern, und wir liebten sie einfach. Sie bedeutete mir viel mehr, als all meine Tanten aus der Hauptstadt.
Ich habe auch mehrere Jahre lang als Sekretärin an einem Institut gearbeitet, später natürlich. Unter den Dozenten und Professoren gab es viele Menschen, die im Vergleich mit der Wirtin einfach nur grobe Kerle waren.
Ich wollte die Menschen keinesfalls kategorisieren; ich wollte nur meine Sympathie und meinen Respekt für diejenigen ausdrücken, die ihr Leben lang nach etwas streben, die lernen, die arbeiten - oder es früher getan haben, obwohl es nicht für alle leicht war. Und es wird ihnen manchmal übel genommen, sie werden eingebildet nenannt, weil etwas auch wirklich erreicht... Respekt, das würde ich doch das Schlüsselwort für meinen Eintrag nennen. Obwohl stellenweise mit Humor geschrieben.
Danke für deinen Eintrag, lieber Horst. Es freut mich, dass ich eine Inspiration dazu sein konnte.
Mit besten Grüßen
Chrisitne
Ach Christine - ich wollte wirklich keine "Beckmesserei" betreiben.
Ich hab Dich wohl verstanden, wollte nur meinen längeren Kommentar abseits stellen.
Respekt in allen Lagen und für alle, die etwas zu sagen haben, das ist die Voraussetzung für gutes Verstehen, nicht wahr?
Ich habe noch nie auf ein "Niveau" geschaut, wenn ich etwas nicht mag, dann ist es eben "nicht meine Sache" - und damit gut.
Ich weiß, dass es leider viele Menschen gibt, die denken (glauben?) mehr zu wissen, mehr zu sein, mehr zu gelten. Und da ist halt das "Niveau" nicht eben so hoch, wie man es erwarten könnte.
Etwas verbessern - warum nicht? Ich bin dankbar, wenn mir jemand unter die Arme greift, so ich Mist baue!
Das darf jedoch keine Wertung sein, manchmal genügt ja auch ein kleiner Denkfehler, und schon entsteht Unsinn, nicht wahr?
Also gut. Wir beide haben keine Probleme - warum auch?
Ich grüße Dich in den Abend hinein ~~~
Horst
Ich gebe Dir Recht, wir sollten die Menschen nicht bewerten, indem wir von unserem "Maßstab" , oder unserem Niveau , ausgehen.
Trotzdem möchte ich Dir ein wenig widersprechen, wenn es um den Begriff " Niveau " geht.
Das Wort kommt ja aus dem französischen und heißt soviel wie "Rang" "Ebene" oder "Stufe".
Wenn wir also von Niveau sprechen, dann gehen wir, wie Du auch schon sagtest, davon aus, dass der andere entweder auf der gleichen Stufe wie man selbst steht, oder eben darunter oder sogar darüber ist.
Also hat jeder Mensch sein Niveau, von dem aus er die anderen beurteilt.
Auch entscheidet das Umfeld, in dem man sich befindet ja auch, was Niveau bedeutet, nämlich zu wissen, wann man sich wie eben in diesem Umfeld zu verhalten hat.
Und wenn wir im zwischenmenschlichen über Niveau sprechen, dann meinen wir ja damit die geistige oder auch soziale Ebene, auf der wir uns befinden und entweder den anderen im gleichen Niveau akzeptieren oder nicht.
Und so kommt es doch, dass jeder Mensch seine eigene Anforderung an das Niveau hat.
Wenn das Umfeld entscheiden soll, in dem man sich befindet, wird die Aussage lediglich verschoben auf den Plural!
Wenn du beispielsweise den Ausdruck hören würdest:
»Was du da meinst, liegt unter meinem Niveau!«
Was würdest du da denken?
Durch die Betonung auf unter meinem Niveau, sagt dein Gegenüber ganz deutlich, dass du nicht gut genug für ihn und seine Ansprüche bist. Oder anders ausgedrückt: Er hält sich selbst für deutlich besser!
Es wäre also eine ganz strikte Kategorisierung -
=mein Level, =über mir, =unter mir.
Am Ende aber steht immer das
akzeptieren oder nicht. ~~~
grüßt Horst
@Pan
Ich würde auch nie sagen, lieber Pan:
»Was du da meinst, liegt unter meinem Niveau!«
Das kann man so gar nicht ausdrücken, Dieser Ausdruck ist nicht ganz zutreffend.
Entweder sage ich:
Was du meinst, das ist nicht meine Meinung.
Oder ich finde nicht, dass es so ist
Oder man sagt:
Was du das sagst, ist unter meinem Niveau.
Ich verstehe zwar deine Ansichten und ich gebe dir auch recht darin, aber das Wort Niveau ist nicht passend dafür gewählt.
@Pan
lieber Horst,
bei Niveau geht es doch nicht ums akzeptieren.
Es geht darum, ob man auf einem Level schwimmt.
Natürlich fühle ich mich als etwas Besseres, wenn ich zum Beispiel mit jemanden reden würde, der mir dumm vorkäme, und es gibt nun auch mal auch dumme Menschen.
oder möchtest du das abstreiten?
Genauso gibt es auch klügere Köpfe als ich, die sind dann über meinem Niveau, man muss es so sehen. Zumindest ich fühle so.
Deshalb akzeptiere ich doch auch einen Dümmeren, nur auf meinem Niveau ist er dann nicht.
Und der Klügere akzeptiert vielleicht mich, Gefühle kann man aber nicht ändern.
warum sprichst du das an?
Geisteswissenschaftliche Themen mit Kategorisierungen sind wichtig, im Leben, aber stark auslegungsfähig.
Ähnlich geht es mir zum Beispiel mit dem Wort FREUND.
Wodurch wird man zu Freunden, welche Abstufungen?
Oft wird der Begriff "bester Freund" oder "beste Freundin" verwendet. Und die anderen könnens nicht werden, weil sie uns zu unähnlich sind?
... aber stark auslegungsfähig.
Ich denke, das dies genau der Punkt ist! Und da nun mal jeder Mensch seine eigene Fähigkeit hat, sich Auswirkung und Wirkung vorzustellen, kommt es dann folgerichtig immer wieder zu "Typisierung".
Auch bei dem Begriff "Freund", wie Du es ausführtest!
Was soll's - wir sind auch nicht immer die Typen, die wir sein möchten - folglich sieht man uns ebenfalls immer anders!
Grüße von Horst
Gut - besser - der/die Beste. Es läuft auf Narzissmus hinaus. Alltagsspychologisch ist da
- Selbstidealisierung im Sinne eines überhöhten Selbstwertgefühls und einer überzogenen Selbsteinschätzung. Der Narzisst hat ein grandioses Verständnis der eigenen Wichtigkeit und glaubt von sich, „besonders“ und einzigartig zu sein.
- Fremdabwertung – im Sinne einer Verachtung und aktiven Herabsetzung des anderen, das zu einer Kooperationsunfähigkeit führt. Der Narzisst zeigt deswegen eine Gier nach Bewunderung, legt ein Anspruchsdenken an den Tag, ist ausbeuterisch, unwillig zur Empathie, neidisch und arrogant.
- Selbstimmanenz – als Gegensatz zur Selbsttransparenz. Der Narzisst kann sich für kein höheres Ideal begeistern außer für sich selbst.
Wir sind alle anfällig, auch wenn nur als Ersatzreaktion zu Autismus.
B.G. Manfred