Wie Mutter zum Roten Kreuz kam
Wie Mutter zum Roten Kreuz kam
Winter 1940/41.
Brüderchen Uli war geboren.
Ein eisig kalter Winter. Ganz schön schwierig die Wäsche und jetzt auch die Windeln und Nabelbinden draußen in der Waschküche zu kochen, zu schrubben und auszuwringen. Damit wenigstens ein Teil der Wäsche schnell trocknen konnte, wurde sie nicht draußen im Freier aufgehängt, sondern Mutti trug eine Schüssel voll ins Haus. Beim Öffnen der Verandatür blieb sie mit den feuchten Fingern an der Türklinke hängen, war angefroren.-
Anderen Tags schwoll der kleine Finger, den sie von der Klinke lösen mußte, an, eine rote Spur bildete sich von der Hand den Arm hinauf. Blutvergiftung! Mutti mußte zum Arzt, es wurde geschnitten, ein Verband und den Arm in einem Tuch um den Hals, so kam sie nach der Operation zurück. Vorbei war es mit der Selbständigkeit. Das Pflichtjahrmädchen konnte die notwendige Arbeit in der Babyversorgung nicht ganz alleine schaffen.-
Hilfe sollten Angehörige der NS-Frauenschaft leisten. Doch die Damen schienen sich dafür zu fein zu sein. Mutti entließ sie ganz schnell.
Nun kamen Frauen, Mütter, vom Roten Kreuz. Die waren in allem freundlich und so hilfsbereit, daß Mutti freiwillig dem Roten Kreuz beitrat, als sie wieder genesen war.
Mutti bekam eine schmucke Tracht und – für uns so etwas Besonderes – eine Verbandstasche aus schwarzem Leder. Und an uns übte sie nun zu Hause die Verbände, das Schienen, das Tragen.-
Als dann im Winter 1944/45 aus dem Osten die Flüchtlinge nach Eichwalde kamen, betreute sie als erstes diejenigen, die sich Erfrierungen auf den langen Fahrten zugezogen hatten, die Züge waren nicht geheizt, schon gar nicht die Güterwagen.
In verschiedenen Gaststätten waren die Verbandsstationen und in der Schule wurden Flüchtlinge einquartiert. Aber auch wurden Flüchtlinge in Privatwohnungen untergebracht, das ging oft nicht einfach, weil sich die betroffenen Wohnungsinhaber dagegen sträubten. Anfangs begleitet ein Ortspolizist Mutter beim Zuweisen der Flüchtlinge, schließlich bekam sie „Polizeigewalt“ und mußte die Arbeit noch bis in die Nächte alleine machen. Ich war oft mit dem Handwagen zur Unterstützung dabei.
ortwin
Winter 1940/41.
Brüderchen Uli war geboren.
Ein eisig kalter Winter. Ganz schön schwierig die Wäsche und jetzt auch die Windeln und Nabelbinden draußen in der Waschküche zu kochen, zu schrubben und auszuwringen. Damit wenigstens ein Teil der Wäsche schnell trocknen konnte, wurde sie nicht draußen im Freier aufgehängt, sondern Mutti trug eine Schüssel voll ins Haus. Beim Öffnen der Verandatür blieb sie mit den feuchten Fingern an der Türklinke hängen, war angefroren.-
Anderen Tags schwoll der kleine Finger, den sie von der Klinke lösen mußte, an, eine rote Spur bildete sich von der Hand den Arm hinauf. Blutvergiftung! Mutti mußte zum Arzt, es wurde geschnitten, ein Verband und den Arm in einem Tuch um den Hals, so kam sie nach der Operation zurück. Vorbei war es mit der Selbständigkeit. Das Pflichtjahrmädchen konnte die notwendige Arbeit in der Babyversorgung nicht ganz alleine schaffen.-
Hilfe sollten Angehörige der NS-Frauenschaft leisten. Doch die Damen schienen sich dafür zu fein zu sein. Mutti entließ sie ganz schnell.
Nun kamen Frauen, Mütter, vom Roten Kreuz. Die waren in allem freundlich und so hilfsbereit, daß Mutti freiwillig dem Roten Kreuz beitrat, als sie wieder genesen war.
Mutti bekam eine schmucke Tracht und – für uns so etwas Besonderes – eine Verbandstasche aus schwarzem Leder. Und an uns übte sie nun zu Hause die Verbände, das Schienen, das Tragen.-
Als dann im Winter 1944/45 aus dem Osten die Flüchtlinge nach Eichwalde kamen, betreute sie als erstes diejenigen, die sich Erfrierungen auf den langen Fahrten zugezogen hatten, die Züge waren nicht geheizt, schon gar nicht die Güterwagen.
In verschiedenen Gaststätten waren die Verbandsstationen und in der Schule wurden Flüchtlinge einquartiert. Aber auch wurden Flüchtlinge in Privatwohnungen untergebracht, das ging oft nicht einfach, weil sich die betroffenen Wohnungsinhaber dagegen sträubten. Anfangs begleitet ein Ortspolizist Mutter beim Zuweisen der Flüchtlinge, schließlich bekam sie „Polizeigewalt“ und mußte die Arbeit noch bis in die Nächte alleine machen. Ich war oft mit dem Handwagen zur Unterstützung dabei.
ortwin
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