Vergade und andere Unklarheiten
Eigentlich hat es mich nicht sehr gestört, daß ich nicht wußte, was es mit dem Begriff Vergade auf sich hat, obwohl dort unterwegs eine Reihe von Hinweisschildern mit diesem Namen vorhanden sind, und dies nicht meine erste Wanderug dort war. Allerdings war diese Informationstafel bei meiner letzten Wanderung dort noch nicht da.
Aber gut, das ist dann jetzt auch geklärt.
Die Stege in Bildmitte weisen darauf hin, daß dies keine Furt ist, auf dem Schild halbrechts steht auch nicht Vergade sondern Nesselô, die Bezeichnung für das Venn dort. Der Minibach heißt dann noch wieder anders.
Und das ist er, der Scheidbach. Wenn ich jetzt das Foto betrachte frage ich mich, ob ich wohl vor der Überquerung Bedenken hatte. Nach meiner Erinnerung hatte ich am 8.12.2021 keine, die habe ich aber jetzt, nach fast 3 Wochen. Sonderlich vertrauenerweckend sieht das Ganze auf dem Foto nicht aus.
Hier ist wohl ein Schneemann kolabiert, der am 4. oder 5. Dezember (Wochenende) errichtet worden ist, entsprechende Spuren im Schnee sind noch erkennbar.
Rastmöglichkeit, nahezu komfortabel, trotz recht niedriger Temperaturen.
Ein Gedenkstein für die auf dem Hochplateau gestorbenen Flieger im 2. Weltkrieg, wobei durch die Formulierung dort abgestürzte und gestorbene deutsche Flieger nicht ausgeschlossen sind. Ein sicherer Hinweis darauf, daß diese Tafel nicht sonderlich alt ist.
Ein Rotor eines abgeschossenen Flugzeugs mit Erläuterungen.
Die Erläuterungen dazu, machten auf einen wie mich, der von den Flugzeugen im 2. Weltkrieg keinerlei Ahnung hat, einen informativen Eindruck, schienen also glaubwürdig.
Die Ernüchterung kam dann später, als ich wieder zu Hause war. Ein wenig gestöbert und schon fand ich heraus, daß die dort erwähnte Halifax II DT 784 nur Rotoren mit 3 Blättern hatte, der hier zu sehende Rotor also gar nicht von diesem Flugzeug stammen kann.
Der stammte, so fand ich in der Folge heraus, von einem (Martin) B26 Marauder Mittelstreckenbomber der amerikanischen Luftwaffe, der etwa 3 km nordwestlich im wallonischen Venn abgeschossen worden war.
Der Rotor wurde damals von einem namentlich nicht erwähnten Mann aus Sourbrodt zu seinem heutigen Platz geschafft, vermutlich weil von der Halifax II so gut wie nichts vorzeigbares übrig geblieben war,
Ein Erinnerungskreuz an den Absturzort der B26 Marauder soll es auch geben, ist jedenfalls auf einer Karte angegeben. Nur hinwandern kann ich nicht, denn die Stelle liegt in einer C-Zone des wallonischen Venns, die für Amateure wie mich nur mit bevollmächtigtem Führer betreten werden darf.
Das Bild hier ist am 8.12.2021 am Rande des wallonischen Venns aufgenommen worden. Das Kreuz müßte in etwa 300 Metern Entfernung vom linken Bildrand aus zu finden sein.
Dort befindet sich offenbar ein Grab der G.I.
Zu sehen ist dort allerdings nichts weiter, auch nicht wenn dort kein Schnee liegt.
Kommentare (14)
@Heidi Grünwedl
Hallo Heidi,
in aller Regel sind die GI nicht dort beerdigt worden, wo sie abgestürzt sind. Nicht immer, aber sehr oft wird bei diesen Denkmälern darauf hingewiesen, wo sie beerdigt worden sind. Meist ist das der nächstliegende Soldatenfriedhof.
Danke für 💗 und Deine Frage.
Beste Grüße
Hubert
@Songeur Herzlichen Dank, Hubert, für die Beantwortung meiner Frage! Jetzt weiß ich Bescheid! Danke!
Gruß von
Heidi
@Heidi Grünwedl Danke, für dein Herzchen, Hubert, zu meinem Kommentar.
Liebe Grüße von
Heidi
Lieber Hubert,
du hattest recht, denn der Rotor stammt tatsächlich von einem amerikanischen Flugzeug.👍
Anbei ein Auszug aus dem Artikel des Historikers M. Remy:
Wir stehen mit Michel Remy am Fliegerdenkmal im Hohen Venn. Auf Sourbrodt-Vergade erinnert es an zwei junge Soldaten, die hier am 4. Juli 1943 starben: der 31-jährige Arthur Morley und der 29-jährige Frank Sadler. Sie gehörten zu einer siebenköpfigen Besatzung der Royal Air Force, erzählt Michel Remy. „Wir wissen, dass das Flugzeug in England zu einem nächtlichen Bombenangriff über Köln gestartet ist. Bei seiner Rückkehr wurde es dann hier auf Vergade abgeschossen.“
Die fünf Überlebenden wurden gefangen genommen. Von der Maschine blieb nichts mehr übrig. Der Propeller, der in ein Monument aus Quarzit eingelassen wurde, stammt von einem amerikanischen Bomber. Daneben erinnert ein Gedenkstein an alle Flieger, die hier im Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen.
https://brf.be/regional/1194223/
Beste Grüße
Rosi65
@Rosi65
Herzlichen Dank für Deine Recherche, liebe Rosi, den BRF hatte ich selbst gar nicht "auf dem Radar". Meine Informationen stammen aus dem wallonisch-/französischen Sprachraum.
