Zebrafinken Teil 4: wenn sie sich normal verhalten
Wenn sie sich normal verhalten
Beobachtungen an Zebrafinken
Teil 4 (letzter Teil)
Abgesehen von dem menschlich anmutenden Streben nach Grundbesitz und Besitzstandswahrung dieser Vögel, - wenn sie zuviele Nester und keine anderen Sorgen haben -, sind ihre Verhaltensweisen doch recht "normal".
Wenigstens waren sie es damals bei mir noch. Wie es heute damit steht, weiß ich nicht.
Bei allen Bemühungen ehrgeiziger Züchter, neue Farben und Formen zu kreieren, könnte das natürliche Verhalten leider schon gelitten haben.
Mir fehlt völlig das Verständnis für diese irre Rumzüchterei, um Vögel mit Ponies, Pferdeschwänzen, Häubchen, Zöpfen und was-weiß-ich zu erzielen, anstatt sich um artgetreue Nachzuchten der Wildform zu bemühen!
Ich habe mich immer bemüht, wildfarbene Zebrafinken zu bekommen, und möglichst kleine Vögel, so wie sie in der Natur (Australien) vorkommen. Allerdings konnte ich nicht verhindern, dass auch weiße Vögel zur Welt kamen; die Erbanlagen dazu sind ja nicht zu sehen. Die weißen sind übringens KEINE Albinos, und ich fand sie ja auch süß!
Die meisten Zebrafinkenmännchen sind auf die Farbe der Mutter sexuell geprägt. Wer eine wildfarbene Mutter hatte, wählt selten ein weißes Weibchen, und umgekehrt.
Bei den Weibchen sind mir dergleichen Präferenzen nicht aufgefallen.
Man sollte dafür sorgen, dass die Vögel entsprechende Wahlmöglichkeiten haben, sonst balzen sie zeitlebens die eigene Mutter an. Ohnehin muss man dafür sorgen, dass frisches Blut hinzukommt, und man sollte Inzuchten vermeiden.
Ihre Stimmen haben mich oft zum Lachen gebracht. Schon beim ersten Lichtstrahl frühmorgens legen die Weibchen los mit ihrem hohen, gequetschten, kindlich klingenden "Äääääh-Äääääh" Es hört sich an, wie das Spielzeug eines Hundes, den ich mal kannte: ein Gummibrötchen. Danach hab ich auch eines der Weibchen benannt. (Und viele Jahre später wurde es mein Chatname)
Die normalen Stimmfühlungslaute von Männchen und Weibchen bestehen aus einem kurzen, hohen "Mäp-Mäp". Wenn eine Gruppe von Vögeln von einem Ort zum andern aufbricht, wird kurz vorm Abflug ihr "Mäp-Mäp-Mäp" immer schneller und lauter ausgestoßen. Ich konnte das immer sehr schön beobachten, weil mein "Zebrafinkenschwarm" durch 2 Zimmer flog - von der Voliere bis zur äußersten Tür und wieder zurück.
Oberflächlich betrachtet, sah es immer so aus, als würden sie alle gleichzeitig abfliegen.
Man muss schon sehr genau hingucken und -hören, um zu erkennen, dass es immer einen Anführer gibt, der einen Bruchteil einer Sekunde schneller ist. In diesem Fall war es meistens ein weißes Weibchen namens "Flöckchen", welches das Tempo angab! Wenn Flöckchen nicht gerade mal wieder brütete!
Der Balzgesang der Männchen ist eine Aneinanderreihung von Zisch- und Quetschlauten mit sehr vielen individuellen Komponenten. Wie erwähnt, habe ich einige der Vögel daran auseinanderhalten können und ihnen auch entsprechende Namen gegeben, wie "Rickety", "Der-Dicke-Zar", "Rumpelstielzchen" usw.
Die Abenddämmerungsstunden verbringen die Zebrafinken gern ganz sozial zusammen auf einem Baum.
Das tun sie in der Natur, und sie machten es ebenso in der Voliere. Ihre "Bäume" dort waren stark verzweigte Äste, die ich in Christbaumständern befestigt hatte.
Bei Anbruch der Dunkelheit - im Winter durch künstlich hervorgerufene Dämmerung - begaben sich die Vögel in ihre Schlafnester. Die "Volierenvögel" in die Voliere, und die paar anderen, die irgendwo in den Zimmern ihre Nester hatten, dorthin.
Ich fürchte, ich habe meiner Familie viel zugemutet mit meiner Vogelhaltung. Da immer einige ihre Nester in den heruntergerutschten Lampenmanschetten hatten (dank Sarah B. weiß ich jetzt wenigstens, dass diese Dinger "Manschetten" heißen), sahen unsere Lampen stets aus wie Tropfkerzen. Ziemlich vollgeschissen.
Also keinem zur Nachahmung zu empfehlen. Trotzdem hatten wir - vor allem ich - viel Spaß an unseren Zebrafinken.
Wenn man sie auch nicht so halten soll, wie ich es tat, sollte man ihnen wenigstens geräumige Volieren und die Gesellschaft von Artgenossen geben!
Es ist nun mal so: je mehr Freiheit man den Tieren gewährt, umso interessanter ist ihr Verhalten, und umso besser kann man sie beobachten.
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