Wünsche, einst und jetzt
Wünsche, einst und jetzt
Hast du schon einmal summiert, was du in deinem Leben für Wünsche, vielleicht Sehnsüchte, hattest und noch hast ?
Ich habe mich hingesetzt und habe sie hier niedergeschrieben, egal, ob sie in Erfüllung gingen oder nicht.
Ein Wunsch ist prägnant, schon, weil er sich nicht verwirklichen ließ. Ich versagte immer mehr in der Schule. Da saß ich zu Hause am kleinen schwarzen Schreibtisch, kämpfte wieder mit einem Aufsatz-Thema, unmöglich, es klappte wieder nicht. Mutter bastelte mit mir den Aufsatz zusammen. Wenn mir doch Vater helfen könnte, doch der war doch im Krieg. Zwar war es ein Graus, Vaters schnellem Diktat zu folgen, sich alles zu merken und daraus den Aufsatz hin zu kriegen, aber es wirkte. Wie hat mir den Vater gefehlt. Ich mußte ihn ersetzen, mußte der Mutter beistehen. Wie wünschte ich seine Anwesenheit so augenblicklich. Zehn Jahre vergingen, bis unser Vater wieder mit uns zusammen war. Da war der Wunsch so nebensächlich geworden.
Ein anderer Wunsch, ja der wurde zu einem sich immer wiederholenden Traum: im Sport, im Turnen mit vorne zu sein. Schlagball ohne Weite und auch in Kugelstoßen, Weitsprung und Hochsprung miese Ergebnisse, Geräteturnen lasch. Nur das Laufen war ganz gut. Ich träumte und wünschte, doch so gut zu sein wie unsere Mutter. Später bei der Bundeswehr war mir das egal, einfach egal, war ich doch schon zehn Jahre älter als die Kameraden, mit denen ich einmal eingerückt war.
Als ich das Elternhaus verließ, hinaus in die weite Welt wanderte, so als möblierter Herr und oft von Hotel zu Hotel zog, wünschte ich mir eine eigene Familie, ein gemeinsame Wohnung, wieder ein richtiges Zuhause. Dazu braucht man einen Partner. Nicht gerade einfach, jemanden kennen zu lernen, wenn man beruflich ein Vagabund ist. Wie soll so ein Weibchen aussehen? Wie spricht man jemanden an? Wie kommt man an eine Wohnung? Dazu braucht man Möbel, also auch Geld.
Die Mieten waren hoch, der Ami konnte die Preise bestimmen mit Camel und Nylons. Es herrschte sonst noch Wohnungsnot. Da war eben ein fast nicht erfüllbarer Wunsch.
Wir heirateten, mieteten ein möbliertes Zimmer, fingen an zu leben. Es war unterm Strich nicht gerade viel, was wir zusammen verdienten. Da es mit der Zusage auf Wohnung bei der ersten Firma nicht klappte, wurde der Arbeitgeber gewechselt. Erst, als das erste Kind sich meldete – eben der liebe Gott bestimmt, wann die Kinder kommen und nicht der eigene Wille – mußte Druck auf den Arbeitgeber gemacht werden, wir bekamen eine Wohnung, zwei Zimmer Küche und Bad. Ich hatte die Aufgabe, das Nest zu richten, baute einen Windfang ein, nach und nach waren Möbel da, unser Prinz konnte kommen.
Und dann war es soweit. Die Hebamme wurde alarmiert, der Badeofen angeheizt, Handtücher und Wanne bereitgestellt. Hebamme und Arzt kamen, ich hielt den Kopf der Gebärenden, streichelte die geliebte Frau, die Wehen kamen unaufhaltsam. Dann war es da, das junge Geschöpf: ein Mädchen, groß und kräftig. Die Mutter mußte genäht werden.
Ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen – wir waren eine kleine, glückliche Familie. Da lag unser Kind im Paidy-Bettchen, führte die Wachzeiten ein, ließ mich springen und auch das Kindspech aus den Windeln waschen. Und ich durfte den kleinen Spatz füttern und schaukeln und wickeln, das war nun kein Geschwisterchen mehr, das war unser beider Kind.
Von nun an wurden die Wünsche eben Sorgen. Sorgen, daß es der Familie gut geht. Sorgen, daß der Entschluß zur Bundeswehr zu gehen, um eine größere Wohnung und unbedingt die Weiterbildung zu bekommen. Sorgen, daß zu Hause in meiner Abwesenheit alles gut läuft. Für Fortkommen im Beruf mußte ich gut arbeiten und damit auch stets weiter lernen.
Jetzt sind die Sorgen eigentlich in geregelten Bahnen. Aus dem Arbeitsprozeß ausgeschieden, die Kinder kommen alleine zurecht, die Enkel bringen gute Noten nach Hause – sie sind alle weit weg, ich lebe in einer kleinen Wohnung, dazu habe ich meinen Balast so verringert, daß ich Platz für mich und den Besuch habe. Gesundheitlich haben Pillen die Kontrolle über mich übernommen. Nun kann ich wieder von Neuem wünschen:
1. Ich möchte bald in die Nähe meiner kleinen Partnerin ziehen, denn fünf Stunden mit dem ICE verhindern das Sichöftertreffen.
2. Ich möchte demjenigen, der mir im Jahre 2031 als Erster zum Geburtstag gratuliert, zehntausend EuroCent schenken.
3. Ich möchte viele gemeinsame Unternehmungen mit meiner kleinen Partnerin vollziehen.
4. Ich möchte, daß es meinen Geschwistern, meinen Kindern und Enkel und ihren Familien gut geht und sie alle gesund und fröhlich bleiben.