So auch aus dem Bereich der "Amis de la fagne", deren Mitglied ich selbst auch bin.
Herzliche Grüße
Hubert
Und allen, die mir ihr Interesse an meinen Wanderungen durch Kommentare und 💗 💗 💗 zeigen wünsche ich :
Herzlichen Dank für 💗 💗 💗 und Kommentare auch an :
iverson
Xalli
maite
Liliom
Manfred36
Christine62laechel
Lieber Hubert,
ich bin auch immer wieder erstaunt, welche Wege und Stege Du "überwindest". Ich glaube, für mich wären solche Wanderungen eine echte Herausforderung und vielleicht sogar Überwindung.😉Deshalb verdienst Du meine volle Bewunderung und Hochachtung. Ich danke Dir recht herzlich für das Einstellen der schönen Fotos und wünsche Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr 2022.
Lieben Gruß von
Jutta
@Juttchen
Liebe Jutta, ich mache das einfach gerne, denn dort, wo es unwegsamer ist, ist man unterwegs doch eher allein, und das scheint mir ein in diesen Corona-Zeiten doch nicht zu verachtender Vorteil zu sein.
Der relativ schwierige Übergang über den Scheidbach ist mir erst bei der Betrachtung der unterwegs gemachten Fotos als schwierig "erschienen". Unterwegs war eher Aufmerksamkeit gefragt, keine Bedenken. 😉
Danke für 💗 und Deinen Kommentar und ich wünsche Euch ebenfalls einen guten Rutsch und alles Gute dann in 2022.
Herzliche Grüße
Hubert
Die Aufnahmen deiner Winterwanderung von Anfang Dezember machen betroffen und nachdenklich. Wenigstens aber sind die Opfer des unseligen Krieges nicht vergessen – gleichsam als Mahnung für ale nachfolgenden Generationen. - Gut und wichtig, dass du sie auch für uns zusammengestellt hast...
Dank sagt dir mit lieben Grüßen
Syrdal
@Syrdal
Herzlichen Dank, lieber Syrdal, für Deinen Kommentar.
Als naturalisierter Belgier bin ich mitunter selbst noch ein spätes Opfer der unseligen Kriege. Schon deshalb kann ich die Opfer des Krieges nicht vergessen, selbst wenn ich das je vorgehabt hätte.
Alles Gute für 2022 wünsche ich Dir mit herzlichen Grüßen
Hubert
Beim Betrachten des Steges am Scheidbach wird auch mir ganz mulmig. Ob er noch stabil genug ist, auf Dauer Fußgänger zu tragen ??
Wenn ich an unsere Venn-Wanderungen vor langer Zeit denke, mochte ich es nicht besonders, die schöne moorige Landschaft nur von Stegen aus betrachten zu können. Denn ich musste immer wieder stehen bleiben, um meinen Blick umher schweifen zu lassen. Während des Gehens hätte man glatt "vom vorgeschriebenen Weg" abstürzen können.
Immerhin habe ich nun die Möglichkeit, Dich per Foto auf Deinen Wanderungen zu begleiten, wofür ich Dir herzlich danke.
Mit guten Wünschen für das Neue Jahr
grüßt Dich herzlich
Andrea
@Muscari
Der Steg über den Scheidbach wird wohl noch eine Weile halten, auf Dauer ohne Nachbesserungen wohl nicht. Immerhin ist der Steg Teil einer Genusswanderung und bei denen schauen die Verantwortlichen schon eher mal nach, ob alles noch in Ordnung ist.
Wie es mit den Stegen früher war, kann ich nicht beurteilen. Heute scheint es sie im Hohen Venn nur noch dort zu geben, wo man sonst nicht trockenen Fußes hinkommt (auch die "offiziellen Landschaftspfleger" nicht).
Ich bin mit ihnen, wenn sie einigermaßen brauchbar sind, schon ziemlich zufrieden. Über den Scheidbach wäre ich ohne Steg/"Brücke" gar nicht gekommen.
Runterfallen kann man von ihnen allerdings ohne weiteres, schon weil viele gar nicht mehr in brauchbarem Zustand sind.
Ich danke Dir, liebe Andrea, für 💗 und Deinen Kommentar und wünsche Dir für das neue Jahr 2022 das Allerbeste.
Herzliche Grüße
Hubert
@ Songeur Werden die GIs dort beerdigt, wo sie abgestürzt sind?
Liebe Grüße von
Heidi