Verwunschene Gedanken XXVII.
(Frieden)
Freiheit, die ich meine.
Unzählige Menschen haben heute das Wort Freiheit ständig auf den Lippen. Und viele - zu viele davon wissen nicht einmal, was Freiheit eigentlich ist. Weil sie nämlich nie die Un-Freiheit kennenlernten! Oder aber - sie haben sie gekannt und deswegen glauben sie heute, dass damit alles erlaubt ist, was vorher falsch war. Es fehlt das Quantum an Bedeutung, das eben auch dazu gehört.
Was macht uns frei? Was schränkt uns ein? Was ist Freiheit eigentlich? Bei dem Begriff spielen bekanntlich viele Faktoren eine besondere Rolle. Die Religion, die Geschichte eines Landes, auch das Geld das man hat oder auch nicht. Was macht mich denn wirklich frei?
Deutschland, mein Land, steht, was das Thema Freiheit angeht im Vergleich zu vielen anderen Ländern wirklich gut da. Und doch wird vieles schlecht geredet. Gerade Menschen, die nie etwas anderes kennengelernt haben als die Freiheit, in der wir leben, finden überall das berühmte Haar in der Suppe.
Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit - sie alle bilden zusammen eine Vielzahl von Ausdrücken, für die unser eigenes Land als Begriff steht! Alles Genannte ist in unserem Grundgesetz geregelt. Wobei es immer klar und natürlich ist, dass auch hier ständige Herausforderungen gibt. Da würde ich beispielsweise Schmähschriften nennen, in denen Personen direkt beleidigt werden. Das ist für mich ein absolutes »no go«!
Wenn Meinungen auseinandergehen, muss immer zuerst ein Diskurs gesucht werden, vieles kann da schon bereinigt werden. Gerade Menschen, die den Terminus »Freiheit« ständig im Mund wälzen, haben recht wenig damit am Hut! Für sie ist Freiheit immer IHRE eigene Freiheit.
Rosa Luxemburg sagte schon im Jahre 1922:
›Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden!‹
Welch ein großes Wort! Es war eine andere Zeit, gewiss. Aber - war sie wirklich anders? Die Grundgedanken der Freiheit waren schon im Menschen verankert, als er noch in Höhlen und in Clan-Verbänden lebte. Wir reden heute von Freiheit und wissen doch, dass im Grunde alle Menschen von allen anderen Menschen in irgendeiner Form abhängig sind. Freiheit ist immer ein subjektiver Begriff!
Mit dem Wort „Freiheit“ meinen wir der Grundbedeutung nach ein »Selbst-sein-können«, einen Selbstbesitz, auch und gerade im Gegenüber zum Anderen, zum Fremden, zum möglicherweise Undurchschaubaren und Unbeherrschten. Der Philosoph Immanuel Kant nahm das Thema auf, indem er den Grundsatz prägte: Freiheit ist das einzige jedem Menschen angeborene Recht, aus dem andere Urrechte allenfalls folgen!
Aber was bedeutet Freiheit eigentlich? Ich weiß, das ist abhängig davon, in welchem Lande ich lebe. Der Begriff ist so reichhaltig, dass es kaum möglich ist, ihn genau zu definieren. Für manche Menschen bedeutet es, immer genug zu essen zu haben. Für andere, die in einem Kriegsgebiet leben, darauf hoffen zu können, von allen Folgen dieses Krieges verschont zu bleiben! Es gibt unzählige Begriffe für den Gedanken ›Freiheit‹, dass es kaum zu überblicken ist.
Für mich persönlich - und das ist abhängig vom oben genannten - bedeutet Freiheit, dass ich meine Meinung frei äußern kann, ohne beschuldigt zu werden, etwas gesagt zu haben, was gegen die landläufige Meinung verstößt! Weil es eben in vielen Ländern unserer Welt verboten ist, seine Gedanken und Gefühle zu zeigen, leben die Menschen in ständiger Furcht. Angst aber ist der Gegner der Freiheit!
Ich kann meinen Glauben leben oder ich kann es lassen, niemand wird mich daran hindern. Ich kann sagen, was ich will, muss ich deswegen meinen Nachbarn beleidigen oder beschimpfen?Freiheit besteht doch nicht nur aus Privilegien; die Pflichten der Freiheit sind genau so wichtig. Und hier kommt dann wieder das Wort von Rosa Luxemburg (s.o.) zum Tragen.
Freiheit ist nicht nur eine Idee, nicht nur ein Wort, das in den Menschen das Begehren nach etwas Unerfüllbaren weckt, Freiheit ist eben die Urform unseres Daseins! Sie ist kein Irrglaube, keine Hoffnung, für die unsere Vorfahren einst getötet haben, weil sie glaubten, dadurch frei zu werden. Dazu kommt dann aber noch meine Frage: existiert die Freiheit heute wirklich innerhalb des engen abgesteckten Rahmen unseres Lebens, auch in unserem Land?
Ich sage eindeutig: JA! Das aber kann ich nur, weil ich aus der Vergangenheit gelernt habe wie Unfreiheit aussieht. Ich möchte es nie wieder erleben.
©by H.C.G.Lux
Kommentare (2)
Früher sind die Menschen
für die Freiheit
auf die Barrikaden
gegangen, jetzt tun sie es
für ihre Freizeit.
(Werner Finck, der große Satiriker,
Humorist und Lyriker,1902-1978)
Was immer man unter „Freiheit“ versteht,
für alle ist dies wohl nie gültig,
weil jeder Freiheit auf etwas bezieht,
was für ihn vor allem ist wichtig,
so ist es einem das tägliche Brot,
dem andern die Welt ohne Grenzen,
ein nächster sucht sie im eignen Freitod -
doch Freiheit gibt‘s nur in Gedanken!
...sagt mit der Erfahrung eines halben Lebensalters
im hermetisch abgeschotteten Teil
des wiedervereinigten Heimatlandes
Syrdal