Zuhause
Weil ein Kind noch keine genaue Vorstellung von der Welt hat, erscheint sie ihm riesengroß. Ein Kind macht sich über die große, weite Welt noch keine Gedanken. Es lebt ganz und gar im Hier und Jetzt und verfügt über ein unglaubliches Urvertrauen. Es lebt in seiner eigenen kleinen Welt, einer Welt der Märchen, der Fantasie, der Feen und Elfen, der Hexen und Zwerge. Die Länder in denen die wilden Tiere
leben, die Löwen, Elefanten, Giraffen, Affen und Krokodile, sind noch so weit weg. Erst als junger Erwachsener wird diese Welt immer kleiner und je älter ein Mensch wird, desto kleiner wird diese Welt, bis sie schließlich wie ein Dorf erscheint. Sie wird so klein, dass man irgendwann wieder – wie ein Kind - in seiner eigenen, kleinen Welt im Hier und Jetzt ganz bei sich selbst lebt. Allerdings um viele Erfahrungen und Erkenntnisse reicher. Aber leider auch mit einem Verlust an Urvertrauen, welches in der Kindheit noch so selbstverständlich war.
Anders ist das mit der Lebenszeit. Ist man jung und hat das ganze Leben noch vor sich, denkt man eigentlich nie darüber nach, dass das Leben irgendwann ein Ende hat. Das Lebensende scheint so fern und so weit weg. Es scheint ewig zu währen, dieses Leben. Zeit spielt keine Rolle. Man hat ja so unendlich viel davon und sie vergeht auch noch so langsam. Doch je älter man wird, desto bewusster wird einem im Laufe der Zeit, dass mit jedem Jahr das vergeht, die verbleibende Lebenszeit immer kürzer wird. Außerdem scheint die Zeit jetzt nur noch so dahinzurasen. Eine Stunde, ein Tag vergeht so unglaublich schnell. Kaum ist man aufgestanden und hat seine Aufgaben erledigt, ist es auch schon wieder Zeit schlafen zu gehen. Die Lebenszeit wird kostbar. Man wird knauserig mit seiner Zeit. Sie wird immer kostbarer, je älter man wird. Zeit und Gesundheit sind jetzt das, was wirklich zählt. Was liegt da näher, als seine Zeit nicht sinnlos zu verschwenden, sondern das Beste aus der verbleibenden Lebenszeit zu machen? Sie genießen, die kostbare Zeit die noch bleibt, ganz bewusst und mit allen Sinnen. Schließlich weiß niemand, wann das letztes Stündlein schlägt.
Schon seit etlichen Jahren ziehe ich das Zuhause, gerade in der Weihnachtszeit und in den Wintermonaten, dem hektischen Treiben in der Stadt vor. Daher bin ich sehr froh und dankbar, ein gemütliches Zuhause zu haben. Einen Ort, an dem man sich so richtig wohlfühlt, wo es warm und friedlich ist, wo man es sich bei einer Tasse Tee ein paar Plätzchen und einem (Märchen-)Buch jetzt um diese Zeit so richtig kuschelig machen kann. Nirgendwo anders fühle ich mich in der besinnlich stillen Weihnachtszeit wohler, als Zuhause – ganz besonders in der unwirklichen Zeit der unwirklichen Pandemie.
Alles, was ich mir wünsche – wäre ein bisschen Schnee, der den Wald und den Garten in ein weißes Winterwunderland verwandelt. Ob der Wunsch noch in Erfüllung geht ?
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Kommentare (2)
@Syrdal
Das sehe ich auch so, lieber Syrdal. Ein heimeliges Zuhause in dem man sich geborgen fühlt, ist so viel wert. Ich weiß das sehr zu schätzen, denn auch das ist keine Selbstverständlichkeit. Wie viele Menschen können derzeit ihre Miete nicht mehr bezahlen, weil sie arbeitslos geworden sind. Wie viele Menschen stehen vor dem Nichts. Wie viele von ihnen werden auf der Straße landen ? Das geht oft schneller, als man glauben mag. Und ein Ende dieser schrecklichen Pandemie ist nicht in Sicht.
Das Urvertrauen hätte ich mir, so wie du, lieber Syrdal, auch gerne bewahrt. Lange war das auch so, aber im Laufe der Zeit ist es auf der Strecke geblieben. Es gab und gibt Menschen, Politiker, Kirchenfürsten usw, ja selbst mir vertraute und verwandte Menschen, bei denen ist mein Urvertrauen auf der Strecke geblieben. Mittlerweile überwiegt bei mir die Vorsicht. Ich habe lange an das Gute geglaubt – aber das Böse überwiegt auch in vielen Menschen.
Aber eigentlich geht es ums Große und Ganze, um die Sicherheit usw. und da die Welt immer weiter aus den Fugen gerät, nimmt auch die Unsicherheit zu. Mir fällt es schwer darauf zu vertrauen, dass alles gut wird. Ich befürchte eher das Gegenteil – aber...... es bleibt ja immer noch die Hoffnung – gerade jetzt in dieser besinnlichen Zeit.
Einen guten Tag wünscht dir, lieber Syrdal, mit lieben Grüßen
Laura, für die ebenfalls trotz eines turbulenten Lebens mit allen Höhen und Tiefen, das Gute letztendlich überwiegt. Dafür bin ich sehr dankbar, glücklich und zufrieden.
Heimelige Geborgenheit ist wohl neben guter Gesundheit eines der höchsten Güter.
Wohl dem, der eine warme Heimstadt in der von Dir so schön beschriebenen Weise sein eigen nennen kann. Aber das „Urvertrauen“ habe ich mir bei allen durchwanderten Höhen und Tiefen meines langen Lebens stets und immer erhalten und es hat sich mit fortschreitendem Alter mehr und mehr gefestigt…
...empfindet – herzlich grüßend –
Syrdal