Hast du schon einmal summiert, was du in deinem Leben für Wünsche, vielleicht Sehnsüchte, hattest und noch hast ?
Ich habe mich hingesetzt und habe sie hier niedergeschrieben, egal, ob sie in Erfüllung gingen oder nicht.
Ein Wunsch ist prägnant, schon, weil er sich nicht verwirklichen ließ. Ich versagte immer mehr in der Schule. Da saß ich zu Hause am kleinen schwarzen Schreibtisch, kämpfte wieder mit einem Aufsatz-Thema, unmöglich, es klappte wieder nicht. Mutter bastelte mit mir den Aufsatz zusammen. Wenn mir doch Vater helfen könnte, doch der war doch im Krieg. Zwar war es ein Graus, Vaters schnellem Diktat zu folgen, sich alles zu merken und daraus den Aufsatz hin zu kriegen, aber es wirkte. Wie hat mir den Vater gefehlt. Ich mußte ihn ersetzen, mußte der Mutter beistehen. Wie wünschte ich seine Anwesenheit so augenblicklich. Zehn Jahre vergingen, bis unser Vater wieder mit uns zusammen war. Da war der Wunsch so nebensächlich geworden.
Ein anderer Wunsch, ja der wurde zu einem sich immer wiederholenden Traum: im Sport, im Turnen mit vorne zu sein. Schlagball ohne Weite und auch in Kugelstoßen, Weitsprung und Hochsprung miese Ergebnisse, Geräteturnen lasch. Nur das Laufen war ganz gut. Ich träumte und wünschte, doch so gut zu sein wie unsere Mutter. Später bei der Bundeswehr war mir das egal, einfach egal, war ich doch schon zehn Jahre älter als die Kameraden, mit denen ich einmal eingerückt war.
Als ich das Elternhaus verließ, hinaus in die weite Welt wanderte, so als möblierter Herr und oft von Hotel zu Hotel zog, wünschte ich mir eine eigene Familie, ein gemeinsame Wohnung, wieder ein richtiges Zuhause. Dazu braucht man einen Partner. Nicht gerade einfach, jemanden kennen zu lernen, wenn man beruflich ein Vagabund ist. Wie soll so ein Weibchen aussehen? Wie spricht man jemanden an? Wie kommt man an eine Wohnung? Dazu braucht man Möbel, also auch Geld.
Die Mieten waren hoch, der Ami konnte die Preise bestimmen mit Camel und Nylons. Es herrschte sonst noch Wohnungsnot. Da war eben ein fast nicht erfüllbarer Wunsch.
Wir heirateten, mieteten ein möbliertes Zimmer, fingen an zu leben. Es war unterm Strich nicht gerade viel, was wir zusammen verdienten. Da es mit der Zusage auf Wohnung bei der ersten Firma nicht klappte, wurde der Arbeitgeber gewechselt. Erst, als das erste Kind sich meldete – eben der liebe Gott bestimmt, wann die Kinder kommen und nicht der eigene Wille – mußte Druck auf den Arbeitgeber gemacht werden, wir bekamen eine Wohnung, zwei Zimmer Küche und Bad. Ich hatte die Aufgabe, das Nest zu richten, baute einen Windfang ein, nach und nach waren Möbel da, unser Prinz konnte kommen.
Und dann war es soweit. Die Hebamme wurde alarmiert, der Badeofen angeheizt, Handtücher und Wanne bereitgestellt. Hebamme und Arzt kamen, ich hielt den Kopf der Gebärenden, streichelte die geliebte Frau, die Wehen kamen unaufhaltsam. Dann war es da, das junge Geschöpf: ein Mädchen, groß und kräftig. Die Mutter mußte genäht werden.
Ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen – wir waren eine kleine, glückliche Familie. Da lag unser Kind im Paidy-Bettchen, führte die Wachzeiten ein, ließ mich springen und auch das Kindspech aus den Windeln waschen. Und ich durfte den kleinen Spatz füttern und schaukeln und wickeln, das war nun kein Geschwisterchen mehr, das war unser beider Kind.
Von nun an wurden die Wünsche eben Sorgen. Sorgen, daß es der Familie gut geht. Sorgen, daß der Entschluß zur Bundeswehr zu gehen, um eine größere Wohnung und unbedingt die Weiterbildung zu bekommen. Sorgen, daß zu Hause in meiner Abwesenheit alles gut läuft. Für Fortkommen im Beruf mußte ich gut arbeiten und damit auch stets weiter lernen.
Jetzt sind die Sorgen eigentlich in geregelten Bahnen. Aus dem Arbeitsprozeß ausgeschieden, die Kinder kommen alleine zurecht, die Enkel bringen gute Noten nach Hause – sie sind alle weit weg, ich lebe in einer kleinen Wohnung, dazu habe ich meinen Balast so verringert, daß ich Platz für mich und den Besuch habe. Gesundheitlich haben Pillen die Kontrolle über mich übernommen. Nun kann ich wieder von Neuem wünschen:
1. Ich möchte bald in die Nähe meiner kleinen Partnerin ziehen, denn fünf Stunden mit dem ICE verhindern das Sichöftertreffen.
2. Ich möchte demjenigen, der mir im Jahre 2031 als Erster zum Geburtstag gratuliert, zehntausend EuroCent schenken.
3. Ich möchte viele gemeinsame Unternehmungen mit meiner kleinen Partnerin vollziehen.
4. Ich möchte, daß es meinen Geschwistern, meinen Kindern und Enkel und ihren Familien gut geht und sie alle gesund und fröhlich bleiben.
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