Verwunschene Gedanken XXXIII.
Krieg ist kein Spiel
Ich bin eigentlich in einer Familie groß geworden, die den Krieg gehasst hat. Dazu haben die Jahre 1914-18 und 1939-45 zu viele Opfer bei uns Menschen gekostet, die nichts weiter wollten, als in Ruhe und Frieden leben. Die Staatsführung war jedes Mal dagegen.
Dennoch haben wir mit den Nachbarskindern »Krieg« gespielt. Wilhelmstrasse gegen Friedrichstraße, Oberstadt gegen Unterstadt. Und es ging manches Mal ganz schön zur Sache, blutige Nasen, blaue Flecken am ganzen Körper waren da an der Tagesordnung. Im »Jungvolk der Hitlerjugend« ging es danach munter mit dem »Kriegspielen« weiter, wir waren ausersehen, stets die Sieger zu sein!
Meinen Opa habe ich nie wütend gesehen. Das jedoch waren Momente, wo er mich zornig ansah: »Krieg spielt man nicht!« Er bezahlte diese Aussage mit seinem Leben! Dieses Mal beglich er es an seine, wie er meinte, Freunde aus dem Nachbarland Polen, mit denen er vorher stets ein gutes Verhältnis hatte. Aber auch die Freunde konnten nichts daran ändern ...
Zehn Jahre später war ich Soldat bei der Bundeswehr. Ich dachte oft an meinen Opa, doch ich war auch indoktriniert mit der Tatsache, dass »mein Feind« im Osten zu Hause wäre und ich »mein Vaterland« zu verteidigen hätte. Wobei der Herr Bundeskanzler noch etwas früher sagte, dass »kein deutscher Junge wieder ein Gewehr in die Hand nehmen sollte!« Aber: »Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?«
Mein Großvater hätte das bestimmt nicht gut befunden, und wenn er die Soldatinnen heute gesehen hätte, wären ihm sämtliche Gesichtszüge entgleist. Er hätte sie gefragt, ob sie so etwas ihren Kindern erklären könne!!
Aber ich will darüber nicht rechten! Ich möchte nur sagen, dass entgegen aller historischen Aussagen Krieg kein Spiel ist! Die Munition in der Ukraine sind keine Zündplättchen aus den damaligen Spielzeugpistolen. Schon jetzt sind ganze Landstriche überall auf der Welt mit Kampfmitteln verseucht. Als es im Grunewald in den letzten Tagen brannte, mussten Weltkriegsbomben mit Wasser gekühlt werden, bei uns in Ostfriesland sucht man immer noch nach Sprengkörpern in den Flüssen.
Evakuierungen wegen Kriegsbombenentschärfungen gehören 77 Jahre nach dem Krieg immer noch zu unserem Alltag. Wir vergessen es sehr leicht: Krieg hinterlässt Gefahr, Krieg ist kein Spiel, die Einsatzkräfte in den Kasernen der Bundeswehr wissen, wozu sie da sind.
Das Schlimme aber daran: Niemand - auf der ganzen unfriedlichen Welt, verdient am Krieg so viel, wie die Waffen-Industrie!
©by H.C.G.Lux
Kommentare (5)
Ein gefällt mir, lieber Horst ist in diesem Falle nicht angebracht, aber dem, was du geschrieben hast, kann ich nur zu 100% zustimmen. Alle Familien, in denen die beiden Weltkriege Wunden hinterlassen haben, weil sie einen Teil ihrer Lieben oder vielleicht sogar alle oder ihre Heimat verloren haben, was auch in meiner Familie der Fall war, können einem Krieg niemals zustimmen.
Die seelischen Spuren sind ja bis heute noch nicht wieder gänzlich verheilt. Sie haben sich auf die nachfolgenden Generationen übertragen. Es gibt eine Menge Literatur über die Kriegskinder und Kriegsenkel.
Eigentlich konnte man darüber, dass Menschen keinen Frieden halten können, fast verzweifeln.
Lieben Gruß
Brigitte
Liebe Roxanna , was könnte ich da noch hinzufügen? jedes weitere Wort wäre sinnloses Geplapper!
es grüßt Dich
Horst
Direkt aus dem Leben - für das Leben geschrieben.
Diese Kinderspiel " Krieg spielen " kenne ich auch.
Da machten wir Kinder einen großen Kreidekreis
und teilten diesen wie in Tortenstücke auf.
Jedes Stück war ein Land und konnte einem anderen
Land den Krieg erklären. Dieses " Kinderland " lief dann
weg und der Kriegserklärer musste den fangen,. Tat er
das,hatte er gewonnen. Und das gefangen Kriegskind
musste ausscheiden,.
Fast wie im richtigen Leben . Leider leider.
Waffen zu liefern ? Wofür ? Na zum Töten.
Mich schauderst !!!
Danke für den Bericht Pan !